IZZ "Live at NEARfest, June 23, 2007" (Doone Records, VÖ: 04.12.2007)

IZZ ist eine perfekte Studioband. Die Jungs verstehen es, jede Technik zu nutzen, die den Sound runder, die Arrangements voller, die Songs reicher macht. Als reine Progressive Rock Truppe tourt das 7-köpfige Ensemble gewiss nicht intensiv. Doch wenn das live eingespielte Konzert mit den Studioproduktionen gewiss nicht auf Augenhöhe konkurrieren kann, so ist doch nicht nur das Einspielen der Songs in der Gruppe, sondern auch der Klang überaus wohl gelungen. Soundtechnisch sind IZZ mindestens seit "I Move" (2002) Perfektionisten, das ist dem dynamischen Opener "Spinnin' Round" ebenso anzumerken, wie den aufwendigen, komplexen Songs, denen jeder Makel im Studio genommen wurde. Möglicherweise hat das von Brett Kull (Echolyn) aufgenommene Konzert einige Overdubs erfahren, gewiss wurde dem Klang etwas nachgeholfen. Aber die Basis der Tracks, die fehlerfreie virtuose Einspielung, hat von vornherein gestimmt. IZZ verbreiten nicht die Live-Atmosphäre wie die großen Bands in den 70ern, die ausufernd improvisierten und die Songs auf der Bühne häufig stark veränderten, wie das heute noch die Flower Kings tun. IZZ spielen ihre Songs fast genau so, wie sie auf den Studio-CDs zu hören sind. Dennoch ist hier Atmosphäre zu spüren. Das Publikum ist nur zwischen den Songs zu hören, aber der Klang der Instrumente ist rauer, lebendiger, die Band spielt etwas ungenauer, härter, lebhafter - losgelassen. Es rockt vitaler und ungestümer. Das ist ähnlich wie bei Kansas, deren "Two For The Show" den Songs die Zügel losließ, so dass plötzlich viel mehr Energie und Rockhärte sich ungestüm entfalten konnten. Auf "Live at NEARfest" sind gerade einmal 8 Tracks zu hören. Nach der kurzen "Introduction: Swallo Our Pride", das noch auf keiner der bisher 4 CDs der Band zu hören ist, sind nur bereits veröffentlichte Songs enthalten. "My River Flows", "Assurance", "Coming Like Light", "Late Night Salvation", "Where I Belong" und "Star Evil Gnoma Su" sind gut anzuhören. Die beiden Schlagzeuge kommen kraftvoll und vital zu Gehör, die beiden Tastenmänner, zwei Gitarristen und der Bassist (in teilweiser Doppelbelegung) sind klangtechnisch "dicht dran", nicht nur die instrumentale Klangaufteilung für die Boxen, auch die Gruppendynamik ist für die CD sehr lebhaft gemixt worden. Die Background-Damen teilen sich die bombastische Klangfülle mit den vollmundigen Keyboardbergen. Die harten und komplexen Parts gefallen mir jedoch weitaus besser als die symphonischen Orgien, weil die Band dynamischer rockt und sich weniger auf den fetten Klang der Tasten verlässt. Als abschließenden Track nach der "Encore" genannten Pause, in der das Auditorium nach mehr schreit, gibt es noch das kurze "Mists of Dalriada" zu hören, und schon ist der Gig wieder am Ende. "Live at NEARfest" ist ein gelungenes Live-Album, aber kein Klassiker. Dazu sind IZZ live viel zu ungeübt und halten sich zu fest am Korsett der Songs, was bei der Komplexität der Kompositionen gewiss auch angebracht ist. Einige Improvisationseinschübe darüber hinaus, die zudem schön krachen könnten, wären die überraschende Krönung gewesen. Dennoch, gutes Album.

izznet.com
justforkicks.de
VM



Zurück