Kokonino Kounty "Trip to Kokonino Kounty" (Picnicrecords 2015)


Ein recht originärer Sound, könnte die Antwort sein. Auf die Frage, die von der Band selbst in die Welt gesetzt wurde: "…Was passiert, wenn ein Comiczeichner, ein Hufschmied, ein Filmemacher und ein Jazz-Musiker sich treffen...?"
Und weiter meinen Kokonino Kounty: "...dann ist man schnell in Kokonino Kounty, einer bizarren Traumwelt adaptiert aus dem Kultcomic "Krazy Kat". Ganz nach der surrealistischen Absurdität des Vorbilds kreieren auch die vier Frankfurter musikalische Landschaften und erschaffen einen zeitlosen individuellen Sound, der in einer augenzwinkernden Leichtigkeit Progressive Rock, Jazz und psychedelische Elemente unvorhersehbar miteinander vereint."
Seit 2010 in Frankfurt am Main und Umgebung auf den Bühnen der Clubs (etwa: Das Bett, Zoom Club, English Theater, Museumsuferfest, Ponyhof, Günestheater; u.a.).
Kokonino Kounty sind Jason Schneider aka Jason von Jericho, Gesang & Trompete, Clemens Wolfart aka Signor Klemente, Gitarre, Manuel Tiranno aka Offissar Manuslav, Bass und Mitja Hinzpeter aka Mitja the Mouse, Schlagzeug.
Zuerst fällt auf, dass Kokonino Kounty ziemlich krachige, laute Songs spielen. Das hat nichts mit Heavy Metal zu tun. Eher mit harschen, schreddernden Gitarrensounds, und nervös lebendigen Arrangements auf Basis komplexer Rhythmusarbeit in schräger Alternative Rock-Spielart. Wummernder Bass, kratzig schräge, laute Gitarre, zerfräsendes Trompetengebläse, oft im Off als Klangtapete, aber auch in stakkatoartigen Sololäufen toben sich auf dem versierten Rhythmusgeschehen aus. Der Gesang, melodisch gegen den Strich, jazzbezogen und mit viel Lungenvolumen ausgepresst, passt perfekt ins Bild der lauten Band.
Doch die Songs der Jungs, von Prog, Psychedelic Rock und Jazz infiziert, sind eigen und lehnen sich an Stilvorbilder und Favoriten nicht an. Ansprechend komplex, hier Funk-trunken, dort als Enkel des immerwährenden Hardrock, mal lässig, dann radikal, hier fast tanzbar auf sattem Groove, dort zerfressen von anarchischer Lust an brachialem Krach sind die Songs originell und überraschend. Der für mich persönlich größte Reiz besteht im Kontrast aus dem großartigen Rhythmusgeschehen, das leger und energisch zugleich schön kraftvoll, heftig und komplex arbeitet, und der (elektrisch verstärkten?) Trompete mit viel Hall. Dem Gitarristen wünschte ich persönlich weniger harsche Sounds, weniger Schreddern und technischeres Spiel. Keine Frage, der Mann macht seine Sache (in seiner Intention) gut. Der Band dient es (meines Erachtens) indes mehr, wenn sein Part weniger mit vordergründigem (und manchen potentiellen Zuhörer abschreckenden Lärm) geschieht, als mit feiner austarierter Melodieintensität (die ruhig laut sein darf). Der Trip zu Kokonino Kounty hat durchaus seine stressigen Momente.
Zwar gibt es einen angenehm deutlichen Jazzbezug in den Kompositionen, so ist dennoch der Rockanteil absolut bestimmend. Die Band, Kokonino Kounty, hat Stil. Und auf dem Trip zu sich selbst werden sie hoffentlich noch manches Statement abliefern.

youtube.com/watch?v=TIQGUiX05P0
kokoninokounty.de
VM




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