IQ "Dark Matter" Giant Electric Pea 2004)

"Dark Matter" ist, für mich ganz persönlich, das beste aller IQ-Alben. Nie zuvor hat die Band so düstere, vertrackte, melancholische, kraftvolle, ja abenteuerliche Songs eingespielt. Dabei hat sich stilistisch nichts geändert. IQ sind sich und dem Neo Prog treu geblieben. Die Art der harmonischen Wendungen ist typisch für IQ, die rhythmischen Eskapaden, Brüche, Wendungen und Wechsel hat die Band seit je in der Form gebracht. Die instrumentale Breitseite hat ihre Vielfalt behalten, die melodischen Harmonien sind nachvollziehbar, lyrisch trotz härterer und komplexer Struktur. Das Keyboard-Ensemble hat viel zu tun. Daneben, so zumindest scheint es, sind Bass und Gitarre stärker und härter gefordert als zuvor. Moll-lastige Harmonien steigern sich kraftvoll und brechen über disharmonischen Spitzen zusammen. Düster-stille Spannung steht fest gefügt im Klangraum, Orgel und Stimme allein vermögen mit eisigem Wind im Off ein Grausen zu vermitteln, worauf die Orgel zu schwerem, klarem Solo anhebt. Beeindruckend! Der 11-minütige Opener "Sacred Sound" hat es in sich! Daran schließen sich 3 nicht weniger interessante, fabelhafte kürzere Stücke an, die im Wechsel von akustischer Lyrik und kraftvollem Neo Prog lässig hohe Vitalitätspunkte sammeln. Und dann kommt "Harvest Of Souls" mit weit über 24 Minuten ein grandioser Symphonik-Hammer. Weitgehend in Moll gehalten, eröffnet sich von Anfang an - trotz der liedhaften und fast schon fröhlichen ersten Passage - eine beeindruckende Düsternis. In dem Stück passiert ordentlich was, da fließen nicht nur symphonische Minuten dahin oder reihen sich Melodiemuster aneinander, um einen Longtrack zusammenzuschustern, sondern geht es hart und differenziert zur Sache. Die Jungs rocken, knüppeln und generieren ein fett komplexes Gebräu mit heftigen Passagen, das das Herze klopft. Hört`s euch nur an!
Für mich eine große Überraschung, hatte der Vorgänger mich doch zur Gänze kalt gelassen. Das Booklet schließt sich dem musikalischen Inhalt vollständig an, so ein beängstigend grausiges Bild hatte die Band wohl noch nicht als Aushängeschild. Die abgedruckten Lyrics sprechen dieselbe Sprache. Gutes Werk, das die Briten - wieder mal nach längerer Zeit - präsentieren. Empfehlung!

VM



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