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Machine & The Synergetic Nuts "Leap Second Neutral" (Cuneiform 2005)
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1997 reformierten Toshiaki Sudoh (dr, Melt Banana) und Noriya Iwata (key, Bic E) die Band Fiddle 2 mit Masahide Hasegawa (sax). 1998 gab sich die Band den neuen Namen Machine & The Synergy Nuts. Ein Jahr später kam Hiroyuki Suzuki (b) dazu. Schon als Trio war ein Tape eingespielt worden, das Quartett probte jetzt für ein neues Demo und im November 1998 stiegen Machine & The Synergy Nuts das erste Mal auf die Bühne. 2003 veröffentlichte die Band auf ihrem eigenen Label Alibaba Records ihr gleichnamiges Debüt. Cuneiform legt das Follow-Up auf.
Der Bandsound ist von den unterschiedlichen Interessen der einzelnen Musiker beeinflusst. Und die sind breit gestreut, von Hardcore Punk, Avant Rock, Free Jazz, Jazzrock und Progressive Rock ist alles dabei. Saxophonist Mahi-Mahi war Chef von Delusion Valley, bei Menbous, Shincho 2m und vielen weiteren dabei und hat mit John Zorn gespielt. Schlagzeuger Sudoh hat mit den Ruins, Merzbow, Elliot Sharp, Zeena Parkins, Mr. Bungle, Shellac und unzähligen anderen Band gespielt, sein musikalisches Interesse liegt bei Soft Machine, National Health und Henry Cow. Bassist Hiroyuki Suzuki spielte mit Carta Techno, mit Charles Hayward Avant Rock und mit Jan Garbarek esoterischen Jazz. Keyboarder und Hauptkomponist Noriya Iwata spielte in Bands wie Bic E, Fly as Pie, Hammond Brothers, Onotetsu und bringt die meisten Einflüsse ein, alles Jazzgeformte Musik; Dixie Dregs, Miles Davis, P-Funk, Van Dyke Parks, Hermeto Pascoal und etliche weitere.
Diese Stil-Vielfalt macht "Leap Second Neutral" so interessant. Das kann unter Jazzrock eingestapelt werden, sind die 9 Stücke doch damit am ehesten zu vergleichen. Doch dann würden die vielen weiteren Merkmale wie Psychedelic Rock, Disco, Funk, Canterbury und Jazz unerwähnt bleiben. Mal klingt die Band, die übrigens mit Gastgitarrist Matsue Jun (in 4 Songs) und Perkussionist Takahashi Yuko (in 2 Songs) arbeitet, wie in der großen Diskozeit (1978), dann könnte der Canterbury-Crack Dave Stewart hinter den Tasten stehen, Soft Machine quengeln hier herum und jede Menge leichtes Popjazz-Material flattert ganz entspannt und funky aus den Boxen.
Die Band spannt ihren Bogen weit. Immer mit dem ganz großen Groove, was die Neo Psychedelic Note einbringt. Dazu aber diese schweren Keyboardläufe, die aus der komplexesten Phase von Soft Machine oder National Health stammen könnten. Das esoterisch verhallte Saxophon entspannt die Situationen oft, wenn der Keyboarder zu stark in die Tasten beißt und nicht mehr vom minimalistischen Thema lassen kann. Die Gitarre soliert bisweilen ganz erholsam und bringt der Band einen schweren Rocksound ein, wenn sie nicht, wie in den minimalistischen Passagen, psychedelische Akkorde ohne Ende abfeuert.
Auf der einen Seite arbeiten Machine & Synergy Nuts sehr komplex und virtuos, auf der anderen Seite schwer an Dancefloor orientiert und wenn noch eine Seite gestattet sei, dann füllt dies das Gemenge aus Neo Psychedelic Rock, Minimalistic Sound und Avant Pop. Noch Fragen?
Bei all diesem Kauderwelsch sind die Jungs nicht zu wild drauf. Es gibt kein mörderisches Getrommel und die Aggressivitätsskala flippt nicht besonders aus. Einige Songs haben einen sagenhaften Start, in dem die Jazzharmonien des Keyboards diese grandiosen Disharmonien entwerfen. Wunderbar. Aber warum dann dieses Garbarek-Saxophon, dieser Poprhythmus?
Machine & The Synergy Nuts machen wahrhaft keinen "normalen" Jazzrock. Die Orientierung Richtung Avantgarde und Pop ist gleichstark ausgeprägt. Damit ist die CD ein einmaliger Sound für Leute, die sich ohne Schwierigkeiten daran gewöhnen können, beide Extreme gleichzeitig zu akzeptieren.
alibabarecords.com/msn
cuneiformrecords.com
VM
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