JÜ meets Møster "Jü meets Møster" (Rarenoise Records, 08.12.2014)


Gerade veröffentlichte Kjetil Møster unter eigenem Namen mit "Inner Earth" ein großartiges Album, da folgt diese Arbeit des Trios Jü, mit dem der norwegische Saxophonist als Gast arbeitete. Eine Komposition ist auf der CD enthalten, die unter seiner Mitarbeit entstand. Die fünf weiteren Stücke sind JÜ-Kompositionen.
Während Kjetil Møster in seinem eigenen Projekt zum einen experimenteller und abstrakter vorgeht und zum anderen konkretere, schlicht bessere und zudem bombastisch ausufernde Kompositionen vorgibt, arbeiten JÜ improvisativer, ohne in den Basiskompositionen zu der Reife und Qualität zu finden, die ihr Gast zuhause entwickelt. Doch: was in der Basiskompositionen weniger zu finden ist, macht die Improvisation fabelhaft wett.
Das Quartett arbeitet sehr frei, verlässt immer wieder seine hartrockenden Avantrock-Pfade, um in der freien Improvisation zu wildern, wo es jazzgeladen zugeht, ohne dass Rockmoleküle ganz ausgeschaltet sind. Doch es fehlt das Donnern und Blitzen, das Wetterleuchten und die Gewalt der Element, wie sie Møster so unverwechselbar macht.
Verträumtes Dämmern schwebt über Minuten dahin, in ästhetischer Qualität, indes nicht besonders eindrücklich. Sobald das Trio JÜ zackenscharfe Rocksocken anzieht und forsche Strecken absolviert, wird das Geschehen radikaler und rasanter, versierter und dramatischer, allerdings ohne so witzig und schräg zu sein wie ähnliche geartete Projekte. Immer wieder verliert die Band an Kraft und Saft und gerät ins Dämmern. In manchem Fall indes gerät dieses nonchalant kraftlos wirkende Dämmern erstaunlich gut. Da purzeln abstrakte Tonbrocken, kratzen schräge Moleküle, wühlt die Rockchose brachiale Landschaft auf, fließen disharmonische Strukturen ineinander und im Off steht ein heller Ton, der nicht nervt, sondern als Band das Paket zusammenhält. Sehr verinnerlicht ist das abschließende, fast viertelstündige "One", das fast wissenschaftlich forscht und die Klangsuche sehr fein zelebriert. Kjetil Møster arbeitet mit, als sei er schon immer an Bord, was für die gute persönliche Kommunikation gelten mag. In der so improvisativen Freiheit des Projektes könnten weitere/andere Musiker ebenso intensiv Anteil haben, größeres Ensemble mit vielen Bläsern etwa, oder klassische Streicher. Das Format und die Qualität dafür haben JÜ auf alle Fälle. Die gemeinsame Komposition "KJÜ" als kaum dreiminütiger Schnipsel ist die Miniatur der Produktion, ein exzellenter elektroakustischer Nonsens mit Hang zu Schalk und Lässigkeit. Davon mehr bitte!

rarenoiserecords.com
VM



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