Kalles World Tour "Start" (Eigenproduktion 2005)

Lustiger Bandname: Kalles World Tour, da klingt so einige Hoffnung durch. Und so unvergleichlich der Name, so die Musik. Die dänische Band besteht aus Kalle Mathiesen (dr, key), Kim Matzen (b), Peter Müller (g) und Marie Ingerslev (voc). Besonders auffällig vom ersten bis zum letzten Track ist das ungemein virtuos arbeitende Schlagzeugspiel von Kalle Mathiesen, der auch für Robin Taylor auf die Fälle haut. Der Mann hat ein exzellentes Gespür für ungemein ausdrucksstarkes Trommeln, und ist wohl der wichtigste und am meisten die Kompositionen bestimmende Musiker in Kalles World Tour, vermutlich ist es auch sein Projekt, sein Name steht dafür, alle Kompositionen und Lyrics stammen von ihm, unter seiner Regie wurden die Songs eingespielt.
Zweites markantes Merkmal der Songs ist der Gesang von Marie Ingerslev. Ihre Stimme und die Gesangslinien machen, dass die Songs mal Pop, mal Rock sind. Gitarre, Bass und Keyboards sind notwendige Mittel zum Zweck, wenn auch tadellos und hinreißend gespielt, aber längst nicht mit dem Mittelpunkt an Ausdruckskraft, wie Schlagzeug und Gesang.
Kalle Mathiesens Schlagzeugspiel ist nur zu bewundern, der Mann kann extrem virtuos dreschen, intensive Spannung bauen, oder aber völlig zurückgenommen die Lyrik der Balladen unterstreichen. Zumeist jedoch kommt kein Song am starken Klang und der phänomenalen Technik des Schlagzeuges vorbei, sind alle musikalischen Mittel darin konzentriert. Die Songs sind dennoch sehr melodisch. Einflüsse nennt Mathiesen mit Frank Zappa, Kate Bush, Genesis, The Bulgarian Women Choirs und Radiohead. Daraus will Musik gemixt sein!
Die Einflüsse mögen vorhanden sein, mischen sich aber nicht besonders in die Songs ein, vielleicht mit der Ausnahme einiger Gesangslinien, die von Kate Bush inspiriert, aber nicht abgeguckt worden sind und der rhythmischen Arbeit, die im Allgemeinen Zappas Songs adeln.
Einige Songs, gerade die leiseren, sind ein gelungener Mix aus Pop, Rock und Jazz. Dann kann der Gesang sehr leicht und hübsch sein, ohne besonders zu beeindrucken. Aber auch hier ist die Schlagzeugarbeit sehr gelungen. Die besten Stücke sind der ungemein kraftvolle Opener "Start", das jazzige "Humor", das schräge "Tango" sowie der kürzeste und witziges Song der CD, "Kotelet", ein freches und überdrehtes Stück Punk Polka, das schnell beginnt, viel schneller wird, dann einen Zahn zulegt und langsam ausklingt. Fabelhaft gemacht!
Die komplette CD ist sehr kurzweilig und angenehm zu hören. Ich persönlich hätte mir deutlich mehr instrumental ausgeflipptes Material gewünscht, die songdienlich kurzen Stücke und die Musiker, vor allem Kalle Mathiesen selbst, hätten das Format für heftige (und vielleicht sogar avantgardistische, "schräge", schwer abstrakte) Materialschlachten. So bleibt nach 10 Songs und 41 Minuten einiges haften, aber längst nicht das komplette Album. Davon bitte mehr auf der folgenden CD…

kallesworldtour.dk
VM




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