Kaos Moon "The Circle of Madness" (Unicorn Records 2004)

Das einzige Problem, dass diese Produktion hat, ist seine hohe Qualität. Die Perfektion ist etwas zu weit gegangen, hat die Lebendigkeit der Songs in ein Korsett gespannt und den Spielraum eingegrenzt. Die Songs könnten viel mehr, doch geraten stets an ihre Grenzen. Viele Facetten machen die Songs reich und schön. Die Vielfalt der Ideen ist grandios, die Einspielung ausgezeichnet. Kompositionen: fabelhaft, phantasievoll, unverwechselbar. Schön komplex die Arrangements, aufgefächert mit differenzierten Rhythmen, die Eckpunkte setzen und die Songs flott antreiben.
Alles bestens. Doch leider ist die Produktion zu sehr perfektioniert worden. Klingt Kälte und Sterilität aus den Boxen, wo Leidenschaft und Vitalität sein sollten. Das hat nichts damit zu tun, dass die Platte stilistisch im neoprogressiven Rock zu Hause ist. Eher damit, dass die Band, frisch reformiert, wohl etwas Bühnenangst hat und sicher gehen will, alles richtig zu machen und zu sehr an den tollen Songs rumgewirtschaftet hat.
Dennoch, Sylvain Provost (g), Magella Cormier (dr), Norman Lachapelle (b), Bernard Quellete (key) und die 10 (!) Gastmusiker haben imposante Arbeit geleistet. Auch wenn sie dem Experiment Freiheit rauben, und damit in den progressiven Mainstream geraten - der viele Fans hat - ist das Werk doch reich an Fantasie und Harmonie. Vielleicht sollte man das Album Ton für Ton hören und den Genuss in der klaren Soundsprache, im Klang der einzelnen Instrumente und dem virtuosen Ineinander der einzelnen Parts und Passagen finden. Und am besten nicht immer, verdammt, ergründen, ob es sich gerade um ein gutes oder ein weniger gutes Album handelt. Gebt dieser Krankheit keinen Raum, lasst das Gehirn baumeln und entspannt die Muskeln - und nicht ganz nebenbei reizt "The Circle of Madness" den Hörgenuss aus.

unicornrecords.com
VM



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