|
Mario und Marlene Buchinger "Lost Music" (Pyramids Audio 2015)
|
Keine CD. Ein Buch. "Lost Music" ist das 194 Seiten starke Werk des Autors, Musikers und Musikproduzenten Mario Buchinger, der einen tiefen Einblick in das Musikgeschäft gibt und dabei viele Facetten aufmacht und ausführlich erläutert.
Das Inhaltsverzeichnis listet, neben Einleitung, Resumé und Index den Inhalt des Buches in zwei Hauptabteilungen: Die A-Seite und die B-Seite.
Auf der A-Seite, Musik konsumieren untertitelt, werden als
A1. Die Genres und ihre Zielgruppen
A2. Die Musik auf ihrem Weg zum Hörer
A3. Besondere Phänomene der Musikszene
A4. Der Umgang mit Musik
A5. Formen der Musikwiedergabe
A6. Hörgewohnheiten
A7. Die Vervielfältigung von Musik
gelistet. Die B-Seite, Musik produzieren, betitelt, gibt folgende Untertitel an:
B1. Komposition - Die Entstehung eines Songs
B2. Das Tonstudio
B3. Die Arbeit im Studio
B4. Manipulationsmöglichkeiten
B5. Der Umgang mit den Interpreten
B6. Musik als Moneymaker.
Mario und Marlene Buchinger machen sich Gedanken über die Poplandschaft. Lost Music, so die Autoren, soll zum Nachdenken anregen, füttert zudem mit vielfältigen, detailreichen Informationen sowie recht nüchtern wirkenden Bildern aus der Musikinstrumenten- und Studiowelt die verschiedenen Facetten des Themas ab und gibt sich kritisch.
Die Einführung in A1 ist noch etwas oberflächlich. Da werden Musikstile vorgestellt: Volksmusik, das Ding mit Sch…, Rock, Electronic, Mainstream und zuletzt gebündelt Klassik, Jazz und anderes. Zumindest diese Einführung bedarf entweder einer ausführlichen inhaltlichen Überarbeitung oder einer Straffung. Zu allgemein gehalten ist der Inhalt, eindeutig ist dieses Kapitel als Intro zu verstehen, die Autoren legen nicht viel Gewicht auf Aussagen über die Genres und ihre erkenntlichen Abgrenzungen, sondern lassen einfach ungemein viele Stile weg und verallgemeinern stark. Etwa in Rock, wo in den ersten zwei Absätzen von "Classic Rock" und "Metall" über Led Zeppelin, Pink Floyd, Metallica und Black Sabbath gleich Gerry Rafferty und The Simple Minds erreicht werden und zuletzt die Rede von klassischer Musik, Jazz und Electronic ist. Immerhin wird Adolph Rickenbacker erwähnt.
Doch sobald dieses Kapitel überstanden - und das ist das richtige Wort für diesen Allgemeinplatz - ist, wird das Buch richtig spannend. Gewiss gibt es immer wieder wenig tief beleuchtete und zu allgemein behandelte Inhalte und Kapitelpassagen, doch insgesamt wird deutlich, dass die Autoren aus dem Nähkästchen plaudern und das hin und wieder erstaunlich umfangreich bis sehr technisch. Gut so.
Doch. Und dieses DOCH muss groß geschrieben sein. Das ganze, komplette Buch bedarf eines kritischen Lektors. Die Sprache ist absolut unwissenschaftlich und mundsprachlich. Satzbau und Grammatik halten es mit Knorkator: "The schlechst of…". Zudem sind so starke sprachliche Unterschiede zu erkennen, dass ich glauben möchte, zwischendrin einen anderen Autor zu lesen, eine andere ‚Handschrift'. Indes ist die Denke stets gleich. Und die macht den Sinn.
Doch das Lesen des Buches ist, mehr für Bücherleser als für Musikbuchleser, durch die Simplizität, ungenaue Ausdrucksweise, szenetypischen Sprech und poltrige Allgemeinplätze anstrengend. Gewiss gehen die Zeilen wie nix weg, ist die Sprache ungemein einfach, wenn nicht schlicht gehalten, liest sich das Buch leicht. Doch die steten unaufgeräumten Satzbau-Baustellen und sprachlichen Unfälle sind, für ein Buch, eine Katastrophe.
Trotzdem will ich, des Inhaltes wegen, "Lost Music" durchaus empfehlen. (Vielleicht auch Germanisten, die Studenten damit quälen können.) Der Ton macht die Musik und die Sprache macht das Buch.
Indes: das Musikproduzieren wird sinnreich erhellt und Zusammenhänge offenbart, die der geneigte Fan vielleicht ahnte oder sich zusammenreimte, aber nicht genau wusste. Ab A2 bis B5 sei "Lost Music" empfohlen. Hier ist das Buch spannend und wertvoll.
pyramids-audio.com
VM
Zurück
|
|