SUBSTYLE

New Rock ohne Rappen und Schreien

Hoppla: Da will man ein Interview machen und wird zu erst von seinem Interviewpartner etwas gefragt. Der Gute, Guido sein Name und Sänger der Newcomer Substyle, will frech und frei wissen, wie mir das Album gefallen hat. Kriegt er auch eine ehrliche Antwort: Gut. Und so soll es auch sein, denn Substyle wollen anfangen, die Charts zu erobern.
ragazzi: "Ihr habt also sehr viel positives Feedback auf eurer Interviewtour bekommen?"
Guido: "Ja, wir haben auf der Promotour viele Leute gefragt, was sie vom Album halten und alle haben gesagt gut. Keiner sagte zufriedenstellend oder so."
ragazzi: "Wer ist denn der kreative Kopf bei Substyle? Wer schreibt die Songs, wer die Texte?"
Guido: "Es hat sich so herauskristallisiert, da fünf Nasen nicht alles zusammen machen können, dass immer zwei oder drei Leute alles in die Hand nehmen. Da ist Heiwi, unser Gitarrist, der als Mastermind alles in die Hand nimmt. Er macht die Songs und kommt damit in den Proberaum. Dort wird der Song besprochen und ausprobiert. Dann gehe ich als Sänger hin und singe dazu. Noch ohne Text, ich mache erstmal die Gesangslinien. Erst ganz zum Schluss versuche ich, ein bisschen die Stimmung des Songs aufzufangen und den Text zu schreiben."
ragazzi: "Wie entstehen bei euch die Texte? In der Badewanne? Oder sind persönliche Erlebnisse ausschlaggebend?"
Guido: "Die Texte haben auf jeden Fall mit eigenen Erfahrungen zu tun. Die entstehen immer an ganz komischen Orten. Ich habe zu Hause ganz viele Ordner stehen, mit Ideen und Phrasen, die ich zusammengetragen habe. Und ich habe immer ein Diktiergerät bei mir. Denn die Texte fallen mir auch mal im Auto ein, wo man nicht gerade einen Stift dabei hat. Ich sammel dann erst mal alles."
ragazzi: "Die Frage, die wahrscheinlich jeder stellt: Warum sind die Texte, wenn Sie dir so wichtig sind, englisch und nicht deutsch?"
Guido: "Das hat merkwürdigerweise noch niemand gefragt, aber das hat folgenden Hintergrund: Ich bin in England aufgewachsen und habe auch amerikanische Wurzeln. Die englische Sprache lässt einfach viel mehr zu. Das ist eine weichere Sprache als die deutsche und sie hat für mich persönlich viel mehr Bilder, die entstehen. Für mich ist sie einfacher als die deutsche Sprache."
ragazzi: "Wie schafft man es eigentlich als völlig unbekannte Band ins Vorprogramm von In Extremo?"
Guido: "Wir haben den ganz konservativen Weg gewählt: Wir haben uns beworben."
ragazzi: "Und der Erfolg war gleich so durchschlagend, dass ihr einen Plattendeal bekommen habt?"
Guido: "Das war so: Doro Peters (Managerin von In Extremo) hat die Tour begleitet. Sie arbeitet ja gleichzeitig bei Vielklang und wollte uns partout nicht nehmen. "Ihr seid aus Mönchengladbach," hieß es, "und seht noch richtig scheiße aus. Da können wir nichts machen" Aber wir haben so genervt - das war bei der zweiten oder dritten Tour mit In Extremo - dass sie gesagt hat "Komm wir signen euch, dann machen wir was Nettes.""
ragazzi: "Auf der Webseite stehen In Extremo unter "Freunden"? Seid ihr mittlerweile Freunde?"
Guido: "Ja, mittlerweile ist es so, dass sich ein echtes freundschaftliches Verhältnis entwickelt hat. Wir spielen auch noch gelegentlich zusammen, allerdings nicht mehr so oft, sonst enden wir als der ewige Support von In Extremo."
ragazzi: "Substyle klingt nach HipHop, diesen lehnt ihr aber ab..."
Guido: "Wir sind eine Heavy Band und auch schon etwas älter (alle sind in den 20ern - sehr alt!). Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in der es fast noch um klassischen Rock ging. Dieses Gerappe und Geschreie ist nicht unser Ding, wir haben unsere Wurzeln mehr in den 80ern, im richtig konservativen und klassischem Rock. Ich würde es stilistisch als New Rock bezeichnen, nicht als Nu Metal. Gibt es dieses Wort schon? Wenn nicht, habe ich es eben kreiert..."
ragazzi: "Was sind denn eure musikalischen Vorbilder?"
Guido: "Definitiv auch aus den 80ern. Bei einigen von uns ist es der Punk, bei einigen der Metal. Die Band, die wir immer angeben, ist "Faith No More". Die haben es geschafft, alles zu vereinen."
ragazzi: "Irgendwie geht bei euch alles sehr schnell, träumt man da nicht von der großen Rockkarriere?"
Guido: "Um ganz ehrlich zu sein: Ja, sonst würden wir es nicht machen. Aber wir sind trotz dieser Träume realistisch. Erstmal müssen wir alle finanziell über die Runden kommen. Das wäre der nächste Schritt. Von der Musik leben zu können. Von den Gagen die Miete bezahlen können etc."
ragazzi: "Versteht ihr euch eher als Liveband?"
Guido: "Ich glaube, das ist das, was mich immer aufrecht hält: live zu spielen. Studioarbeit ist sehr spannend und toll. Aber auf der Bühne zu stehen, das ist der Kick."
ragazzi: "Ihr habt bereits eine EP mit dem sagenhaften Titel "I´m God And This Is My Day" rausgebracht. Was bedeutet dieser Titel?"
Guido: "Auf RTL 2 gibt es die bekloppte Sendung "Die verrücktesten Verbrecher der Welt". Ich habe da gesehen, wie in Amerika ein Obdachloser zu einem Jaguar-Autohändler gegangen ist und einen Vorführwagen Probe fahren wollte. Der Verkäufer hat sich darauf eingelassen, aber er wurde von dem Obdachlosen während der Fahrt aus dem Auto geschmissen. Als man den Obdachlosen gestellt hatte, wurde er von einem Pressefritzen interviewt und der sagte einfach nur: "I´m god and this is my day!" Das ist kein Größenwahn, sondern soll aussagen, dass in jedem Menschen ein kleiner Gott steckt."
ragazzi: "Letzte Frage: Ihr arbeitet mit einem Geiger, obwohl der gar nicht in eure Musik reinpasst. Wie kommt das?"
Guido: "Der Geiger war schon da und das war immer das Interessante: Es passt nicht, aber dass so eine Band wie wir einfach hingeht und die Musik mit einer Geige aufwertet, hat schon was. Wobei die Geige eigentlich nicht klassisch eingesetzt, sondern verzerrt wird. Sie bringt Farbe in die Songs, soll aber nicht folkig klingen. Besonders live packt sie das letzte i-Tüpfelchen drauf."
ragazzi: "Vielen Dank"

Silke





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