The Last Placid Days Of Plenty "Headphone Gallery" (Eigenproduktion 2007)

Die alten Fans der guten alten Rockmusik (meine Mutter meinte stets, es gäbe eine "gute" [also auch eine schlecht] Rockmusik), (unter gut verstand sie Pink Floyd und Led Zeppelin), sitzen seit Jahrzehnten unbefriedigt in ihren Wohnzimmern und Garagen und donnern sich den Feierabend mit großartiger Musik ihrer Jugend zu. Bis sie schließlich der Frustration Höchstgrenze erreicht haben, ihre Freunde schnappen und ihre Instrumente, denn selbstverständlich können auch sie Instrumente artgerecht bedienen; jammen und kühlen das Gemüt mit zuerst nachgespielten Versionen ihrer liebsten Songs, um, wenn sie es eine Zeit durchgehalten haben, zu eigenen Songs durchzusteigen.
Etliche dieser Band spielen nie eine CD ein, machen einige Konzerte und hacken dann wieder Holz oder mähen den Rasen. Einige wenige jedoch schaffen den Sprung, raffen sich auf und üben, was das Zeug hält. Dann kann es passieren, dass sich im Laufe der Zeit eine bestimmte Qualität herausarbeitet, die über die Garage hinaus wirkt und Funken sprüht.
Eine der Bands, denen die Produktion einer eigenen CD wohl gelungen ist, sind The Last Placid Days Of Plenty, die in der Folge kurz Plenty genannt seien. Kurz gesagt, haben Eric Comander (dr, perc, vib, b, p), Doug Stevens (g), Jamie Robinson (p, keys, synth, voc, g) und Al Webster (lead voc, b) samt diverser Gastmusiker einen Stil gefunden, der grob gesagt den Neunziger Pink Floyd Stil "versiebzigert".
Zumeist gehen die nicht mehr ganz taufrischen Jungs mit ihren ausgereiften Ideen dabei recht entspannt vor, hin und wieder jedoch zeigen sie ein Faible für schräge Frickeleien, die sie vor allem in "The Ironclads" und "My Macabre Machine" technisch versiert und dynamisch einbringen.
Gewiss werden Plenty es nicht dazu bringen, Pink-Floyd-große Stadien zu füllen, das ist nicht ihr Ansatz. Sie haben ihre Größe und ihren Ausdruck gefunden, sich auszutoben und dabei in aller beachtenswerten Qualität Spaß zu haben. Ihr Sinn für musikalischen Humor, ihre technischen Fertigkeiten und ein ausgeprägtes Faible für raffinierte Arrangements sprechen sehr für die Band. "Headphone Gallery" ist kein Meisterwerk oder DIE Entdeckung des (jungen) Jahrhunderts, aber die 11 Songs der CD machen Eindruck. Nicht allein der 18-minütige Longtrack "The End of an Era" hat starke Argumente, sich mit der Musik ausgiebiger zu beschäftigen. Die anderen, zwischen 4 und 6 Minuten langen Tracks zeigen ebenso Gespür für komplexe und anspruchsvolle instrumentale Partien, tolle Gesangslinien und fabelhafte Soli. Die Band lässt die Dynamik der Songs in sphärische Esoterik auslaufen, um daraus kraftvolle Rockparts aufstreben zu lassen, hat gute Stimmen, den Gesang zu transportieren und die Energie, schwere Läufe zart auslaufen zu lassen.
Nicht allein Pink Floyd Fans wird "Headphone Gallery" ansprechen. Die Vielfalt der kleinen und großen Ideen hat die, samt, gewiss, einiger kleinerer Ausfälle, Qualität, sich von ganz unten einen Namen zu machen.

plentyonline.com
justforkicks.de
VM



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