KBB "Live 2004" (Poseidon/Musea Records 2005)

Die japanischen Symphonic Jazzrocker KBB leben vor allem durch das illustre Violinspiel ihres Chefs und Komponisten Akihisa Tsuboy, der sich neben der Arbeit mit seiner Hauptband in vielen Projekten tummelt und als Gastmusiker gefragt ist. Die 7 Songs auf "Live 2004" machen den Unterschied zwischen amerikanischer und europäischer sowie japanischer Mentalität deutlich. Während Liveplatten von amerikanischen und europäischen Rockbands oftmals viel vitaler, wilder und chaotischer sind, als ihre Studiowerke, sind KBB live weniger expressiv als im Studio. Vielleicht ist das auch nur das Problem von KBB selbst.
Zwar sind die Songs technisch exakt gespielt worden, haben Leidenschaft und Vitalität, Dynamik und improvisative Melodieschlachten, aber längst nicht wie in anderen Bands. Die Songs klingen zu überlegt.
Für mich persönlich zum Beispiel ist Yessongs das beste Album von Yes überhaupt. KBB sind am besten im Studio. Bei den Liveaufnahmen geht trotz der Lebendigkeit der Songs und Performance einige Energie verloren.
4 Songs stammen von "Four Corner's Sky", 2 vom Debüt "Lost and Found", das knapp 12-minütige "Inner Flames" ist bisher unveröffentlicht. Keineswegs ist "Live 2004" ein fades Album. Allein Akihisas Geigenspiel ist fulminant (wenn der Sound der elektrischen Geige selbst auch etwas breiig, hell und zäh ist), doch zu genau und akkurat geht die Band ihre Stücke an, läst sich nicht zu heftigem Spiel entzünden und wildem Gemetzel hinreißen. Zudem fehlt komplett die elektrische Gitarre, die Akihisa auf den Studioalben der Band spielt. Hier werden die Gitarrenspuren vom Keyboard eingebracht, was längst nicht die Härte und Kraft der Gitarre ersetzt. Dennoch ist die CD Fans des symphonischen Jazzrock zu empfehlen. Was die Band so an irrwitzigen Passagen drauf hat, ist schon faszinierend, auch in der Livefassung.
Alle Songs sind ausgedehnt und mit solistischem Spiel durchwoben. Neben Akihisa Tsuboy fällt da vor allem Toshimitsu Takahashi als illustrer Improvisator an den Tasten auf. Schlagzeuger Shirou Sugano und Bassist Dani baggern sich währenddessen eifrig und dramatisch durch die Rhythmuslandschaft. Also, "Live 2004" ist ein beeindruckendes Werk, mehr noch sind es die beiden bisherigen Studio-CDs der Band.

http://tsuboy.internet.ne.jp/kbb/
musicterm.jp/poseidon
musearecords.com
VM



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