Interview mit Zeraphine (02.04.2004)

Immer ganz viel Jägermeister an Bord

Zeraphine räumen gerade auf ihrer Tour mit HIM kräftig ab. Wo auch immer die Berliner auf der Bühne stehen, schlagen ihnen Wellen der Begeisterung entgegen. Dieser Erfolg kam durchaus überraschend, geht man davon aus, dass die HIM-Fans nicht unbedingt dem Publikum von Zeraphine entsprechen. Nach ihrem Auftritt traf ragazzi auf strahlende Musiker, die in ihrer sympathischen Art vom Tourleben mit den finnischen Kollegen, dem Kapitel Dreadful Shadows und ihrem Verhältnis zur schwarzen
Szene erzählten.

ragazzi: "Glückwunsch zu dem absolut gelungenen Auftritt!"
ZERAPHINE: "Danke! Es war wirklich toll. Wir sind sehr begeistert von der Stimmung und den Leuten."
ragazzi: "Wie lief die Tour bisher?"
ZERAPHINE: "Es war eigentlich immer ähnlich beeindruckend wie heute, in Berlin war es sogar noch einen Tick besser."
ragazzi: "Wie ist es, wenn man mit einer "großen" Band wie HIM auf Tour geht? Hat man da Kontakt zu den Kollegen oder macht jeder sein eigenes Ding?"
ZERAPHINE: "Tagsüber hat man nicht so viel Kontakt, weil jeder viel zu tun hat. Presse- und Promotermine etc. Aber abends hat man schon Kontakt. Bei HIM sind alle sehr nett. Es gab auch schon die eine oder andere Aftershow-Party..."
ragazzi: "Wie kam es dazu, dass gerade ihr auf der HIM-Tour dabei seid?"
ZERAPHINE: "Wie andere Bands haben auch wir uns bei Jägermeister beworben. Und dann wurden wir von Ville ausgewählt. Wir wollten schon länger mit HIM auf Tour gehen, nur hatte es bisher noch nie geklappt."
ragazzi: "Ihr hattet in jüngster Vergangenheit mehrere TV-Auftritte, u.a. in "Schattenreich" auf ONYX. Wie wichtig ist euch die Fernseh-Präsenz?"
ZERAPHINE: "Die ist total wichtig, weil du darüber ganz viele Leute erreichst. Eine Sendung wie "Schattenreich" gucken einfach alle, die irgend etwas mit dieser Musik zu tun haben. Viele Leute, die wir auf der Tour treffen, haben in "Schattenreich" das erste Mal überhaupt von uns gehört."
ragazzi: "Texte bei Zeraphine sind ja mehr als schmückendes Beiwerk...."
ZERAPHINE: "Texte und Musik gehören zusammen. Ich glaube nicht, dass das Eine ohne das Andere funktionieren würde."
ragazzi: "Sven, wann entstehen deine Texte vorzugsweise?"
ZERAPHINE: "Wenn man einen Beweggrund hat, um einen Text zu schreiben, kann man dies jederzeit machen."
ragazzi: "Was sind solche Beweggründe?"
ZERAPHINE: "Das kann eigentlich alles sein. Menschen und ihre Charaktereigenschaften, die sich verändern. Ich möchte mit den Texten Stimmungen transportieren. Die Stimmung, in der ich mich jeweils befinde, versuche ich auf den Hörer zu übertragen."
ragazzi: "Eure letzte Scheibe "Traumaworld" enthielt - anders als das Debüt "Kalte Sonne" - überwiegend englische Texte. Ihr habt das damit erklärt, dass eure Songs jetzt eher ein "englisches Feeling" haben. Wie muss man sich dieses englische Gefühl vorstellen?"
ZERAPHINE: "Das kann man gar nicht so richtig beschreiben, es ist wirklich eher ein Gefühl, das du nicht an etwas Speziellem festmachen kannst. Außerdem habe ich nicht so eine große Auswahl an Sprachen, ich spreche nur Deutsch und Englisch."
ragazzi: "Der Name Thommy Hein taucht immer wieder auf im Zusammenhang mit Zeraphine. Welche Rolle spielt er?"
