Kada "U.F.O. spotters" [DVD] (Periferic Records 2006)

Die Ungarn Kada haben ihren Stil gefunden. Zwischen wild gewordener Heavyness und ambienter Improvisation, mit den Jahren immer weiter weg vom songorientierten zum lautmalerischen Klang, immer weiter weg von schwerer Rockhärte hin zu intensiver, tief gehender Jazz-Lyrik ganz im Sinne des "elektrischen" Miles Davis und einem noch zart vorhandenen Link zu King Crimsons 70er Rockavantgarde arbeitet das vielköpfige Ensemble seine stets ultralangen Songs mit vertiefter Konzentration und hochexplosiver Spannung aus. Bass, Gitarre und Schlagzeug, dazu 3 Bläser, Perkussion und Keyboard flechten die komplexen, groovenden, in sich rotierenden und pulsierenden Songs. Es dauert eine Weile, bis so ein Song vom schwebenden Beginn zu seinem Thema gefunden hat, bis ein Instrument (Saxophon, Gitarre, Klarinette, Trompete, Schlagzeug, Perkussion, Keyboard) sich aus der Schwerelosigkeit an eine Improvisation wagt und die impulsive Energie einen Fluss bildet, der sich in ausgedehnt solistischer Arbeit Weg bricht.
Kada kennen keine Songdienlichkeit, keine kompakten Arrangements, die Band spielt keine auf den Punkt kommenden Stücke. Bei Kada geht es um Weite, ähnlich wie bei Miles Davis, dessen ultralange Stücke auf etwa "Bitches Brew" oder "Jack Johnson Sessions" als Vorbild gedient haben könnten. Aber Kada orientieren sich motivisch nicht an Miles Davis, eher an seiner improvisativ vollständigen Auslotung der komponierten Ideen. Die Band trifft sich immer wieder an markanten Stellen, treibt den Song voran, bis sich der Fluss mit einem Solo Bahn bricht. Dann kann die Band in träumerischer Lyrik versinken, oder aber den Improvisierenden mit aufgeputschter Rockhärte begleiten.
Das Konzert auf der DVD "U.F.O. spotters" wurde während des Periferic Music Festivals sowie auf drei anderen Bühnen aufgenommen. Die 12 Songs bringen es auf 110 Minuten, Extras (bis auf die Diskographie) und Schnickschnack sind auf der DVD nicht zu finden. Nur brillante, intensive Musik in Stereo, Dolby Digital 5.1 und in DTS 5.1.
Wie auf den bisherigen CDs und der ersten DVD von Kada gibt es wieder ein Cover, das Gyula Dudás gemalt hat und dessen Ausstrahlung ähnlich hinreißende und phantasievolle Mystik hat, wie die versponnene Intensität in Kadas Musik.
Da ein Auftritt der achtköpfigen Band in der näheren Umgebung unwahrscheinlich ist, kann ich die DVD nur unbedingt empfehlen. Bild und Ton sind sehr ansprechend, wenn das Publikum auch eher zu erahnen als zu sehen ist und Extras, wie etwa Informationen um die Band, nicht verfügbar sind.

http://kada.mentha.hu
dudaas.fw.hu
perifericrecords.com
VM



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