Jonesy "Masquerade - The Dawn Years Anthology" (1972/73/Cherry Red Records/Esoteric Recordings 2007)

Jonesy konnte kein Klassiker werden. Die Band war zu sehr fixiert, orientiert auf ihr Vorbild. Jonesy veröffentlichte zwischen Oktober 1972 bis November 1973, über kaum mehr als ein Jahr, drei grandiose Progressive Rock Alben, denen die Inspiration stets anzuhören war: King Crimson.
Damit hatten sie nicht den schlechtesten Lehrmeister. Und sie stellten sich äußerst lehrreich an. John Evan-Jones (g, voc) gründete mit Jamie Kaleth (mel, keys, voc), David Paull (b, voc) und Jim Payne (dr, perc) 1971 Jonesy. Schon nach dem ersten Album verließen Paull und Payne die Band. Alan Bown (el-tr, el-fl, perc), John Evan-Jones' Bruder Gypsy Jones (b, fl, lead-voc) und Plug Thomas (dr, perc, voc) waren ein exzellenter Ersatz. Alan Bown, der in den 60ern schon unter eigenem Namen, The Alan Bown Set, bekannt geworden war, brachte verstärkt Jazzeinflüsse ein und gab den Songs mit seiner elektrisch verstärkten Trompete ein exzellentes Gegengewicht gegen die schweren Mellotron-Sounds Kaleths' und den eigenwilligen, harten Gitarrenansatz Evan-Jones'.
Die drei Alben "No Alternative" (Oktober 1972), "Keeping Up" (Mai 1973) und "Growing" (November 1973) waren bereits auf CD veröffentlicht worden. Alle drei sind 1995 separat auf dem südkoreanischen Si-Wan Label erschienen, mit lediglich koreanischen Schriftzeichen im Booklet.
Nun gibt es alle drei Alben samt drei Bonustracks auf zwei CDs zusammengefasst, digital remastert, mit umfassenden technischen Daten, vielen Bandphotos und englischsprachiger Story im Booklet als europäische Veröffentlichung. CD1 enthält zuerst die beiden Tracks der einzigen Single der Band, die, wie das erste Album, im Oktober 1972 vom Dawn Label, auf dem die drei LPs folgten, produziert wurden. "Ricochet" ist die Singlefassung eines LP-Stückes, etwa eine Minute kürzer. "Every Day's the Same" war bisher nur auf der Single zu hören gewesen. Beide Songs sind kein Muss, ergänzen das komplette Repertoire der Band, nicht viel mehr.
Sodann folgen die 6 Stücke von "No Alternative", dann ein einminütiger und "Reprise" genannter Track, der bereits im Mai 1972 während der Sessions zum ersten Album aufgenommen worden war und wie die beiden Singlesongs keine Revolution auslösen wird. Die vier Stücke der ersten LP-Seite von "Keeping Up" beenden CD1. CD2 beginnt mit der anderen Seite, darauf folgen die 6 Songs von "Growing".
Es gibt einiges Besondere an Jonesys Musik. Das grandiose Gitarrenspiel, die breiten Mellotronteppiche, die vertrackten elektrischen Trompetensoli, die teilweise selbst wie von der elektrischen Gitarre zu stammen scheinen. Die Band hatte es einfach drauf, interessante, komplexe und leidenschaftliche, erregende Kompositionen zu schreiben und mit vitalen Arrangements auszustatten.
In etwas mehr als einem Jahr spielten Jonesy 8 Longtracks ein, dazu zwölf mehr oder weniger kurze Songs. King Crimson ist als Inspirant stets zu hören. Doch Jonesy kopierten King Crimson nicht, sie feierten deren Stil in eigener Kreation. Und machten ihre Sache sehr gut.
Nach dem dritten Album löste die Band sich, unzufrieden mit dem Management der Plattenfirma auf. Nicht nur John Evan-Jones blieb aktiv. Später eingespieltes Material mit teilweise anderem Personal wurde nie veröffentlicht, es wurde gestohlen (billig klingende Aufnahmen dieser Sessions von mitgeschnittener Kassette wurden 2003 als "Sudden Prayers Make God Jump" auf einem italienischen Label veröffentlicht, sind aber nicht nur soundtechnisch nicht empfehlenswert).
Jonesys drei Alben sind echte Progressive Rock Perlen, eine wahre Entdeckung. Wer die Si-Wan Ausgaben besitzt, braucht die britische Auflage nicht wirklich. Der Klang der südkoreanischen CDs ist überzeugend. Besser ist der 24-bit remasterte Klang der neuen 2CD jedoch ohne Frage.
Dringende Empfehlung!

esotericrecordings.com
cherryred.co.uk
VM



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