Psycho Symphony

Transylvanian Progressive Metal

Unvermittelt landete ein Päckchen aus Rumänien auf meinem Schreibtisch, darin zwei CD einer Band namens Psycho Symphony. Die darauf enthaltene Musik war ein ungewöhnlicher Mix aus allerlei wilden metallischen Spielarten, Progressive Rock und Jazzrock mit einigen klassischen Einflüssen. Gespielt, als sei die Band auf der Flucht vor dem Teufel. Die ultrakomplexen Stücke sind eine
ganz besondere Ohrenfreude.
Prog aus Rumänien? Da wollte ich
mal nachfragen…


ragazzi: "Ihr seid in Rumänien zu Hause?"
Attila: "Wir leben und arbeiten in Rumänien und werden hier wahrscheinlich alt… es gibt keine anderen Möglichkeiten für uns, als hier zu bleiben. Wir wissen, dass wir keine großen Chancen haben, auszubrechen, aber wir versuchen es."
ragazzi: "Gibt es eine Szene für eure Art Musik?"
Attila: "In den frühen 1990er Jahren gab es ein großes Interesse an Rockmusik. Ich erinnere mich an Konzerte, die wir 92-95 vor über 1000 Leuten gaben. Heute ist die Situation völlig anders. Das Musikfernsehen verändert das Interesse der Leute, bringt sie auf die kommerzielle Linie, du weißt schon, du kaufst, was du siehst…
Wir wissen, dass wir Underground sind und wir werden Underground bleiben, aber ich denke, es wird immer eine treue Fangruppe geben, die diese Art Musik versteht.
Die positive Sache ist, es gibt eine neue Generation, die ein großes Interesse an Rockmusik hat."
ragazzi: "Wo habt ihr diese technischen Fertigkeiten als Musiker her? Seid ihr studierte Musiker? Ist Musik eure tägliche Arbeit?"
Attila: "Zu Beginn studierten wir für uns allein, nur Gabor und Emil hatten einen privaten Lehrer, aber nicht für lange Zeit. Emil ging später auf die Musikakademie nach Cluj-Napoca (Rumänien) und studierte Komposition."
Emil: "In Rumänien kannst du als nonkonformistischer Musiker nichts verdienen (weil es nur ein kleines Publikum erreicht), wir arbeiten alle in anderen Gebieten. Ich bin in andere Musikprojekte involviert (Ballett, Installation, usw.), aber das bringt nicht viel.

Also Attila macht Tattoos (gelernter Elektriker), Robert ist Archäologe, Gabor Marketingdirektor und Emil Komponist (ehemaliger Uhrmacher)."
ragazzi: "Gibt es weitere Bands wie eure in Rumänien?"
Attila: "Es gibt nur wenige Bands wie unsere (Taine, Eminenta Cenusie, Voices of Silence, usw.) und es werden weniger und weniger."
ragazzi: "Was sind eure Einflüsse?"
Emil: "Unsere Favoriten sind Mekong Delta, Voivod, Psychotic Waltz, Sieges Even, Cynic, Watchtower, Atheist, King Crimson, Emerson, Lake & Palmer, Mahavishnu Orchestra usw. und Komponisten aus der klassischen Avantgarde (Bela Bartok, Shostakovich, John Cage, Edgar Varése usw.). Diese Einflüsse sind keine bewusste Sache, wir haben sie instinktiv aufgenommen."
Attila: "Na klar haben wir unsere Einflüsse, aber das hat keinen Vorrang, wir versuchen, unsere Musik so originell wie möglich zu machen, es kommt alles aus dem Instinkt. Unsere favorisierten Bands kommen aus einem großen Gebiet, von Klassikrock bis zu Thrash Metal…"
ragazzi: "Wo kommen diese technischen und sehr komplexen Ideen her?"
Emil: "Das wissen wir auch nicht. Es ist möglicherweise unsere Veranlagung für greifbare Klänge und ausgefallene Gefühle. Zugleich streben wir nach Originalität und schrägen oder einzigartigen Lösungen im musikalischen Ausdruck."
ragazzi: "Wer ist in der Band? Wann habt ihr die Band gegründet?"
Emil: "Dazu verweise ich auf unsere Bandbiographie:

