Les Boucles Absurdes "Into My Brain" (Off Records, 04.05.2015)


Pierre Vervloesem presents: a series of good music, whatever that means!
Mehrere Bandprojekte sind unter diesem Label bei Off Records veröffentlicht worden. Und gemäß dem Motto des belgischen Musikers Pierre Vervloesem klingt nicht ein Album wie das andere. Das ist hier wieder gelungen. Und gelungen ist das richtige Wort.
Jean-Pierre Jonckheere und Pierre Vervloesem spielten bereits 1982 zusammen, damals in der Band Itza Uchen. 2014 folgte die Wiederaufnahme der musikalischen Arbeit mit "Boîtes à Tartines". Gemeinsam mit einigen Gastmusikern (Seesayle - vi, g, voc, Dominique Van Cappellen-Waldock - voc, Luc Van Lieshout - tr) ist ein wiederum angenehm schräges, extravagantes Album entstanden, dessen 11 Tracks und 57:02 Minuten Spielzeit verrückte und ausgefallene Ideen zusammen bringen, die so noch nie vereint waren und in ihrer Ursprungsidee wohl gegenläufig sozialisiert waren.
Les Boucles Absurdes danken PIL, Laurie Anderson & The Mariner's Children. Zugleich könnten sie King Crimson und Frank Zappa danken, von denen Strukturanteile und Gitarrenarbeit involviert wurden.
Das Album geht gleich gut los mit einem Hit. "Broken line" hat Groove satt, ist ein extraharter Elektro-Avant-Funk-Song mit New Wave- oder besser No Wave-Gesang, dessen peitschende Drums und radikale Elektronik scharfkantig aus den Boxen schießen. Selbst das eher psychedelische Inlay hat seine Hitmomente. Doch als solches in den Endsiebzigern Frühachtzigern aufkam, war das Original ganz und gar Pop, längst nicht so fesch und hart und schräg und extravagant. Les Boucles Absurdes ‚progressivieren' das originale Idee-Material in eigener Komposition zu verrückt avantgardistischem Musikzeug, in dem eingängiger Pop, sanfte Mädchenstimmen, atonale Elektronik, ambiente Lyrik, zappaeske Gitarrensoli, crimsoneske Instrumentaldisharmonien und No Wave im Jahr 2015 ankommen.
Manches rasant rassige Material ist hier zu hören, auf lässigen Elektro-Grooves, die in psychedelische Monsterpassagen aufbrechen und atonales Flair entwerfen, dem immer wieder dieses hoffnungslose Moment des No Wave/New Wave infiltriert wird. Doch die instrumentale Ästhetik ist ganz heute, hier und jetzt. Gar Neue Musik kann sich entwerfen, oder seltsam gemixte Jazz-Phantasien, die wie Theatermusik in äußerst ungewöhnliche Richtungen ausbrechen können. Nicht zuletzt arbeitet das Duo seltsamste Progressive Rock-Muster aus, die nicht in einem Fall einfach, herkömmlich oder leicht nachvollziehbar sind. Der schräge Stoff birgt ungemein Faszination und wird vielfaches Hören mit immer neuen Erfahrungen belohnen.
Für Progressive Rocker und Avant Spezialisten, die gern über Genregrenzen und in die instrumentale Wildnis denken, rares Gourmet-Futter.

off-recordlabel-blogspot.com
VM



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