Kragens - Seeds Of Pain (Locomotive Music 2005)

'Seeds of Pain' ist das zweite Werk der mit dem seltsamen Namen behafteten Franzosen Kragens. Und ihre Welt ist eine düstere, anders sind Songtitel wie 'I Choose To Die' oder 'Darkness' nicht zu erklären. Da fällt der Inhalt doch gleich viel origineller aus. Zwischen Thrash, Gothic und Death Metal säen Kragens ihre Trommelfellgemetzel. Die stilistischen Grenzen verschwimmen nicht bloß im Titeltrack zu einem unberechenbaren Gebräu. Mit äußerster Sorgfalt versucht man, sich in den brutalen, rifforientierten Abgründen nicht zu verheddern, was im Laufe von 'Seeds Of Pain' trotzdem vorkommt - sind ja auch nur Menschen - doch immer haben Kragens keine 10 Sekunden später ein kraftvolles Hook auf ihrer Seite.
Im krachigen Spektakel ist Sänger Renaud der heimliche Star. 'Allrounder' würde noch nicht auf den Punkt bringen, was dem Mann zwischen thrashigem Gebrüll, schwarzmetallischer Krächzerei und lungenschrumpfendem Falsetto sonst alles einfällt, als versuche er, zum stets komplex-zertrümmernden Spiel seiner Kollegen einen ebenbürtigen Auftritt zu liefern.
Dass die ganze Chose mit so vielen Facetten zuweilen anstrengend wird, sollte nachvollziehbar sein. Kohlen werden in den Ofen gescheffelt, wenn die Höchstgeschwindigkeit längst erreicht ist, eine Überflutung der Gehörgänge; in den unangenehmsten Momenten kapselt sich der Hörer ab, eher: Kragens verlieren die Bindung zu selbigem, walzen munter weiter, anstatt der Problematik entgegenzuwirken. Wohlgemerkt Ausnahmesituationen. 'Seeds Of Pain' ist mitnichten eine Platte voller schlechter Momente. Vor allem vielversprechende sind auf ihr zu finden. Kragens haben die Hürde der Weiterentwicklung beim Überqueren in Stücke gehauen. Kompromisslos und gut.

kragens.com
Timo



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