Katzen Kapell "Si Tu Veux" "Maximalism" (Ragadang Records 2007/08)

Alle Songs beider Alben, die getrennt und unabhängig voneinander veröffentlicht wurden, sind zusammen in einer dreitägigen Session entstanden. Catharina Backman (acc, lead-voc) und Magnus Andersson Lagerqvist (keys, voice) haben die 13 Songs komponiert und arrangiert. Eva Lindal (vi), Kjell Nordeson (vib, mar, bongos) und Erik Hammarström (dr, perc, Glockenspiel, The Flower Kings, Brighteye Brison, hört euch unbedingt an, was an wahnsinnig geilen [mit Verlaub] Klängen auf seiner MySpace-Seite zu hören ist!) sowie Gast Peter Jansson (double-b) ergänzen das Line-Up der Band, die gut vorbereitet und technisch exzellent ausgebildet im November 2006 in Studio ging, die traumhaften und verträumten, energischen wie lässigen, komplexen wie verspielten Songs einzuspielen. Catharina Backman wollte die Band zuerst Katzenjammer nennen, um dem Sound der Band einen passablen Namen zu geben, stellte jedoch fest, dass es bereits eine dänische Band gab, die diesen Namen führte, so wählte sie Katzen Kapell.
Pariser Cafémusik, nordeuropäische Folklore, Jazz, Rock, türkische Klänge und jüdische Klezmer-Anklänge treffen sich in den komplexen Rock-in-Opposition Songs. Die ausgedehnten Instrumentalpassagen würden jedes Pariser Café zum Schweigen, die Gäste und Cafétrinker zu aufmerksamen Hörern machen. Die harmonische und disharmonische Schöngeistigkeit der leichten und komplexen Stücke, ihre extravagante instrumentale Ausschmückung und lichte, grandiose Einspielung bannen jeden Fan engagierter, besonderer Klänge sofort.
Das Vibraphon hat wie die Violine und das Akkordeon großen melodischen Freiraum, gemeinsam unisono und jeder für sich ausgefeilte melodische Linien zu intonieren, zudem akzentuieren das exzellent gespielt Vibraphon wie seine Schwester, das Marimbaphon, das rhythmische Geschehen, ähnlich wie einst Ruth Underwood bei FZ. Grand Piano, Orgel und Wurlitzer Piano schwelgen in folkigen Sphären oder entwerfen jazzrockige Dissonanzen, dunkle Melancholieträume brechen kunstvolle Weite auf, beschwingte Motive flattern wie Vögelschwärme vorbei, fabelhaft komplexe Instrumentalrasanz erinnert clownesk an Chaplinaden. Mal scheint es, als ziehe ein Stummfilm durch Pariser Straßen und die Band spielt dazu. Die Dichte und Lichtheit der Musik, ihre Intensität und Energie allein machen den Film, seinen Eindruck.
Um die Vielseitigkeit der Einflüsse etwa zu skizzieren, sind auf der Myspace-Seite der Band, zu der unten stehender Link führt, die Beach Boys, Burt Bacharach (die beiden höre ich nicht oder wenig nur heraus), Egberto Gismonti, Thelonious Monk, Led Zeppelin und Astor Piazzolla angegeben.
"Si Tu Veux" wurde 2007 veröffentlicht, 7 Stücke enthaltend, 39 Minuten lang. "Maximalism" folgte ein Jahr später, 6 Songs darauf, 42 Minuten lang. Jazz, Rock und Folk finden in kunstvollem Klang zusammen. Weltmusik für anspruchsvolle Kunstliebhaber. Für Genießer. Und gewiss ganz gewiss für "Progressive" Freaks, die ein offenes Ohr für Überraschungen aus allen (guten) Richtungen haben.
Beide Alben enthalten grandiose, witzige, begnadete Musik, die ich nur unbedingt empfehlen kann. Bleibt zu hoffen, dass die Band nach wie vor existiert, und wieder einmal den Weg ins Studio findet, weiteres, neues Material in dieser exzellenten Besetzung einzuspielen. Bitte!

katzenkapell.net
ragadangrecords.com
VM




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