Kraan "Through" (Bassball Recordings 2003)

Über 30 Jahre gibt es Kraan bereits, wer kennt sie nicht. Sie tourten durch die Siebziger ohne Ende, brachten fantastische Platten auf den Markt, waren das Aushängeschild des deutschen Jazzrock. Kein Festival ohne die Band, jedes Jahr über 100 Konzerte, 1977 war die Band am Ende. Aber nicht lange und die nächste Platte kam auf den Markt. Immer wieder ließen Kraan von sich hören. So richtig war Kraan nie aufgelöst. Doch 1990 war erst einmal alles vorbei. Hellmut Hattler konzentrierte sich auf Solo-Arbeiten, Jan Fride und Peter Wolbrandt wurden zu erfolgreichen Computerspezialisten. Der Neustart kam durch den dänischen Kraan-Webmaster Michael Bohn zustande, der die Homepage von Peter Wolbrandt "fand" und einen Link auf dessen Seite setzte, woraufhin Fans letzteren mit eMails bombardierten: Kraan möge wiederbelebt werden. Die eMails waren erfolgreich, Kraan gibt es wieder, voller Lust und Tatendrang gingen die 4 Musiker Ingo Bischof (keys), Jan Fride (dr, perc), Hellmut Hattler (b) und Peter Wolbrandt (g, voc) ans Werk und mit "Through" ist das erste Studioalbum seit 12 Jahren eingespielt worden. 9 Stücke, allesamt typisch Kraan und doch ganz neu, füllen 50 Minuten des Silberlings. Sie haben immer noch ihren eigenen, ureigenen Sound drauf, spielen lässig-leger die groovigen Jazzrock-Stücke, Funk-Balladen und Percussion-Rocker. Na klar sind sie nicht mehr so ganz heftig, früher schon arbeiteten sie entspannt, heute eine Spur sanfter noch, doch mit dieser ganz eigenen Stimmung, die irgendwie nur dieses Quartett weben kann. Angetrieben vom groovig bearbeiteten Schlagzeug und Hellmut Hattlers prächtigem Bass-Spiel, das hier mal wieder zu Höchstform aufläuft, arbeiten Keyboard und Gitarre das melodische Muster der Songs aus. Die knochentrockenen Kompositionen werden sphärisch perfekt illuminiert, die improvisativen Soli an Keyboard und Gitarre gehen weit in Jazz, tief in Funk und holen lebendige, virtuose Töne zu Tage. Und das alles in der unverkennbaren Einzigartigkeit, die Kraan sich über die vielen Jahre erhalten haben. "Through" ist sehr "poppig". Wie in der Geschichte der Band nachzuhören, die sich immer weiter in den Pop spielte, geht es mit dem neuen Album weiter. Doch längst nicht wie Ende der 80er Jahre, als sich dieser unschöne Ton eingeschlichen hatte, der die Band letztlich auch ins Aus brachte. "Through" passt gut zu "Let It Out" oder "Wiederhören". Zwar popbetont, aber doch voller Kraft, Energie und Dynamik. Hoffentlich gehen Kraan jetzt ausführlich auf Tournee, da werden die Stücke um so erlebbarer und sicher werden sie einige ihrer alten Jazz-Fusion-Hämmer auspacken. Und das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

kraan.de
VM



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