KBB "Proof of Concept" (Poseidon/Musea Records 2007)

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Erst spielten die Japaner Toshimitsu Takahashi (key), Dani (b) und Shiro Suigano (d) um den begnadeten Rockgeiger und Progressive Rock Spezialkomponisten Akihisa Tsuboy symphonisch-komplexen NeoProg (der besten Sorte), dann ab dem zweiten Album Symphonic Jazzrock, was auf dem 2004 eingespielten und 2005 veröffentlichten Livealbum zu einiger grandioser Vollendung fand. Und jetzt kehren sie aus dem Jazzrock zurück. Nur nicht dahin, wo sie zuerst waren, sie sind ein großes Stück weiter gekommen.
Auf "Proof of Concept" zeigt sich der lebhaft-virtuose, technisch komplexe und vielschichtige instrumentale Progressive Rock der Japaner von der europäischen Klassik inspiriert, nur wenige Jazzmomente gibt es zu hören, eher in den wilden Duellen zwischen elektrischer Geige und Keyboards ("Inner Flames") zu ahnen. Weniger ist es Lieblichkeit, mehr abstrakte Harmonik, was in dem balladesken Motiv des folgenden Tracks kitschferne, virtuose Blüten treibt. In der Romantik des nachdenklichen "WEIGH ANCHOR!" steckt neben forscher Frühlingshaftigkeit einige Bitterkeit, in der Helligkeit des Themas sind graue Schatten auszumachen, die das Motiv realistisch und nachvollziehbar machen. Das verträumt beginnende "Stratosphere" enthüllt dann doch Jazzrock, der jedoch wenig tragend, eher schmückend im verschwommenen Ton des Keyboards mitschwingt. Darüber zieht die Geige mit zwei einander umspielenden und umkämpfenden Melodiesträngen tief melancholische Striche, seufz, was für ein Stück! Dennoch kein Kitsch, sondern inspiriert und nahe gehend, aus dem sich schließlich eine virtuos-forsche Note verspielt Raum bricht und immer mehr explosive Kraft lostritt. Sehr nett!
Die fünf weiteren Stücke, die hier und dort immer mal wieder einige kleinere Jazzrock-Spritzer verteilen, sind nicht weniger interessant. Akihisa Tsuboy, der bis auf ein Stück alle Songs komponiert hat - und selbst Danis "40 degrees" hat Tsuboys "Klang" - und seine Band reizen ihre Inspiration kreativ weit aus. Leider gibt es heute nur wenige Geiger, die so furios und leidenschaftlich im Progressive Rock wildern wie Tsuboy, davon gab es in der Vergangenheit einige illustre - und die, die von einst noch übrig sind, erreichen heute die alte Virtuosität, den alten, knackfrischen Rock nicht mehr. Gut, dass es diesen gibt, der zudem sein Interesse, manchmal etwas erwachsen und nüchtern kopflastig, an wohltuend vertracktem, komplex-elegischem Symphonic Prog auslebt.
Tipp!

poseidon.jp
musearecords.com
VM



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