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Karmic Society "Karmic Society" (World In Sound 2007)
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Nicht Schweden allein gebiert von Zeit zu Zeit begabte, frische Bands, deren rockstilistisches Interesse grundsätzlich retrospektiv orientiert ist. Treacle People stammen, erstaunlich, aber wahr, aus dem, was Kunst und Kultur betrifft, weitgehend blöden und stumpfen Deutschland. Und weil es gleich so gut läuft, haben Treacle People wie ein Tiefsee-Polyp einen Ableger bekommen. Treacle Peoples Keyboarder Winnie Rimbach-Sator, der Hammond, Moog und Rhodes spielt, hat sich mit Steff Bollack (dr), Mario Schulz (g) und Karsten Kulinna (b, voc) unter dem Namen Karmic Society zusammen getan, gemeinsam die Untiefen des großen Inspirationsmeeres zwischen den Ufern Atomic Rooster und Brian Auger auszuloten. Die Ufer sind dabei weit entfernt und nur als roter Streifen am Horizont wahrzunehmen.
Karmic Society sind zudem auch nicht besonders mit Treacle People zu vergleichen, was an der eigenen Handschrift der Truppe liegt. Die Songs, zwischen Heavy und Psychedelic Rock angelegt, sind improvisativ aufgebaut, geben der Gitarre (viel) und dem Keyboard (weniger) solistischen Raum. Die komponierten Eckdaten haben Groove und Wucht und gehen wie Glühwein in die Blutbahn. Einzig das Schlagzeugspiel klingt zeitgemäß, weil der technische Ansatz, zwar komplex, aber tendenziell leicht und wenig jazztechnisch getrommelt wurde, ganz anders, als das zu Vorbildzeiten einst so war.
Die besten Stücke sind die jazztrunkenen "After the Flu", "Witches Moon" und "Dark Star". Alle drei Stücke, wie das Gros der Songs auf der CD rein instrumental, geben der Gitarre viel Raum, sich auszutoben, was diese mit Intuition und Sensibilität grandios tut. Nichts jedoch wären diese Stücke ohne die illustre Tastenarbeit Winnie Rimbach-Sators.
Den geringsten Eindruck macht der 17-minütige Psychedelic Rocker "Yoo Doo Right". Das Stück wirkt einfach viel zu sehr in die Länge gezogen und kann mit seinem Gesang und dem etwas gewöhnlichen, faden Kaugummimotiv nicht überzeugen. Jedoch wird der Track zum Ende immer besser, was wieder einmal der besonders guten Gitarrenarbeit von Mario Schulz zu danken ist.
Die CD ist ein erstes Statement der begabten Band. Live klingt das alles gewiss sehr viel lockerer und wilder, leidenschaftlicher und intensiver. Die Studioatmosphäre hat die Songs nicht gekillt, die Songs rocken und rollen mit Coolness, Witz und Energie, aber ein wenig verschüchtert und gebremst wirken sie doch. Zur Band gehört weiterhin der Künstler Keith Pearson, der Cover und Booklet (warum hat die Dame auf der Rückseite des Booklets nur eine Brust, sind zwei nicht schöner und, ähm, praktischer, um nicht zu sagen, handlicher?) gestaltet hat und die Lichter auf der Bühne richtet.
Jetzt hilft nur: auf die Bühne und spielen bis zum Umfallen. Und das sollten wir Zuhörer uns nicht entgehen lassen!
VM
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