Jonathan Badger "Verse" (Cuneiform Records 10/2014)


Doch, die Seltsamkeiten, die man von Cuneiform erwarten und erleben kann, erweitern den Horizont. Vermutlich hörte sich Jonathan Badger zeitlebens nur durch Seltsammusik, um seinen eigenen kreativen Kosmos in dieser Weise gestalten zu können. Quasi autark, gut mit Gästen, aber unauffälligen.
10 Songs, die zusammen 39 luftige Minuten füllen, sind auf seinem "Verse" zu hören. Instrumentale Spielereien, überwiegend mit akustischer Gitarre (auch mal dezent verstärkt) eingespielt, hier sind Piano oder Banjo zu hören, da flirren und flattern allerhand spinnerte Computersounds herum - die überwiegend ob ihrer Eigenart skurrilen Witz erzählen, und Perkussion, oder etwas in der Art, tümmelt sich auch schon mal in diesen witzig leisen Schrägperlen. Ist das Avantgarde? Doch, klar. Schon. Kann man im Kinderzimmer abspielen und keines der Lütten wird aggressiv und alle hören zu. Viel eher indes ist das fast schüchtern und extraabseits aller bekannten Pfade - auch und vor allem progressive Avantgarde und Radikalgefrickel - und allem was laut oder disharmonisch ist - fließende Stück Musik trotz Schräglage und Unvergleichlichkeit sehr angenehm und lyrisch. Musik zum Zuhören, auch für Leute, die Experimente und Radikalismen gewohnt sind.
Dieser Jonathan Badger (und seine Gäste an sporadischen Flügelhorn, Trompete, Tenor- und Baritonsaxophon, Violine & Cello und die Sänger, zwei Damen als Mezzosopranistinnen und Shodekeh, die Human Beatbox) hat enorme kreative Potenzen. Er meidet die lauten Strecken und feilt schräges Zeug in qua stiller, kinderliedverspielter Leichtigkeit aus, was sich nicht die Bohne darum kümmert, was melodisch und eingängig ist und die schrägsten Wege beschreiten will. Kinder hören intensiv zu, Erwachsene, die gerade aus dem Stressbüro kommen, werden nicht gleich einen Infarkt erleiden, aber sich verflüchtigen. Gut so, kann lauter gemacht werden!

jonathanbadger.com
cuneiformrecords.com
VM



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