Alexander Kostarev Group "Kostarev. Works 1978 - 2006" "Live @ Inprog"
(Starless Records 2003/Eigenproduktion 2006)

Urlaub!
Auf der Terrasse bei Lektüre und Spiel dem Tag beim Verglühen zuschauen. Aus dem Haus erklingt dazu Musik, der mörderische Sound des fast schon anarchischen Progressive Rockers Alexander Kostarev und seiner illustren Band, deren Besetzung neben dem gängigen Rock-Instrumentarium solch nette Klangmittel wie Violine (elektrisch wie akustisch), Cello und Saxophon beinhaltet, was arrangementtechnisch eine bedeutende Bereicherung des Sounds mit sich bringt. Alexander Kostarev selbst ist Gitarrist, der Altrocker mit langen Haaren und schwerem Bart lässt seinen Mitarbeitern viel Freiraum für ausgedehnte Soli und umfangreiche Improvisationen, die stets lebhaft, virtuos und kraftvoll dynamisch aus den Boxen jagen und die Band als technisch und intuitiv besonders begabt präsentieren.
Kostarev selbst hält sich auch nicht zurück und gibt mit hartem Klang schwere Soli und untermauert die komponierten Parts seiner Songs mit kraftvollem, lautem Spiel. Ganz vorzüglich!
Im virtuosen Prog-Gewitter des Livealbums und der Live- sowie Studiotracks des neuen Albums "Kostarev. Works 1978 - 2006" gerät das Songgefüge immer wieder einmal bis in avantgardistische, jazzrockige wie in weltmusikalische Bereiche, wobei die Basis stets Heavy-Prog bleibt, dessen Komplex-DNA vorzüglich komponiert und gespielt ist.
Besondere Songs gibt es einige, so etwa das mit barockem Thema beginnende "Menuetto", Part 3 des Concerto Grosso # 1 aus dem Jahr 2003, dessen Studioversion erheblich von der live gespielten abweicht und musikalischen Witz, Leichtigkeit und die ganze Bandbreite des derben harten Rock zeigt. "A-theist Hacker" hat keine Klassikwurzeln, könnte aber, wie "Who's flying over me?" glatt von ELP stammen, zumindest die Idee, wenn auch nicht die Ausführung. Grandios das 13-minütige "No Fears", das 1978 auf dem Jazz-Festival in Sverdlovsk mitgeschnitten wurde. Der Sound lässt zwar im Vergleich zum weiteren Material nach, bleibt aber im grünen Bereich. Welch Glück, dass diese Aufnahme erhalten geblieben ist!
Die zwei Stücke aus den 1980er Jahren beweisen die Unabhängigkeit der Band vom Zeitgeist, weder gibt es vergewaltigtes Simpel-Schlagzeug-Spiel zu hören, noch sind die Arrangements auf ein Minimum zusammengepresst, wie es das rockmusikalische Scheiß-Jahrzehnt so gern tat (und alle machten mit…)
"Live @ Inprog" geht partiell etwas mehr in die Spacerock-Richtung, enthält jedoch genügend komplexe Prog- und Jazzrock-Architektur - und vor allem das illustre und hölleheiße Spiel der Band ist dermaßen interessant, dass auch diese CD nur zu empfehlen ist.
Die drei Überschneidungen machen eigentlich nix, weil die Versionen nicht vergleichbar sind. Die Alexander Kostarev Group ist ein heißer Tipp. Bleibt zu hoffen, dass ein Label wie Unicorn Digital, Musea oder InsideOut das Potential der Band erkennt und neben einem interessanten und umfangreichen Backkatalog die neuen Ideen der Truppe dem Weltpublikum vermittelt. Noch, so will ich meinen, ist Prog auch eine kommerzielle Größe, die sich verkaufen lässt, was anlässlich jedes Konzertes und jedes Festivals anhand der hungrigen und Geld verabscheuenden Süchtigen zu erkennen ist, die sich Berge an CDs schnappen. Krieg das mal bei einem Peter Gabriel Konzert hin!

http://cosmusic.narod.ru/
myspace.com/kostarevgroup
VM



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