Kosmos "Vieraan Taivaan Alla" (Eigenproduktion 2009)

Kosmos leben in Turku, Finnland und stehen für einen Mix aus lyrischem Soft Prog, melancholisch-düsterer finnischer Folklore und Psychedelic Rock. "Tarinoita Voimasta" (2005) war überwiegend akustisch eingespielt, von akustischer Gitarre, Mellotron, Piano, Flöte und Violine dominiert. "Polku" (2007) wurde mit erweitertem Instrumentarium eingespielt, Klarinette, Bombarde und Theremin. Das neue Album "Vieraan Taivaan Alla" hat zwei Seiten, die Songs sind auf dem Backcover entsprechend in zwei Teile untergliedert. Die ersten fünf Tracks sind kurze Folksongs, zumeist akustisch, von akustischer Gitarre und weiblichem Gesang dominiert, Flöten und (echtes!) Mellotron haben großzügigen Raum, hier und dort darf die akustische Violine ein sphärisch nostalgisches Solo geben. Die Songs sind schön komponiert, schwer romantisch, tief lyrisch - und stets mit Tonnen von Mellotron-Klängen ausgestattet, was einer der vorzüglichsten Anteile der gemütlichen Platte ist. Der Komponist der Songs hat raffinierte Harmoniewechsel und hinreißende Gesangslinien geschrieben, die feinstens intoniert werden. Die Stimmung der Songs ist verträumt und entspannt, zwischen den lieblichen Strophen inszenieren die Soloinstrumente verzückende Auftritte. Es scheint, als stamme die Platte aus dem Jahr 1972, nichts weist auf heutige Klangvorstellungen hin. Auch nicht die deutlich elektrischeren zwei Longtracks des zweiten Programmteils. Der folkloristische Part wird von symphonischen und psychedelischen Arrangements überdeckt, es geschieht deutlich mehr Rhythmus. Dröhnender Bass sorgt für bombastische Wohltaten. Wer finnischen Folk-Prog der historischen Sorte nicht mag, wird hier das Paradebeispiel finden, seine Abneigung zu begründen. Das Mellotron schwingt fett durch den tonalen Raum, macht die Harmonie bittersüß, von der steten, wunderschönen Sangesstimme Päivi Kylmänens begleitet. Wie gesagt, das Album ist nur etwas für Spezialisten - und für Mellotron-Liebhaber, die hier ausgedehnt auf ihre Kosten kommen. Die 7 Songs machen 40 Minuten voll. Das abschließende "Vieraat" teilt seine 12 Minuten in drei Parts auf, deren zweiter der Hardrock-Anteil ist. Jetzt sind die Gitarren elektrisch, das Schlagzeug aktiver und härter als zuvor, der monotone Grundton von sphärischem Mellotron und vertrackten Breakgewittern unterhalten. Die düstere Symphonic-Psychedelic-Stimmung ist der ultimative Höhepunkt der reichen und begnadet komponierten Platte. Kosmos verstehen es, Gesang (und Text, der in englischer Übersetzung dem Booklet beiliegt) intelligent und interessant zu inszenieren, ohne Plattitüden oder Allerweltseinerlei. "Vieraan Taivaan Alla" ist die Folk-Prog Platte des Jahres. Die Band, die das als Herausforderung versteht, möge mir bitte ihre CD zusenden.
Absolute Empfehlung - - -

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VM



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