STONE THE CROW

"Trommler sind ein eigenes Völkchen"

Nach einem gelungenen Debüt ist das zweite Album das entscheidende für die weitere Karriere, heißt es. Wenn es danach geht, können es Stone The Crow gelassen angehen. Marc Zin, Hilli und Tom Schenk veröffentlichen 2001 mit "Reduce To The Max!" schon Platte Nummer drei. Und ihr zweites Werk "Year Of The Crow" erobert derweilen den südostasiatischen Markt. Ragazzi sprach mit Marc Zin, dem Sänger der Band.
ragazzi: "Die Single aus eurem neuen Album heißt "People Are People" und ist die Coverversion des großen Depeche-Mode-Hits. Läuft man damit nicht Gefahr, sich Einfallslosigkeit vorwerfen zu lassen oder einfach nur abkassieren zu wollen? Gerade jetzt, wo gecoverte Hits aus den 80ern permanent in den Charts sind?"
Marc: "Ich bin großer Depeche-Mode-Fan, und "People Are People" war mein Lieblingslied in den 80ern. Live haben wir das Lied schon lange gespielt. Nur aufnehmen wollten wir es nie. Aber unsere Plattenfirma hatte den großen Wunsch, den Song zu veröffentlichen. Und da die Fans auf den Konzerten sehr positiv auf das Lied reagierten, hatten wir auch kein Problem damit. Außerdem haben wir das Original nicht einfach nur nachgespielt, sondern wir interpretieren es auf unsere Art. Dadurch hat es seine Berechtigung."
ragazzi: ""Welchen Einfluss hat die Plattenfirma auf euch?""
Marc: "Bei der Single handelte es sich um den ausdrücklichen Wunsch des Labels. Aber beim Album hatten wir alle Freiheiten. Wir haben alles selbst produziert."
ragazzi: "Mit welchen Ideen geht ihr an so eine Produktion heran?"
Marc: "Das Meiste passiert einfach. Wir basteln ein Playback passend zu einem Gitarrenriff oder eine Gesangslinie zu einer Keyboardmelodie. Das ist ganz verschieden. Und zum Schluss wird alles zu einem Song zusammengebaut."
ragazzi: "Auf dem Album haben sich vier Drummer verewigt. War einer nicht genug?"
Marc: "Wir haben im Moment keinen festen Drummer. Deshalb hatten wir vorher alle Drums für die Produktion programmiert. Der jeweilige Schlagzeuger hat sich damit vor der Aufnahme in den Proberaum gesetzt und das dann eingespielt."
ragazzi: "Konnte sich denn einer der Drummer für eine feste Anstellung qualifizieren?"
Marc: "Nee. Zwei von denen spielen schon in anderen Bands. Einer ist Session-Drummer und ständig unterwegs, und der Vierte, Armin, ist momentan unser Live-Schlagzeuger. Aber er ist kein festes Mitglied. Es ist eine schwerwiegende Entscheidung, ein neues Bandmitglied zu engagieren. Daher lassen wir uns damit Zeit."
ragazzi: "Ist es besonders schwierig, einen guten Schlagzeuger zu finden, der dann auch noch zur Band passt?"
Marc: "In Musikerkreisen vergleicht man Drummer vom Stellenwert her mit Linksaußen oder Torhütern beim Fußball. Viele Drummer haben mehr mit Rhythmik zu tun und weniger mit Melodien. Nur die ganz Guten haben auch noch Ahnung von Instrumenten und Harmonien. Dazu kommt, dass die Trommler wirklich ein eigenes Völkchen sind. Wenn die sich bei Konzerten treffen, stecken die immer gleich die Köpfe zusammen und unterhalten sich über Schlagzeuge und ihre Drumsets."
ragazzi: "Was für ein Verhältnis habt ihr zu euren Fans?"
Marc: "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Wir pflegen den regelmäßigen Kontakt und beantworten jede E-mail. Und dafür gibt es wieder positives Feedback von den Fans."
ragazzi: "Ihr seid in Singapur total angesagt..."
Marc: "Das ist voll abgefahren. Der Clip zu unserem zweiten Album ist dort in der MTV-Rotation. Hier bei uns laufen wir höchstens mal nachts. Und Anfang 2003 sind dort Konzerte geplant."
ragazzi: "Wie kam das zustande?"
Marc: "Wir haben ein sehr fähiges Management. Das hat uns in Südostasien bekannt gemacht. Es ist ja nicht nur Singapur allein. In Thailand und Malaysia werden wir dann auch spielen."
ragazzi: "Gitarrenmusik ist ja wieder sehr angesagt, wie man am Erfolg vieler Bands sieht. Wo seht ihr euch zwischen all den Nu-Metal- und Alternative-Bands?"
Marc: "Wir sehen uns als moderne Rockband. Wir gehören nicht in den Zug von Korn, Limp Bizkit oder 4Lyn und auch nicht in den von Staind, Creed und Nickelback. Viel eher sehen wir uns in der Richtung von Filter, Nine Inch Nails oder Sevendust. Melodisch aber hart. Wir decken mehr als ein Genre ab."
ragazzi: "Woran könnte dieser momentane Erfolgszug der Rockmusik liegen?"
Marc: "Vielleicht weil sie mit dem HipHop fusioniert ist. Der DJ ist heute Merkmal vieler Rockbands. Und die Medien haben erkannt, dass die Rockmusik doch noch nicht tot ist. Deshalb hat Rock wieder ein Forum bekommen. So was hartes wie Papa Roach gab es doch vor ein paar Jahren gar nicht auf MTV. Nur die Radiosender in Deutschland haben das noch nicht begriffen. Da läuft nach wie vor das, was links ins Ohr rein geht und rechts wieder raus. Ich weiß gar nicht, wozu ich Rundfunkgebühren bezahle."
ragazzi: "Ich bedanke mich für das Interview."

LARS




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