Jason Adasiewicz's Rolldown "Varmint" (Cuneiform Records 2009)

Jason Adasiewicz's Rolldown entführt in die 50er Jahre des letzten Jahrhundert. Krimiatmosphäre. So klang die Filmmusik zahlloser Filme, bis weit in die 60er rein. Die Band spielt Jazz, Modern Jazz, relativ harmlos, harmonisch, auf Swing-Rhythmus, der gut abgehangen duften Groove locker satt präsentiert. Die Arrangements sind vital und herzlich, das hört sich der alte Jazzfritze im Altersheim gern an, dem im Schatten seines Sessels manche nostalgische Freudenträne über die überlebte Wange läuft, der Nachwuchs ebenfalls, der Freejazz noch nicht gehört hat, nicht Jazzrock oder Avantjazz. Der heutige Zeitgeist hat seine romantischen Qualitäten, er holte alte, ‚gute' alte Sachen wieder hervor, zelebriert sie neu, weil ihr eigentliches Zeitalter längst vergangen ist und der Sound wieder die Intensität und Lebhaftigkeit hat, anzukommen. Der intellektuelle Überschlag der "Progressiven" ins neokonservative Feld auf Grund erheblicher Reizüberflutung des eigenen Wertekosmos' ist die Suche nach dem Weg eigener künstlerisch-kreativer Auslebung der gegebenen Inspiration. Manche Strecke der 7 Songs ist brav, fast bieder. Wenn da nicht die illustren Soli der Trompete, des Saxophons, des Vibraphons wären, die ausgezeichnete hochqualitative Spielweise und die Kunst der Band, die Songs so erdbebentief zu verankern und süffig-satt rollend zu intonieren. Konservativ? Nein, und nicht neokonservativ. Vielleicht ein wenig, aber nicht im Werteschema, sondern in der, auch nostalgischen, Hingabe an einen Stil und eine Zeit, die weit vor der Band lag und ihr keinen sozialen, politischen, rassistischen oder sonstigen negativen Beigeschmack auflegt.
Die Heile-Welt-Atmosphäre ist doch Jazz, und damit progressive Kunst. Chicago (die Stadt, nicht die Brasskapelle) breitet seinen Sound neu aus. Und was zuletzt nur fehlt, oder besser nicht, sind Galoschen und weiße Anzüge. Das wäre der Schritt zu weit. So, wie die Band sich präsentiert, in Hemd, Shirt und Jeans, frei aller Präsentationsdevotionalien für ein gestandenes Herrscherpublikum, locker und vital, hat die Platte schon wieder einen dezent anarchischen Charme, der nur sagt: ihr könnt uns mal, und die Musik hat euch noch nie gehört!

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VM





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