Kataya „Lives“ (Samsara Records 2014)


Eines muss gleich zu Beginn festgestellt werden: Wir haben es hier mit dem jadistischsten Fusion-Prog nördlich des Fischkopf-Äquators zu tun, den ich je gehört habe. Die finnische Band spielt sonnig-nachdenkliche Stücke fast gänzlich ohne den sprichwörtlichen Schwermut der Bewohner des Landes der tausend Seen und einer Nacht, dafür oftmals mit einem Hauch Hymnizität und mit viel Verve. Manchmal tauchen Anyone's Daughter zu Zeiten von Piktors Verwandlung vor meinem geistigen Ohr auf und gelegentlich höre ich sogar Anfüge von Pat Methenys Kompositionen durchklingen, doch mit deutlich mehr (Aus-)Druck gespielt. Die Aufnahmen, die vielgestaltige Klangräume erschaffen, eignen sich hervorragend für das Abtauchen in geerdete Tagträume. Diese Live-CD, deren Sound so kristallklar ist, dass man regelrecht darin baden kann, enthält die Höhepunkte zweier Konzerte aus dem Jahr 2012, an denen in wechselnder Bestzung folgende Musiker beteiligt waren: Matti Kervinen (Keyboards, Gesang), Sami Sarhamaa (Gitarre, Gesang), Samu Wuori (Gitarre), Juha Aronen (Bass), Tomi Laaksonen (Schlagzeug, Percussion), Pauli Päiviö (Keyboards), Mikko Livanainen (Gitarre) und Johanna Livanainen (Gesang). Trotz mehrerer Sänger finden die meisten Songs auf der Instrumentalbaustelle statt – die bereits von den beiden Studioalben „Canto Obscura“ und „Voyager“ bekannte differenzierte Instrumentierung sowie die sehr nuancenreiche Phrasierung an Gitarren und Keyboards sprechen für sich, schon allein deshalb, weil sie deutlich zu hören sind. Auch die Rhythmusgruppe, die stets sehr präsent ist, lässt keine Wünsche offen und interagiert vorbildlich mit den Melodieinstrumenten. Von vielen Tonträgern wird es behauptet und in diesem Fall stimmt es sogar: Dieses Album wächst von Mal zu Mal und wird daher auch beim x-ten Durchlauf nicht langweilig. Kurzum, eine Scheibe für die Insel im Seen-Meer. Progger sehen mehr!

myspace.com/katayaband
Frank Bender




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