Jack O' The Clock
"How Are We Doing And Who Will Tell Us?" (Eigenproduktion 2011)
"All My Friends" (Eigenproduktion 2013)


Kirmes-Musik trifft auf Chamber Rock trifft auf Singer/Songwriter trifft auf Jazz trifft auf Folk trifft auf et cetera pp und manchmal sogar auf Peter Cetera persönlich; so etwas nennt man wohl Musica camera obscura, die dereinst als Begräbnis-Musik für Zeitgenossen wie Mr. Doctor geeignet sein könnte. Auf "All My Friends" beehren uns folgende Musiker: Damion Waitkus (Gesang, Percussion, Gitarre, Hackbrett, Piano, Flöte, Teekessel, Banjo etc.), Emily Packard (diverse Violinen, Viola, Banjo, Bowed Psaltery, Singende Säge), Kate McLoughlin (Gesang, Flöte, Fagott), Jason Hoopes (Bass, Stimme, Piano), Jordan Glenn (Glockenspiel, Akkordeon, Marimba, Vibraphon, Schlitztrommel, Trommeln, Töpfe und Pfannen, Percussion) nebst ihren Gästen Marielle Jakobsons (Waterphone), Jonathan Russell (Klarinette), Nicci Reisnour (Harfe, Melodica, Weingläser) und Josh Packard (Cello). Die dargebotene Atmosphäre erinnert an Musik aus dem Cafe der toten Philosophen, weil alle meine verflossenen Freundschaften schließlich tot und alle Toten Freunde sind, die mit Taucherflossen im Styx schwimmen. Trotz aller subtilen Schrägheit und des partiell auftauchenden exzentrischen Minimalismus weiß der sehr spezielle Sound dieser Band auch harmoniesüchtige Musikfreaks zu verzaubern - welch delikates Unikat des ver-rückten Hutmachers! Sollte sich die Blue Man Group jemals mit Michael Nyman zum Tee verabreden, ist schon jetzt klar, wer anlässlich dieses Treffens Öl ins Feuer der Begeisterung gösse, auch wenn er seinen Nicht-Geburtstag nicht feiern dürfen könnte. Auf "How Are We Doing And Who Will Tell Us?" sticht wesentlich mehr der an Les Claypool erinnernde Gesang hervor; außerdem wecken die hier gehörten Klänge Assoziationen an die stark malletösen Passagen auf Stewart Copelands Solo-Alben, mit denen sich eine Beschäftigung absolut lohnt; vor allem "Orchestralli" ist ein echtes Kleinod.
Zusammen mit dem Oeuvre von King Crimson durch den Peter (Paul) & (Mary)-Wolf gedreht ergibt dies - pro Kopf, Jeff! - ein schalkig-schmackhaftes P(l)unch-Paket, das nur wenig Fett aber viel Schmackes enthält - roh wie Susi, die Emanzen-Boxer(hünd)in. Ebenfalls grüßen Isildurs Bane, Mr. Bungle, Jimi Hendrix, Ozric Tentacles, Frank Zappa, Dave Matthews, Lazuli und Bela Fleck dezent aus der Ferne. Jack O' The Clock ist es gelungen, eine völlig eigen-artige Mischung zu kreieren, die das Interesse diversester Musikkategorieschablonenbieger zu wecken vermag, aber vermutlich selbst niemand von der Fraktion der musisch Unke-Küsten vor den Kopf stößt. Flirrend, aber nicht verwirrend - eben, aber nicht geradeaus; die original Hookliners von nebenan nehmen ihre musikalische Mission sehr ernst. Die Stamm-Bestzung ist dieselbe wie auf "All My Friends", während die Gästeliste deutlich erweitert ist: Zusätzlich zu den vier schon genannten Gästen sind auf diesem Album Art Elliot (Kirchenorgel), Cory Wright (Klarinette), Ivor Holloway (Saxophon), Andrew Strain (Posaune), Darren Johnston (Trompete), Dave McNally (Rhodes) und Neil Hodge (Schlagzeug) zugange. Insgesamt betrachtet, sollten wir danach trachten, ob im Janker oder als Junker, diese Band an unsere Küsten spülen zu lassen, um sie nach allen Reglern der Künste spielen zu lassen. Dann gibt es, wie man im Heinz-Becker-Land zu sagen pflegt, Gefil(l)de (= Klöße, welche die Buchse der Pandora, getarnt als Krach-Lederne, die gerne vom selbigen zieht, enthalten) und nach dem Tafeln wird ebenso gespült wie gespult - nämlich wieder auf Anfang!!!

jackotheclock.com/Jack_O_The_Clock.html
jackotheclock.bandcamp.com
Frank Bender



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