WALTARI

Die Rückkehr einer raren Spezies

Gut fünf Jahre ist es her, dass die finnische Kulttruppe Waltari ihr letztes Album veröffentlichte. Fast sah es so aus, als wären die Tage der Band gezählt. Doch am 1. März 2004 erblickt ihr neuer Longplayer "Rare Species" das Licht der Welt. Und das, abgesehen vom Drummer Mika Järveläinen, wieder in der Urbesetzung. Anlass genug also, um mit Gitarrist Sami Yli Sirniö zu telefonieren, der dieses Telefonat aus einer Helsinkier Bar führte und super gelaunt war.



ragazzi: "Waltari waren eine Zeit lang von der Bildfläche verschwunden. Warum war das so und was habt ihr in dieser Zeit getan?"
Sami: "Wir hatten Probleme, einen neuen Plattenvertrag zu bekommen. Als wir endlich einen Deal bei einem schwedischen Label hatten, ging der aber in die Hose. Dann mussten wir einen neuen Schlagzeuger finden, das hat auch gedauert. Wir haben aber in der Zwischenzeit alle irgendwie Musik gemacht. 2001 haben wir an der finnischen Oper unser Death-Metal-Ballett aufgeführt. Unser Sänger Kärtsy Hatakka hat die Musik für ein Computerspiel geschrieben. Ich habe mit Kreator gespielt, was ich auch immer noch nebenbei mache."
ragazzi: "Wird es nach diesen Jahren schwer sein, die alten Waltari-Fans wieder zu begeistern und neue hinzuzugewinnen?"
Sami: "Ich glaub schon dass es schwer wird. Ich hoffe nur, dass die wenigen Leute, die uns überhaupt kennen, sich auch noch daran erinnern (lacht). Aber die Single zum neuen Album, "One Day", ist ganz gut angekommen. In Finnland wird sie oft im Radio gespielt. Vielleicht gelingt uns das auch in Deutschland. Wir müssen dafür natürlich wieder live spielen."
ragazzi: "Ihr kommt also auf Tour?"
Sami: "Ja. Im April. Die genauen Daten stehen aber noch nicht fest. Wer sich dafür interessiert, der wird sie auf unserer Website waltari.de finden."
ragazzi: "Was hat sich am Sound von Waltari verändert?"
Sami: "Gar nicht so viel. Die neue Platte klingt ähnlich wie die Alben "Big Bang" oder "So Fine" oder "Radium Round" finde ich. Aber es fällt mir schwer das zu vergleichen. Dazu fehlt mir der nötige Abstand. Viele meinen, die Platte geht wieder zurück zu den Waltari-Wurzeln."
ragazzi: "Mich erinnert sie zum Teil an den 80er-Jahre-Metal."
Sami: "Das höre ich allerdings zum ersten Mal (lacht)."
ragazzi: "Die Songs sind jedenfalls sehr melodisch."
Sami: "Das stimmt."
ragazzi: "Ihr habt eine interessante Coverversion eingespielt: "No Limits" von 2 Unlimited - im Original eine echte Dance-Nummer. Wie kam's zu der Idee?"
Sami: "Wir haben den Song schon vor Jahren live gespielt. Das war einfach nur ein dummer Scherz aber immer sehr lustig. Jetzt haben wir den Song mal im Studio ausprobiert und es hat viel besser geklungen als früher live. Und weil das Original inzwischen auch alt genug ist, haben wir gesagt, der kommt jetzt auf die Platte. Aber es bleibt ein dummes Lied... (lacht)."
ragazzi: "...welches live doch bestimmt auch heute noch gut ankommt..."
Sami: "Es ist auf jeden Fall ein Song, den jeder kennt. Selbst für jemanden, der noch nie Waltari gesehen hat. Aber wir haben ja auch früher schon Coverversionen auf unseren Alben gehabt. Zum Beispiel eine Metal-Version von Madonnas "Vogue", eine von The Cures "A Forest" und eine Grind-Core-Version von "Help" von den Beatles."
ragazzi: "Die Bandbreite der gecoverten Songs ist ja ziemlich groß. Was hört ihr denn so privat und wovon lasst ihr euch inspirieren?"
Sami: "Von ganz vielem. Ich habe sehr viele CDs und Schallplatten zu Hause. Da sind alle möglichen Genres dabei. Meistens ist es aber Metal oder Punk."
ragazzi: "Finnische Bands sind in Deutschland ja schon immer sehr beliebt und erfolgreich gewesen. Eine der ersten dieser finnischen Bands ward Anfang der Neunziger ihr. Zur Zeit sind es HIM, Apocalyptica oder The 69 Eyes. Haben diese Bands von Waltari profitiert?"
Sami: "Ich weiß es nicht. Die Musik von HIM oder Apocalyptica ist so gut, die hätten auch ohne uns Erfolg. Aber es stimmt schon, wir waren vor denen in Deutschland bekannt. Allerdings würde ich das nicht überbewerten. Es ist auch gar nicht so wichtig, wo eine Band herkommt."
ragazzi: "Aber glaubst du, dass ihr im Gegenzug heute vom Erfolg dieser Band bei eurem Comeback profitieren könntet?"
Sami: "Ja, das hoffe ich natürlich. Aber denken die Leute in Deutschland wirklich, dass alles gut ist, was aus Finnland kommt (lacht)? Auf jeden Fall verkaufen finnische Bands bei euch viele Platten."
ragazzi: "Kennen sich die finnischen Rockmusiker untereinander? Gibt es Freundschaften?"
Sami: "Ja. Die Jungs von Apocalyptica haben auf unserem 1997er Album "Space Avenue" bei drei Songs mitgewirkt. Die Leute von HIM kenne ich auch ganz gut. Leider sieht man sich nur noch selten, weil die dauernd unterwegs sind."
ragazzi: "Was wünscht ihr euch für 2004?"
Sami: "Erfolg für unsere Musik natürlich."
ragazzi: "Hast du zum Schluss noch eine Botschaft für die alten und neuen Waltari-Fans in Deutschland?"
Sami: "Oh, auf die Frage bin ich gar nicht vorbereitet... (lacht). Ähhh - kauft die Platte!"
ragazzi: "Vielen Dank für das Interview."

Lars




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