Kris Pohlmann "Taylor Road" (Black Penny Records 16.01.2015)


Kris Pohlmann, in England geboren und mit 22 Jahren nach Deutschland umgezogen, war schon als Teenager vom Blues und der Rockmusik der frühen Siebziger inspiriert. Mit 15 Jahren war er besessen von der Musik von Status Quo, ZZ Top, Free und Cream. Seine Begeisterung führte ihn zur Gitarre. 2003 begann Kris, erste eigene Songs zu schreiben, 2005 gründete er seine Band. Mit Warren Richardson (b) und Elmar Stolley (dr) spielte er 2009 "New Resolution" und 2012 "One For Sorrow" ein. Für beide Bluesrock-Alben gab es Preise vom Deutschen Rockmusik Verband.
Bis 2013 tourte das Trio, trat auf Festivals auf. Doch als 2013 Bassist Warren ausstieg, war die Band passé und Kris Pohlmann entschied sich, solo weiter zu arbeiten. Die Intention: härter und rockiger, weniger Blues, Orientierung auf den Rock der frühen Siebziger. Über Jahre waren einige Demos zusammengekommen, die seit Sommer 2013 überarbeitet, auseinander genommen und neu zusammen gesetzt wurden. Neue Songs kamen hinzu.
Mit Daniel Guthausen (dr) und Dennis Bowens (b) war die Crew gefunden, das neue Material ausführlich anzugehen. Das frisch gegründete Trio ließ sich 9 Monate Zeit, die Songs einzuspielen, zu verwerfen, neu zu strukturieren und erneut einzuspielen, bis das Resultat saß.
Herausgekommen ist mit "Taylor Road" ein 11 Songs fassendes, 55:24 Minuten langes, knackfrisches Hardrock-Album mit starkem Bezug zum Bluesrock und Boogie. Die Songs sind liedhaft arrangiert, eingängig und Groove-basiert. Das heißt nicht, das die Songs gebügelt und auf schlicht getrimmt wurden. Ganz im Gegenteil überzeugt neben der erstklassigen Einspielung der Band, und die Rhythmuscrew arbeitet deftig und mit differenzierten, druckvollen Rhythmen, die zwar klare, aber doch aufwendige Songstruktur.
Besonderes Merkmal ist natürlich die Gitarrenarbeit Kris Pohlmanns. Seine Soli haben eigene Handschrift, verweisen in Sound und Stil auf die frühen Siebziger, können aber auch hier und da modernen Charakter haben, vor allen in sanfteren, balladesken Stücken wie etwa "Look the other way", dessen sphärischer Charakter mich entfernt an Peter Greens Soloarbeiten der späten Siebziger erinnert.
Doch: überwiegend geht es deftig rockend zur Sache. Dabei schauen entfernt Status Quo als Inspiration vorbei, manches kurze Solo erinnert an Teile eines der frühen Alben von Lynyrd Skynyrd. Dire Straits' Mark Knopfler wird schmunzeln, wenn er "The silence" hört, und sich nostalgisch am Kopf kratzen und zum Ende kommen gar Pink Floyd vor das geistige Auge, wenn "the long goodbye" in seine entspannte Epik aufbricht, woraus nach zweieinhalb Minuten plötzlich eine Erinnerung an AC/DC aufkommt.
Kris Pohlmann kopiert nichts und niemanden. Doch er kennt die Geschichte der Rockmusik und lässt sich inspirieren. Die Vorbilder stehen am entfernten Horizont, während hier auf der Bühne diese rasant deftigen Songs gespielt werden. Angenehm die Verquickung verschiedener stilistischer Mittel, wenn etwa die akustische Gitarre - noch melancholisch - in einen Song führt, der plötzlich schwer rockt, oder wenn, wie im letzten Fall, eine floydige Idee zu sattem Riffrock á la AC/CD wird, woraus wiederum die akustische Liedhaftigkeit später Pink Floyd wird.
Es gibt viel zu entdecken und die knappe Stunde ist schnell vorbei. Old School Bluesrock- und Hardrock-Fans, aber auch Freunde leiserer Rockmusik der Siebziger, etwa im Geiste von Chris Rea, Dire Straits oder Peter Green können von dieser großartigen Arbeit begeistert sein.
Der meiner Meinung nach beste Song der CD: "Taylor Road".

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VM



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