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IZZ "Everlasting Instant" (Doone Records, 08.05.2015)
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2009 war "Darkened Room" der erste Teil der Serie, die IZZ 2012 mit "Crush Of Night" fortsetzte und jetzt, 2015, mit "Everlasting Instant" beendet. Die New Yorker, seit 1998 ("Sliver Of A Sun") im Licht der Progressive Rock Öffentlichkeit, konnten sich ins Bewusstsein der Szene bringen und mit starken Alben Erfolge erzielen. Die Band hat ihren ganz eigenen, prägnanten, schöngeistigen Stil, der zwar amerikanisch, aber am wenigsten nach New York, dafür zeitlos und kaum besonders vergleichbar klingt. Gewiss sind da unzählige Vergleiche, IZZ spielen komplexen Symphonic Prog mit starken liedhaften Vokalparts, und das ist so weit von diversen weiteren Bands nicht entfernt. Grundsätzlich.
Doch IZZ sind eine Qualität für sich. Hochprofessionell komponiert, technisch handwerklich großartig eingespielt, sind ihre raffinierten Songs kernig arrangiert, nicht überladen, aber reich und eindrucksvoll ausgestattet, zurückhaltend hier und mit Krach preschend dort, stets hochmelodisch und von intensiver Lyrik, von ekstatisch grandiosen Gitarrensoli und ausgefallenen, überraschenden Instrumentalparts geprägt. Stets liegen einige Jahre zwischen den hochwertigen Alben der Band. Da ist gut zu hören, wie lange die Galgano-Brüder John und Tom, Paul Bremner, Greg DiMicelli und Brian Coralian an den Songs bastelten, um keine halbgaren oder vordergründigen Motive und verführerisch anmutenden billigen Themen aufzunehmen.
Es kommt nur soviel in einen Songs hinein, wie hineingehört. So passiert es nicht, dass langatmige Strecken absolviert werden, wie oftmals im Progressive Rock, um auf Teufel komm raus die 10 Minuten Marke zu überschreiten. Das passiert auf "Everlasting Instant" nicht. Die Songs spielen sich überwiegend zwischen 5 und knapp 8 Minuten ab, und nichts daran ist schlecht. Alle Motive sind ausgeprägt, nichts wirkt abgebrochen oder verkürzt. Ganz im Gegenteil, die hochkomplexen Songs, und bei IZZ kann wirklich von ‚Songs' die Rede sein, zumal in den Vokalpassagen, die von Tom Galgano, Anmarie Byrnes und Laura Meade großartig, sehr emotional, mit Popappeal und doch sehr anspruchsvoll, zudem mit modernem Impetus, absolviert werden, sind raffiniert verschachtelt aufgebaut, ohne zu erschlagen. Wenn vor allem die Instrumentalparts geübten Prog-Hörern gefallen werden, wird die Familie nicht flüchten, wenn IZZ zu hören sind.
Zum einen gerät die Band höchstens in schwindelerregenden Gitarrensoli in harte Rockgefilde oder baut wilde Instrumentalarbeit verrückt und unglaublich aus. Doch zum anderen werden sie dabei nicht radikal oder extrem. IZZ gehören definitiv nicht zum NeoProg, nicht zum RetroProg, nicht zum Alternative Prog, nicht zum Jazzrock - IZZ haben klassischen Progressive Rock-Charakter. Mit einem vokalen Stream zum anspruchsvollen Pop/Melodic Rock, der das progressive Geschehen nicht mindert.
Typisch VM habe ich mich weniger mit den Texten auseinandergesetzt als mit der Musik. Die Lyrics des 59:22 Minuten laufenden dritten Teils der Albumserie wirken literarischer als anderswo im aktuellen Progressive Rock. Vielleicht liegt es daran, dass niemand in der Band Interesse an Kobolden & Co. hat und die erwachsenen Musiker sich mit ihrer eigenen Emotionalität und dem Leben in der heutigen Zeit auseinandersetzen.
"Everlasting Instant" ist ein ernsthaftes, verrücktes, liedhaftes, unsagbar vielseitiges, lebhaftes, dabei nachdenkliches und schöngeistiges Album des anspruchsvollen Progressive Rock. IZZ kopieren sich nicht selbst, bleiben ihrem Stil indes treu und verkörpern Professionalität, Kreativität und Inspiration. Und ebenso die harte Arbeit und lange Zeit, die es braucht, Musik dieser Qualität zu ‚erfinden', ohne alles bereits Daseiende zu kopieren oder sich an beliebten Vorbildern auszutoben. "Everlasting Instant" hat, ebenso wie die anderen Studioalben der New Yorker Band, Langzeitwirkung.
Tipp!
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