Jack Dupon
"Tête de Chien" (CD)
"Les ronfleurs dorment - le film" (DVD)
(Musea Records 2014)


Jack Dupon sind heute das, was Gong in den frühen 1970ern waren, in grobmotorisch. Gong entwarfen Psychedelic Spacerock mit starker Jazzeinflutung. Jack Dupon randalieren im neopsychedelischen Noiserock mit progressiv avantgardistischen Instrumentalbezügen. Harsch, kühl und erstaunlich emotionskalt krasst die französische Band sich durch ihre 6 neuen Songs. Schneidend raue Gitarrensounds, crimsonesk drahtig, im Klang eher hell und dünn, gehen im Duo durch das schier unnahbare, unwillkürlich überraschende und erstaunlich ameliodiöse Geschehen, dem die Rhythmuscrew einen versiert knüppeldichten, locker differenzieren Polterteppich unterhebt.
Während "Miaou" 0:42 Minuten reichen, seine ganze Pracht zu entfalten, legen es drei Songs darauf an, 10, 15 und 18 Minuten mit stoisch psychedelischem, wilden Avantrock zu füllen, der wenig zappaesk auf der instrumentalen Seite klingt, in der radikalen Instrumentalaussage und den französischsprachigen, im Booklet nicht abgedruckten Texten indes sehr dem Kosmos Zappas ähnelt - auf seine eigene Weise.
Gerade dann, wenn die Band ihre Texte abarbeitet, ist dieser anarchische Geist enorm zu spüren. Sobald es instrumental wird, haben Jack Dupon Spaß daran, minimalistischen Krachrock in etliche Minuten zu treiben. Da können erhabene Gitarrensoli thronen oder aber ohne aufsehenerregende Extravaganzen sattes Bandinterplay in stoischer Heftigkeit wild wuseln. Der anarchische Geist ist es wohl auch, der die Band davor zurückschrecken lässt, eher anspruchsvolle Instrumentalarbeit im progressiven Sinn als vielmehr psychedelischen Nonsensrock in punkigem Geist zu zelebrieren (ohne musikalisch zum Punk zu tendieren). Ab und an wird es dann doch einmal richtig komplex und fazzfreakig, nur zum zeigen, He Leute, wir wissen, was ihr wollt und das haben wir auch drauf.
Wollen wir aber nicht.

Und dann gibt es da noch die DVD. Die Verpackung bietet keine Informationen an. Winzigste Infos findet man im Menü. Das Hauptmenü hat eine hübsch verrückte Jack Cupon-Musik zum Verweilen. Der Mann mit Popo steht mitten im Bild und da sind, mit kindlicher Computerschrift gezeichnet, die Möglichkeiten zu finden: Play, Charitres, Love und Live Solo.
Play beinhaltet das Konzert. Die Band steht im Kreis, spielt das komplette neue Programm in fast sekundengenau einer Stunde, Publikum tanzt von einer Seite, in der Mitte ein paar Lampen auf dem Boden. Das ist sehr simpel und zugleich clever und sympathisch. Zudem ist es echt ganz nett, den Jungs bei der Arbeit zuzusehen. Konzerte sah ich bereits, aber so eine Show im quasi Dunkeln, vor wenigen Tanzleuten und mit extraschrägen Videosequenzen zwischendrin, die den clownesk verspielten Freigeist des Vierers ordentlich abgefahren präsentieren - empfehlenswert und sehr unterhaltsam.
Charitres ist das Titelmenü, von dem aus jeder einzelne Track angesteuert und abgespielt werden kann, quasi ein zweites Menü, Play enthält das Ganze en bloc. Ja, und Live Solo? Ist Play noch einmal, oder mein Computer spinnt. Und was unter Love zu finden ist? Das spürt ihr schon ganz allein auf!

musearecords.com
VM



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