Karmakanic "Who's The Boss in the Factory" (InsideOut Music, VÖ: 24.10.2008)

Nicht wirklich ein Flower Kings - Ableger, sind Karmakanic doch mit der Schule Roine Stolts vertraut und setzen mit ihrem jetzt dritten Werk verstärkt auf den Erfolgsgarant. Karmakanic-Chef Jonas Reingold (b, g, key) ist, wie allgemein bekannt, Bassist bei den Flower Kings, sein Kumpel Zoltan Csörsz (dr) war selbst einige Jahre dort engagiert, als Gastmusiker ist Tomas Bodin zu hören, Flower King der ersten Stunde und Roine Stolts bester Kumpel. Das nicht allein garantiert, dass Karmakanic wie die fleißigsten Musiker Uppsalas klingen. Aber so ist es nun mal, die Musik beider Bands ist stark verwandt.
Das Line-Up setzt sich wie folgt fort: Göran Edman (voc), Lalle Larsson (p, keys), Krister Jonsson (g) und die Gäste Andy Tillison (org, synth) und Theo Travis (sax).
Album Nummer drei, lange angekündigt, so ist der Hunger auf die neue Musik den wartenden Fans schon zu Kopf gestiegen und hat sie schier verrückt gemacht, beweist kompositorisches Geschick und viel Inspiration. Die langen Songs sind vielseitig. Vor allem Opener "Send A Message From The Heart" mit seinen 19:29 Minuten ist werkformatig aufgebaut. Wohlklingende Passagen greifen ineinander, lyrische Partien gehen in instrumentalen Komplexen auf, Keyboardsoli machen weite Flächen licht, Rhythmusfrakturen untermauern mit lebhaftem Geflecht die aufwendigen Strukturen. Ganz klar, hier stehen keine Anfänger hinter dem Songwriting, den Arrangements, der Dynamik der Songs. Die Jungs wissen ganz genau, wie ein jeder Part welche Entwicklung nehmen muss, um wirksam zu sein. Und wie der nächste eingefügt werden muss, um glaubhafte und nachvollziehbare lange Songstrukturen aufzubauen.
Dunkle Pausen mit lichten Gitarrensoli stehen für ruhige Einbrüche, schnelle Ausbrüche für Dynamiksprünge, die aus einer leisen Passage in eine flotte überwechseln. Nicht allein im ersten Track ist das alles sehr schön und eindrucksvoll gelungen.
"Who's The Boss in the Factory?" (13:04) gefällt mir mit seiner Wechselhaftigkeit am besten. Aber auch die kürzeren Tracks, allen voran das forsche "Let in Hollywood" machen einen sehr guten Eindruck.
Wie ihr wohl bereits merkt, habe ich keine Lust, schlechtes über die dritte Platte der Schweden zu verlieren. Wer möchte, darf nach Mankos suchen und mäkeln. Ich habe dazu keinen Antrieb. Eine Frage der richtigen Zeit, die Platte aufzulegen. Klar. Wie immer, gell?!?
Also, würde Dieter van Gelder sagen, darf sich der geneigte Prog-Fan der symphonischen Retro-Schule gern mit diesem passablen Album auseinandersetzen.
Ach, da fällt mir doch glatt ein Meckerpunkt ein. Jonas Reingold meinte einst, als Album Nummer eins eingespielt und veröffentlicht war, er möchte mit Karmakanic mehr Jazz ausdrücken, als er es in den Flower Kings kann. Nun, schon "wheel of life" konnte das 2004 nicht einhalten. Und auch das 2008er Werk ist nicht der große Jazzbringer. Schlecht ist die Platte deswegen keineswegs. Aber schade eigentlich.
Tipp!

insideout.de
VM



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