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Mads Tolling "The Playmaker" (esc records, VÖ: 23.03.2010)
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Geiger Mads Tolling (Turtle Island String Quartet) ist Mitglied in der jüngsten Stanley Clarke Band und hat daneben sein eigenes Ensemble gegründet. Im Booklet zu seiner CD "The Playmaker" sind seine Einflüsse nachzulesen, und die machen ein wahrhaft breites stilistisches Fundament auf: von J.S. Bach bis Jimi Hendrix, von Beethoven bis zum Mahavishnu Orchestra, von Dvorak, Debussy und Ravel bis John Coltrane und Led Zeppelin. Seine (überwiegend elektrische) Band Mike Abraham (g), George Ban-Weiss (elektrischer und akustischer Bass), Eric Garland beziehungsweise Jeff Marrs (dr) und die Gäste Stanley Clarke (mit seinem akustischen Bass in einem Song), Stefan Harris (Vibraphon in zwei Tracks) und Russell Ferrante (p, key in vier Tracks) wandelt mit Tolling zwischen Jazz und Rock, zeigt emotionales Harmoniegespür wie akademische Handwerksbildung, zeichnet elegante Arrangements und entwirft entspannte, beschwingte und relativ leichtgewichtige Instrumentalsongs, die erstklassig ausgewogenen Electric Jazz mit Links zum Jazzrock wie zum Mainstream Jazz leben und im heutig-aktuellen Entspannungsklima der populären Musik für dezent saftigen Qualitätssound sorgen.
Tolling spielt - seine Band tut es mit ihm - technisch erstklassig, es gibt nichts zu meckern, auch der Sound ist exzellent eingefangen, die Beckenschläge sind fast wie Berührungen auf der Haut, virtuose Spielereien wirbeln zart und lebhaft durch die Songs, und die frühlingshafte Klangschönheit der 11 Tracks fließt ins gepflegte Erwachsenenohr. Kein Kitsch, kein Quatsch ist zu hören, nichts Aufdringliches, keine Megahyperdröhnung, aber leider auch keine heftige Intensität. Sofort zu hören, ohne sie zu sehen, dass die Band Nachwuchs ist, sich vom Jazzrock der Mittsiebziger inspiriert zeigt und gar Led Zeppelin ("Black Dog") spielt - und dies sehr gut tut, nur ganz ohne den enormen Drive und die nervöse Power, wie dies die Zeppeline oder das Mahavishnu Orchestra in ihren besten Tagen taten - wofür diese in den Kosmos der Musikgeschichte als gekrönte Häupter aufgenommen worden sind - was diesen freundlichen Jungs wohl nicht widerfahren wird. Keine Frage, die Band ist gut, die Songs flutschen, und stets bleibt die Energie ausgewogen, zurückgenommen, eingeebnet, dezent, erwachsen und brav. Führt wohl kaum noch ein Weg zurück in die Wildheit der alten Klänge im Jazzrock. (Bis auf exzellente Ausnahmen. Etwa Phlox!)
madstolling.com
VM
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