ZERAPHINE: "Er ist unser Produzent, der schon seit Bandgründung mit dabei ist. Er war sogar noch vor einigen Bandmitgliedern da. Thommy hat auch die letzten drei Alben der Shadows produziert. Es ist ganz großartig mit ihm zu arbeiten, weil er jemand ist, dem man nicht viel erklären muss. Und er ist nicht zuletzt auch ein sehr guter Freund."
ragazzi: "Zu Beginn war Zeraphine ja weniger eine Band als ein loses Konstrukt..."
ZERAPHINE: "Das ist richtig. Wir wollten einfach erst einmal ausloten, ob wir zueinander passen. Als wir festgestellt haben, dass es uns extrem großen Spaß macht zusammenzuspielen, haben wir gesagt: Lass uns jetzt diese Band gründen."
ragazzi: "Ihr sagt, dass euer musikalisches Konzept darin besteht, dass ihr kein Konzept habt. Gibt es gar keine Eckpunkte, zwischen denen ihr euch bewegt?"
ZERAPHINE: "Das Schöne ist, dass man diese Eckpunkte nicht festlegen muss. Sie ergeben sich einfach aus den fünf Musikern, die zusammen Musik machen. Das Konzept entsteht einfach während der Aufnahmen. Wir sagen nie vorher, dass wir unbedingt einen bestimmten Song auf dem Album brauchen."
ragazzi: "Wenn ihr eure beiden bisherigen Scheiben miteinander vergleicht, wo seht ihr Unterschiede hinsichtlich des künstlerischen Ergebnisses und des Erfolges bei den Fans?"
ZERAPHINE: "Die Songstruktur auf "Traumaworld" ist offener. Die Sounds sind unterschiedlicher, wir haben die Masse an verschiedenen Klangbildern und Melodieführungen reduziert. Wir haben festgestellt, dass es den Songs gut tut, wenn man jedes einzelne Instrument mehr atmen lässt. Was die Verkaufszahlen angeht, sind beide Alben ungefähr gleich."
ragazzi: "Wie ist euer Verhältnis zur "schwarzen Szene"?"
ZERAPHINE: "Wir sind ein Bestandteil dieser Szene. Wir bewegen uns auch sehr gern in der Szene, weil es ein angenehmer Menschenschlag ist. Es sind treue Fans, die sich stark mit der Musik und den Texten beschäftigen. Und du bekommst aus der Szene Feedback, das über "Ach sind die süß" hinausgeht. Aber ich denke, dass auch Leute, die nicht "schwarz" aussehen, unsere Musik mögen können."
ragazzi: "Auch wenn ihr es wahrscheinlich nicht mehr hören könnt: Ist das Kapitel "Dreadful Shadows" für euch definitiv abgeschlossen?"
ZERAPHINE: "Ja! Wir haben die Shadows erst neulich im Bus gehört. Es ist schöne Musik. Wir fühlen uns aber dermaßen wohl mit Zeraphine, dass da keine Frage offen bleibt. Wir können musikalisch in dieser Band wirklich alles verwirklichen."
ragazzi: "Am Ende eures Konzertes gab es ein "Dankeschön an Jägermeister". Wie steht ihr zu dieser Kooperation?"
ZERAPHINE: "Letztendlich hat es uns Jägermeister ermöglicht, auf diese Tour zu gehen. Dementsprechend huldigen wir dem auch gern. Außerdem haben wir immer ganz viel Jägermeister an Bord. Und wir kriegen immer tolle Trainingsjacken.... Nein im Ernst. Ich finde es großartig, dass eine Firma Bands unterstützt."
ragazzi: "Könnt ihr von eurer Musik leben?"
ZERAPHINE: "Nein, das geht nicht. Wir können alles finanzieren. Aber es bleibt nicht so viel über, dass davon jeder von uns seine Miete zahlen und den Kühlschrank füllen könnte. Deshalb gehen wir alle nebenbei jobben oder studieren."
ragazzi: "Was ist demnächst aus dem Hause Zeraphine zu erwarten?"
ZERAPHINE: "Wir beginnen nach der Tour mit der Arbeit am neuen Album. Im September und Oktober werden wir dann im Studio sein, so dass die Platte Anfang nächsten Jahres erscheinen könnte. Vielleicht gibt es Ende des Jahres auch noch eine kleine Tour."

Stefan




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