Madison Dyke "Zeitmaschine" (Racket Records 1977, Garden of Delights 2004)

Die ausführliche Geschichte der Band Madison Dyke ist im umfassend informativen Booklet der CD aufgeführt worden, daher soll sie hier nur in Auszügen Erwähnung finden. Von der Besetzung, die letztlich die deutsch betitelte und komplett in Englisch gesungene LP "Zeitmaschine" einspielte, ist nicht ein Musiker an der Gründung der Band beteiligt gewesen. Zur selben Zeit, als in Hannover Madison Dyke gegründet wurde, gab es eine andere Band namens Iron Intention, deren Mitglieder von Gentle Giant, Genesis, Yes, Jethro Tull und Manfred Mann Chapter Three beeinflusst waren. Iron Intention wurde aufgelöst und drei Musiker der Band kamen zu Madison Dyke: Burkhard Rittler (lead-voc, fl, mel, perc), Robert Krause (b) und Jürgen Baumann (g, p, mel, synth, voc) beschlossen 1975, eine Single einzuspielen, dazu wurde erst einmal der von der Urbesetzung Madison Dykes verbliebene Schlagzeuger Hans-Jürgen Demmer gegen Burkhard Engel (dr, perc) eingetauscht. Die Band hätte sich in Kuckuck umbenennen sollen!
Die Single wurde veröffentlicht, darauf enthalten die beiden Stücke "Walkin'" und "Dice-box", die beide als Bonus auf der CD enthalten sind. Das Cover der Single (im Booklet der CD abgedruckt) ist im Übrigen wirklich unerfreulich hässlich.
Die Stücke darauf sind etwas härter und knackiger als die Tracks auf der LP. Der symphonische Rock stützt sich auf einen Synthesizer-Teppich, der nicht besonders variiert und keine weitere Bedeutung hat, als den Hintergrund zu illuminieren. Jedoch das Bandgeschehen im Vordergrund ist gut gemacht. Als die Band die Stücke für die LP einspielte, fand sie im Studio ein Mellotron vor, das für die 4 Tracks ausgiebig genutzt wurde. Zwar spielen Madison Dyke die Sounds des Speichergerätes nicht so radikal und harmonisch vielschichtig, wie die großen Symphonic Bands der 70er, doch immerhin ganz interessant. LP und CD eröffnen mit dem 10-minütigen "First Step". Der Name macht dem Titel alle Ehre, in den ersten 4 Minuten passiert nicht allzu viel. Es wird eine Stimmung erzeugt, die mit nichts überzeugt. Doch dann setzt die Band ein und das melodische Geschehen wird sofort interessanter. Ein zartes Flötensolo ist zu hören und dann startet der Song wirklich, während im Hintergrund die dicke Keyboardtapete hängen bleibt, aus welchem Grund auch immer. Im Gegensatz zu Kristian Selm, der im Progressive Newsletter Magazin meint, dass die Hardrockanteile stören, muss ich sagen, welch Glück, dass sie vorhanden sind. Ansonsten wäre "Zeitmaschine" von übergroßer Langeweile. Die elektrische Gitarre, die schön gespielte Flöte und die kraftvolle Rhythmuscrew machen den Song, wie die folgenden, erst richtig interessant. Sehr angenehm ist der zweite Track "Cooking Time Of An Egg". Fabelhaftes Thema, schön und spannungsreich arrangiert. Der klare, helle Klang der akustischen Instrumente Gitarre und Flöte findet hier eine ganz besondere Harmonie, das setzt sich im Gesang fort. "Next Conceptions" startet ähnlich, bis die symphonische Band einsetzt und ein schönes, verträumtes Thema aufbaut, über das die Gitarre ein hinreißendes Solo setzt. Der letzte Song der Platte füllte mit 16.40 Minuten die 2. LP-Seite aus. Glücklicher Weise braucht der Song nicht so lang wie der Opener, die Gitarre hält die Lethargie des kunstvoll ausgebreiteten Keyboardteppichs nicht aus und reißt den Song aus der Hängematte. Auch hier ist von den Einflüssen Gentle Giant, Chapter Three und Yes absolut nichts zu vernehmen. Der Song ist zwar harmonisch vielschichtig, aber längst nicht kompositorisch, wenn sich das ausgedehnte Geschehen auch interessant und abwechslungsreich zeigt. Madison Dyke hatten bei Racket Records einen Plattendeal für zwei LPs. Leider ist es nur bei dieser einen Platte geblieben, so ist eine künstlerische Entwicklung der Band nicht nachzuvollziehen. Die CD ist sicher nicht nur aus rockhistorischer Sicht wertvoll, die harten Rock-Motive in der schwebend symphonischen Musik machen der Band viel Ehre, so manche Idee in den Songs ist hinreißend.
Wie üblich bei Garden of Delights ist die CD mit einem äußerst interessanten Booklet ausgestatte, das die gut recherchierte Geschichte der Gruppe auf deutsch und englisch, weitere Veröffentlichungen der Musiker mit Labelangaben, originale Bilder, Single-Cover, Bandphotos und alle bisherigen Veröffentlichungen des Labels enthält.

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