Kin Ping Meh "Kin Ping Meh" (Universal Music 2004)

Kin Ping Meh wurde 1970 in Mannheim gegründet. Der Bandname bedeutet etwa Pflaumenblütenzweig. Wie im Booklet steht, fanden die Musiker die Worte in einem chinesischen Sittenroman. Kalle Weber (dr, perc), Torsten Herzog (b, voc), Frieder Schmitt (key, voc), Willie Wagner (g, voc) und Werner Stephan (voc, acc-g, perc) tourten ausgelassen, wurden von Polydors Talentscouts aufgegriffen und spielten das gleichnamige Debüt 1971 ein.
Der knapp 10 Minuten lange Opener "Fairy Tales" gleich fängt gut an, ein spannendes Bassmotiv führt in den Song, nach und nach stöpseln sich alle weiteren Instrumente ein und der blueslastige Heavyrock rockt und rollt unentwegt. Ab Mitte des Songs gibt es ausgeschweifte psychedelische Gitarren- und Orgelsoli, die weit und lange ausklingen. Toll gemacht! Das verträumte "Sometime" im Anschluss hat eine folkloristische Note, die sich über schöne Chorgesänge transportiert. "Don't you know" ist knackiger Heavyrock, wieder mit gutem Satzgesang. "Too many people" ist ein entspannter Folksong, gewiss nicht der beste Song der Platte, auch dieses Stück lebt vom Satzgesang. Im gemächlichen "Drugson's Trip" geht es wieder heavy zur Sache, während in "My Dove" das Mellotron vor sich hin träumt. "Everything" ist gut abgefederter Hardrock mit Haupthaarschüttelfaktor und "My Future" hat wieder das Folk-Flair. Ohne den Satzgesang wäre das Album ziemlich arm, gerade in den akustischen Stücken. "Kin Ping Meh" hätte mehr von dem unwiderstehlichen harten Rock bieten können, aber auch so ist die CD sehr interessant. Die Band hat gezeigt, dass sie es drauf hat, tolle Songs zu schreiben, die kein gewöhnlicher Krautrock sind, und sich längst nicht nur an der deutschen Szene orientieren. Vor Jahren war die Platte schon einmal auf CD wieder veröffentlicht worden, damals mit Bonustracks. Doch das ist längst vorbei, die CDs von Second Battle sind gewiss nicht mehr zu bekommen. Die neue Produktion von Universal Music kann sich sehen lassen. Das Booklet mit Story und Bandphotos im originalen Design macht was her. Nicht nur diese Platte legt Universal Music wieder auf, das Label hat eine Serie mit Krautrockbands angefangen, die hoffentlich noch viele weitere Perlen anbietet.

pure.de
VM



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