Magnolia "Magnolia" (Transubstans Records/Record Heaven 2006)

Magnolia ist das Bluesrockprojekt des Gitarristen Ronny Eriksson. Der Name ist einem Song von Blue Cheer entnommen, der musikalische Einfluss ist da nicht fern, End60er und Früh70er sind die Zeit des Multiinstrumentalisten. Ronny Eriksson spielt Bass, Gitarre, Keyboards und singt, Schlagzeug spielt Anders Hedström, einige Gäste haben am Gelingen der Songs mitgewirkt, so spielt Love Tholin Gitarre in einem Song, Carl Fredrik Eriksson hat ein Posaunensolo im exzellenten, instrumentalen Folksong "Dalsländsk Polska" beigetragen, Ronnys Freundin Ewa Ulrika Gustavsson singt mit Ronny im Chor den Refrain in "Försvunnen", Tomas Eriksson, Ronnys jüngerer Bruder, hat auch mal das Drumset bedient. Ein Familienunternehmen sozusagen, ein wohl gelungenes.
Die 9 Songs sind Heavy Bluesrock mit der typischen skandinavischen Note, der extravaganten melodischen Komponente, die aus der kompliziert melodischen Folklore stammt. Die Songs sind überaus dynamisch und lebhaft, haben eine dezent melancholische Note und besitzen ein enormes emotionales Potential. Man braucht nicht viel, die Songs zu mögen. Das komplexe, zurückhaltende Schlagzeugspiel, die harten Sounds der Gitarre, der nachdenkliche Bass, die ideenreichen und überraschenden Arrangements der sehr guten instrumentalen Parts - Ronny Eriksson hat mit Magnolia das erreicht, was Johnny Winter 1969 auf eines seiner Cover schrieb: Progressive Blues Experience.
Es gibt viele Facetten, die das Album spannend machen. Ob das jazzige Gitarrenläufe sind, die grandiose, hinreißende Schlagzeugarbeit, die wahrhaft bezaubernden Harmonien, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen, wie in "Trollbunden", das geradezu mystisch ausklingt. Blues ist die Inspiration, die Songs gehen weit darüber hinaus. So schräge und reichhaltige Arrangements sind sonst nur im Progressive Rock zu hören. Und wenn dann der Bass megatief verschnörkelte Linien fährt, die Gitarre ein trockenes Motiv rockt und die Becken des Schlagzeugs zarte Töne von sich geben, Ronny Eriksson mit verfremdeter Stimme singt, dann ist da mehr als nur die Summe seiner Einzelteile. Dabei legt Ronny Eriksson es nicht darauf an, überaus komplexe Songs zu spielen, ihm liegt nicht viel an extremer Härte und langen Soli, es geht ihm um den Song an sich. Und dafür hat er ein außergewöhnliches Gespür. Alles Notwendige und viel mehr ist in den Songs enthalten, hat seine Einflüsse bei Cream, November, West Bruce & Laing und mit den Lyrics in schwedischer Sprache eine charmante Eigenart. Überragendes Stück ist der leise elektrische Folksong "Dalsländsk Polska" mit mystischem Posaunensound. Der kurze Track will nicht mehr aus den Sinnen und ist dabei relativ schlicht. Da ist mehr als nur das, was zu hören ist.
"Magnolia" ist ein Tipp nicht nur für Bluesrock-Freaks, sondern auch für Fans des skandinavischen Progressive Rock.

VM




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