Land Of Chocolate "Unicorn Of The Cob" (Slip Disc Records 2001)

Wenn die Kanadier Miriodor dem Klassiker Gentle Giant avantgardistisch huldigen, so tun dies Land Of Chocolate auf eine völlig andere Weise mit ihrem außergewöhnlichen Album "Unicorn Of The Cob" ebenso. Aber es ist keine offensichtliche Huldigung wie keine eindeutige Orientierung, die Land Of Chocolate treiben, sondern ein ebenbürtiges Spiel im komplexen, progressiven Rock mit symphonischen Anteilen ebenso wie mit vielen "Frickeleien" - virtuos-komplexer Vielschichtigkeit in kreativer Diagnose und Interpretation der Komposition und ihrer eigenartigen Feinheiten. Produziert wurde die Platte von Brett Kull, einem Echolyn-Mitglied. Land Of Chocolate rankt sich um den Bruder eines weiteren ehemaligen Echolyn-Musiker, um John Buzby, der auch schon die Jazz/Fusion/Progger Finneus Gauge qualitativ auszeichnete und hier neben der Bedienung der Keyboards, Loops und Perkussion mit hoher, ausdrucksstarker Stimme singt. Drummer Jordan Perlson sitzt auch in der wiedergeborenen Schwesterband Echolyn am Schlagzeug und Brian O´Neill (g) und John Jens (bg, chapman-stick) kommen von fIVE pOST fENCE aus Virginia. Die 10 Songs auf "Unikorn of the Cob" sind kreative und erstklassige Progressive Rock Songs, die trotz des verspielten, harten Rocks und aller virtuosen und rhythmisch veschachtelten Komplexität grooven und modern und frisch klingen. Da ist zum einen die kompositorische Fantasie anzusprechen wie auch die hundertprozentige handwerkliche Klasse der Musiker. Rein technisch gibt es nichts zu meckern, weder lahmt es interpretatorisch noch im Klang wie ebenso nicht ansatzweise langweilige Passagen auszumachen sind. Vielmehr hat sich die schon von Echolyn bekannte und beliebte Energie und Grandiosität über Finneus Gauge zu Land Of Chocolate vererbt. Land Of Chocolate loten die Emotionen ihrer Stücke weit aus, greifen tief in melancholische Stimmungen und dehnen die Idee bis in ultraschnelle Spielereien aus, um die Anfangsidee wieder in sich zurücksacken zu lassen. Sie holen aus den Songs alles raus und sind zudem mit intelligenten Texten ausgestattet, die wie in "Musical Findings" mal vom Werdegang als Fan erzählen oder sich in "We Love You Lots" ironisch über Selbstbewußtsein äußern. Vor allem jedoch ist der Gesang von John Buzby, viel dichter an Echolyn als an Finneus Gauge, im selbst gedoubelten Chor mit seinen feinen, jazzlastigen Harmonien nahe jeder Disharmonie und einen Schauer über den Rücken jagend unglaublich beeindruckend und angenehm. Land Of Chocolate ist nicht ansatzweise an Popmusik orientiert und tendiert doch zu Leichtigkeit, die in überaus komplizierter Partitur besteht und um so schwerer zu spielen als zu begreifen ist. Ein spätes Erbe von Gentle Giant und eine Zukunftsvision für den Progressive Rock, der einmal mehr die Chance hat, sich in die nächste Generation zu retten. Große Empfehlung!

www.landofchocolate.net
VM



Zurück