Die Band wurde 1992 in Nagykároly (Carei / Rumänien) als Trio gegründet. Attila Mogyorós (g), Róbert Gindele (b) und Gábor Gindele (dr) spielten instrumentalen technischen Progressive Thrash. Nach langer Suche stieß Emil Gherasim (g, voc) im Herbst 1993 zur Band, nachdem seine Band Chaos aufgelöst worden war. Im Januar 1994 nahm die Band ihr erstes Demo auf, im gleichen Jahr bekam Psycho Symphony den 5. Platz beim jährlichen Publikumsvoting des rumänischen Heavy Metal Magazins. 1996 spielte die Band ihr 2. Demo "The Killing Look" ein und bekam einen Vertrag, dem 1997 das erste reguläre Album "Silent Fall" als Kassette folgte. 2002 ging die Band wieder ins Studio und spielte die Promo-Demo "Schizoid" ein."
ragazzi: "Wie sehen eure Wünsche und Pläne aus? Habt ihr einen Plattenvertrag?"
Attila: "Zuerst wollen wir die neuen Stücke fertig schreiben und jede Chance nutzen, in anderen Ländern zu spielen. Wir sehen uns natürlich nach einem Plattendeal um, aber unglücklicherweise haben wir überhaupt keine Aussicht. Wir haben schon alles Mögliche probiert. Wer weiß…
Wenn wir in den nächsten Jahren keinen Plattenvertrag bekommen, werden wir wohl das nächste Album in Eigenveröffentlichung vertreiben. Wie auch immer, wir machen weiter."
Emil: "Neue Stücke aufnehmen, schon im nächsten Jahr und viele Konzerte geben."
ragazzi: "Was steht hinter dem Namen Psycho Symphony - und wie seid ihr darauf gekommen?"
Attila: "Der Name ist eine Verbindung zweier anderer Namen ("Psychical Depression" und "Black Symphony"), wir haben sie zusammengemixt und so sind wir zu unserem Bandnamen gekommen. Wir wollten einen Namen, der uns auf die beste Art präsentiert."
ragazzi: "Gibt es eine Chance, euch mal live im Konzert zu sehen?"
Attila: "Wenn jemand uns live sehen möchte, muss er nach Rumänien kommen, oder wenn jemand (vielleicht du) weiß, wo wir spielen können, vielleicht in Deutschland - wir warten auf die Einladung. Und wenn du etwas über ein Progressive Rock Festival in Deutschland weißt - wir sind absolut interessiert. Unser Hauptproblem ist, dass wir überhaupt keine Verbindungen haben. Wir könnten auf das ungarische Progressive Rock/Metal Festival gehen, wo wir uns mit einigen Jungs vom ungarischen Metal Hammer angefreundet haben. Auf der anderen Seite sind wir in Kontakt mit einigen ungarischen Progressive Rock Bands und bieten ihnen an, hier in Rumänien zu spielen."
ragazzi: "Wie sieht die soziale und politische Situation heute in Rumänien aus?"
Emil: "Erbärmlich, aber nicht hoffnungslos… möglicherweise."
Attila: "Wir sind gerade mitten in der Präsidentschaftswahl, wie sich das auswirken wird, können wir noch nicht sagen. Es gibt einen geringfügigen Fortschritt, vergleichbar mit der Situation vor 4 bis 5 Jahren. Einige Rockclubs wurden gegründet, manche davon nur für eine kurze Zeit, aber es macht Hoffnung, dass das Interesse, Rockmusik zu propagieren, überhaupt existiert."

VM




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