Liquid Visions "hypnotized" (Sysyphus Records 2002)

Die Zeitreise führt nicht nach San Francisco ins Jahr 1967, sondern nach Berlin, wir bleiben im Jahr. Liquid Visions wollen uns Glauben machen, das die Sechziger Jahre noch nicht zu Ende sind. Das gelingt ihnen auch. Liquid Visions machen keinen typischen Psychedelic Rock, sondern einen "psychedelisierten" Westcoast Rock mit Schrammel-Fuzz-Guitars. Die positive Überraschung: die Kompositionen sind wirklich top. Die Interpretation ist gelungen, hier schrammelts, da blubberts, der Sänger kratzt mit genervter Stimme, die Gitarre wabert ein ellenlanges Solo. Nur das Schlagzeug ist etwas zu modern gespielt. Trotzdem hat die Band sich die Vorbilder gut angehört - und angesehen, das Cover wäre 1967 nicht weiter aufgefallen. Die Band auch nicht, Haare und Klamotten sind stilecht. Nur die Augen sehen nüchtern drein. Bei diesen Songs muss die Band auch, zumindest zwischendurch mal, nüchtern gewesen sein. Die Einspielung ist für Psychedelic Rock erstaunlich komplex, weder werden tausendmal abgenudelte Typica zum besten gegeben, noch tanzt hier die Neo-Psycho-Techno-Welle (oder wie auch immer dieses beschissene Zeug heißt). Nein, Liquid Visions machen keine solchen Fehler. Sie spielen verteufelt schwierige Passagen, die leichtfüssig scheinen. Sie können rocken und Druck erzeugen, wie im ansonsten gelassenen "Butterflight" oder im langen "Paralyzed". Die kurzen Hits könnten vielleicht gar ein alternatives Radioprogramm erreichen. Beileibe erfinden Liquid Vision nichts neu, sie haben jedoch gute Songs, die sie in ihrem Lieblingsfahrwasser bunt übers Wasser treiben lassen. Sympathische Sache - und 100% Retro.

liquidvisions.de
VM




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