Michael Landau Group "Live" (Mascot/Provogue, VÖ: 23.10.2006)

Laut und vital beginnt die 1. CD mit dem Opener "Worried Life Blues", dem einzigen Stück, das Michael Landau nicht selbst geschrieben hat. Michael Landau steht für Bluesrock. Seine Sache ist die Ultraheavyness nicht, obschon der Gitarrist mit seiner Band radikal losrocken kann und es auf "Live" auch einige Male macht. Michael Landau hat viel mehr ein Faible für die abgründigen Tiefen der Improvisation, die er im Laufe der 12 Songs und 2 CDs weit ausschöpft und dabei bis in intimste Stille eintaucht. Seine Begleitung an Schlagzeug und Bass, partiell an Slidegitarre und Keyboards, geht sensibel auf seine solistischen Gitarren-Exkursionen ein und weiß sich erstaunlich zurückzuhalten.
Da kann ein Blues schon mal in Modern Jazz umkippen, oder aber nach einem dahingehauchten Part in Hendrix'scher Manier explosiv und leidenschaftlich ausflippen. Die "Handschrift" des Gitarristen auf "Live" ist enorm vielseitig und zeigt den als Session-Musiker im Rock-, Jazz- und Popbereich arbeitenden und auf vielen hunderten Alben (u.a. Miles Davis, Chaka Khan, Quincy Jones, Joni Mitchell, Diana Ross, Rod Stewart, Jefferson Airplane, Seal) zu hörenden Bluesrock- und Jazz-Fusion-Interessierten in seiner leidenschaftlichsten Art. Die 12 Songs wurden zwischen Januar 2004 und Januar 2006 im "The Baked Potato" in Nord Hollywood, Kalifornien, während diverser Gigs mitgeschnitten.
Die 6 Songs auf CD1, insgesamt 42 Minuten lang, sind straffer und songorientierter aufgebaut, die Dauer der Soli ist nicht endlos, die Band rockt kraftvoll und laut. CD2 bringt es mit ebenso vielen Titeln auf 63 Minuten. Und hier wird es leise und intim. Partiell verstummt die Band komplett und Michael Landau gerät mit seiner Gitarre in die tiefsten Tiefen der Improvisation, wandert zwischen Jazz und Rock und macht die Stille laut. Keyboarder Scott Kinsey spielt im ersten Track ein ausgedehntes Jazzsolo, von nervösem Schlagzeug begleitet, später folgen weitere kurze Soli der Mitstreiter Jimmy Johnson am Bass und Scott Kinsey an der Orgel. Das Spiel der Band ist ausgefeilt und intensiv, dabei weniger technisch orientiert und tief emotional.
Wer bereits das 2000er Doppel-CD-Livewerk Michael Landaus kennt, weiß, was ihn erwartet, obwohl meinem Eindruck nach vor allem CD2 dieser neuen Produktion kaum mit den 2000er Konzerten vergleichbar ist und viel intensiver und leidenschaftlicher ausfällt. Das schmale, und wie die Musik dunkle Booklet enthält wenige Informationen, alles ist auf die Songs konzentriert. Unbedingte Empfehlung dafür!

VM



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