IZZ "Ampersand" (Doonmore Music 2004)

Eine ganze Weile habe ich dieses Album für völlig unfähig gehalten, überhaupt eine Wirkung auszustrahlen. Die Band selbst gibt im Booklet an, dass dieses Album als Nr. 2 ½ kein reguläres Werk ist, sondern die Sammlung an Songs, die bisher bei der Auswahl für die beiden Vorgängeralben unter den Tisch fiel, die nicht an die Qualität der weiteren Songs der Band herankamen, aber immer wieder live oder bei Sessions ausgegraben wurden und von denen IZZ meinen, sie einmal doch noch veröffentlichen zu müssen. Hier sind sie.
Die Songs haben nicht den fein geschliffenen Charakter der markanten IZZ-Stücke, klingen poppiger, schlichter, liedhafter. Es braucht eine Weile, hinter diese Harmonien und Melodien zu kommen - doch plötzlich findet sich ein Zugang und die Stücke machen süchtig. IZZ sind eine hinterhältig-geniale Band, die es mit unglaublicher technischer Perfektion schafft, ihre Hörer hinters Licht zu führen. Klang der Erstling "Sliver Of A Sun" (1998) noch etwas unausgebacken und doch schon so verblüffend hinreißend, ging beim zweiten Album "I Move" (2002) nichts mehr. Die 15 Songs sind ganz große Kunst, von einer harmonischen Schönheit, die sonst weit und breit nicht finden ist. Fast scheint es, als hätte die progressive Szene ihre Hit-Zauberer gefunden, und das nicht aus dem Neoprog. IZZ klingen eigenständig, sie sind unglaubliche Meister an ihren Instrumenten, viel mehr jedoch sind sie Meister darin, ihre Songs aufzubauen, zu gestalten, das geht erst tief ins Bewusstsein und will dann nicht mehr raus.
"Ampersand" sammelt die Reste, das Material reicht nicht ganz aus und so haben IZZ 5 Live-Versionen ihrer bekannten Songs angehängt, die im Sound etwas nachlassen, in der Intention aber nicht. Die Studio-Tracks sind sehr unterschiedlicher Natur, mal eher popbeduselt und light, ohne aber auch nur im Ansatz kitschig oder billig zu sein, dann wieder komplex, das wechselt oft mitten in einem Stück auf sehr anmutige Art und Weise, grazil und rasant, wie ein großer Klassiker, hier werden Maßstäbe entwickelt! Danach gibt es eine kurze Akustik-Gitarren-Nummer, dann wieder einen Piano-Song mit weiblichem Gesang, der schon schwer süß klingt, doch wieder bricht das Lied nicht in den Kitsch aus, sondern kann zu billiger Süffisanz kritische Distanz halten und gerät einmal mehr verblüffend geschickt.
Was überhaupt macht die Songs von IZZ aus, was macht sie so gut, so trotz aller Komplexität eingängig und hinreißend, dass man nicht genug davon kriegen kann? Wie verzahnen die bloß die Fülle an Ideen, dass so ein Resultat zum knackigen Song wird und doch kein Allerweltspop, sondern komplizierte Struktur und geradezu würdevolle Eleganz? Gibt es ein Gen, das die Band so besonders macht? Was immer es sei, IZZ sind raffinierte Musiker mit enormem Talent. Hoffentlich müssen wir auf Album Nr. 3 nicht lange warten. "Ampersand" ist mehr als Resteverwertung, es ist ein vollwertiges, reifes Album mit Saft und Kraft.

izznet.com
VM



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