Jens Fossum "Bass Detector" (Ozella Music, 13.02.2015)


Steht so drauf: alle Kompositionen aus der Feder Jens Fossums. Der Trondheimer Jazzbassist, bislang Mitarbeiter in Ensembles anderer Komponisten, hier das erste Mal namensgebender Chef mit norwegischer Crew aus diversen Bläsern, etlichen Schlagzeugern und einigen Mitarbeitern, deren Namen eher amerikanischer Natur zu sein scheinen, schmeißt 9 Songs in den Ring, die allesamt enorm vital und lässig aus den Boxen springen und Freunde des extrem in Beine und Gehirn gehenden Jazz-Funk sofort in den Bann ziehen.
Opener "Walter Freeman's Pick Of Choice" hat nur eine Macke: er endet! Vielleicht gut, dass mit "Zanzibar" erst einmal ein vormittäglicher Strandsong zu hören ist, der als wuseliges Bass-Saxophon-Duett die ersten leichten Drinks spendiert und gefährlich mit den Nerven spielt. Jede Sekunde kann die Band einspringen - aber die lässt auf sich warten, bis der "Ratskeller" den lässigsten Funk-Groove auffährt, der außerhalb des Mainstream und innerhalb des tanzbaren Jazz für beste Laune sorgt und gar nicht weiß, ob er lieber Sonnenaufgang oder -untergang illuminieren will und mit witzigen, dabei fabelhaft komponierten Figuren arbeitet, die wie verrückte Hühner um den Basisgroove hüpfen. Nervös ist anders. Dies ist verrückt tiefenentspannt aufgedreht.
Trondheim liegt in Norwegen, oder? Ist es da nicht dunkel und kalt? Düstermusik die Folge? Wohl nicht immer. Denn hier ist luftig cooler Jazz angesagt, der, mit Verlaub, wie Sau in Kopf und Beine geht, extrem gut gespielt ist und eine Art Zeitkrümmung verursacht, indem seine Kurzweil die Minuten schrumpfen lässt. Bläserattacken wie im Brass-Rock, Rhythmus zwischen Jazz, Funk und Rock, Bass ganz im Jazz-Funk mit starker Jazzbetonung - nichts ist Mainstream, weniger indes Avantgarde, diese Tanzmusik setzt auf erhabene, großartige Motive, biedert sich dem leichthörenden Publikum nicht an, sondern macht echte Musik mit rasanten Bläserläufen und einer leidenschaftlichen Rhythmuscrew.
"Torquemada", mein absoluter Lieblingstrack mit auffahrenden Bläserattacken, klingt, als sei Albert Ayler aus der Avantgarde in den Funk gewandert (und habe nebenbei Fusion eingesackt), nicht einmal 6 Minuten lang. Welches Bassspiel! Und der Groove!
"Bass Detector" enthält mindestens 7 großartige Songs mit einem Bassisten, dessen wie verrückt jazzrasante Technik die Kinnlade runterfallen lässt und sich dabei noch zurücknimmt und seine Band in den Vordergrund schiebt. Elemente des Jazz der 1950er Jahre sind ebenso zu hören wie Big Band-Bläserläufe, Swing-Dynamik im Rhythmus, Funk & Fusion in der Songstruktur, die guter Laune PS-starken Anschub geben.
Kein Wunder, dass "Frida's Lullaby" am Ende das 44:31 Minuten lange Album traurig und müde verlässt. Alles ist abgefeiert, alle Musiker vollständig erschöpft, alles gesagt & gespielt. Und Ende.
Ende?
Repeat!

Jens Fossum - electric bass, double bass, cello, piccolo bass, piccolino mini bass, roland midi bass, guitars, keys, drums, perc, er-hu, pipa, mandolin
Håvard Fossum - alto sax, tenor sax, baritone sax, clarinet, flute
Børge Are Halvorsen - baritone sax
Anders Aarum - rhodes, keys
Jørn Øien - keys
Ivar Thormodsæther - drums, percussion
Tor Bjarne Bjelland - drums, percussion
Hermund Nygård - drums
Håkon Mjåset Johansen - drums
Melvin Smith - trumpet
Bud Smith - trombone

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