Jono El Grande "Melody Of A Muddled Mason" (rune grammofon 2015)


Jono El Grande ist ein Außenseiter. Das ist bereits seinem Namen anzumerken. Seine künstlerischen Qualitäten bildete er allein aus, als Komponist, Musiker und Maler hat er nie eine Hochschule besucht, um dort zu studieren. Sein erstes Album, das 1999er "Utopian Dances", spielte er zuhause auf einem simplen Synthesizer ein. "Fevergreens" (2003) war ein echter Fortschritt in Richtung Progressive Rock, Filmmusik, Pop und Easy Listening, das er mit einem 9-köpfigen Orchester einspielte. Doch erst mit "Neo Dada" fand Jono El Grande zu der Qualität, die ihn antrieb und die er zu erreichen suchte. Echte Rockband, durchstrukturierte Songs, hochkomplexe instrumentale Arrangements. "Phantom Stimulance" und "The Choko King" folgten als Rerecordings früherer Kompositionen im "Neo Dada"-Stil. Nix Home-Synthesizer, nix Orchester, nix Popmusik. Sondern aufwendiger, anspruchsvoller Progressive Rock, der sich an Rock in Opposition wie der Canterbury Szene orientierte und Bands und Musikern wie Frank Zappa, Magma, Henry Cow und Gentle Giant ebenso nachzufolgen suchte wie klassischen Komponisten, etwa Igor Stravinsky.
Der Ansatz ist beim jüngsten Streich, "Melody Of A Muddled Mason" unverändert. Groß besetzte Rockband mit Bläsern, anspruchsvoller Perkussion (Marimba, Vibraphon), diversen Tasten und dem klassischen Rockinstrumentarium.
Die Kompositionen mit Ansätzen aus europäischer klassischer Musik, progressiver Rockmusik wie aus der Folklore zeigen Jono El Grande deutlich gewachsen. Das zappaeske Klima ist nach wie vor vorhanden, indes haben sich avant-progressive Muster tiefer eingepflegt, sind hochkomplexe, sehr dichte und dramatische Instrumentalflächen zu hören, die wie ein Mix aus klassischem britischen Progressive Rock, Jazzrock, amerikanischem Avantrock und Rock in Opposition klingen, aus klassischer Kompositionsstruktur ebenso zehren wie aus der gewachsenen düsteren Sprache skandinavischer Folklore.
Doch Jono El Grande ist kein typischer skandinavischer Rockmusiker, der das düstere Format als Leitbild nimmt, sondern sich lediglich ebenso davon beeinflussen lässt wie von seinen weiteren Einflüssen, um seinen Ideen mehr Gehalt und Vitalität, Dramatik und Intensität zu geben. Die 6 Song (35:12 Minuten) wirken so weniger zappaesk und verrückt als diejenigen auf den vorhergehenden großartigen Alben. Es geht tiefer, wirkt kraftvoller, ernsthafter und zugleich energischer. Die Hörfreude leidet an der Dramatisierung nicht, viel mehr wird das Ohr geschult, diesen partiell so leicht scheinenden, daraus immer schwerer und intensiver werdenden Songs zu lauschen. Und gewiss: der zappaeske rhythmische Wahnsinn (mit Anbindung an die rhythmische Arbeit von Gentle Giant) macht immer noch genauso Spaß und hat seine lustvolle Verrücktheit.
Der dritte Track "Lament X" ist ein rein klassisch instrumentiertes und arrangiertes Stück, das parallel beweist, dass Jonos Interessen und Qualitäten hier ebenso kraftvoll, intensiv und markant ausgeprägt sind wie seine Rockkompositionen.
Jono El Grande ist mit Sicherheit ein Musiker, von dem die avant-progressive Rockszene noch illustre Alben erwarten darf und der mit "Melody Of A Muddled Mason" ein erstaunliches, hinreißendes Album abliefert, das gefeiert werden darf.
Jono - El Grande!

runegrammofon.com
VM



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