Colin Marston --- Infidel? / Castro! --- Behold... The Arctopus

Infidel? / Castro! hatten bereits 2001 ein grandioses Werk vorgelegt. Vor kurzem veröffentlichten sie einen spannenden Song auf Vinyl. Komponist und Gitarrist Colin Marston hat sich zudem eine weitere Band zugelegt: Behold... The Arctopus. Zwei grundverschiedene Bands, die eines gemeinsam haben: ihre Musik ist besonders unkommerziell, radikal avantgardistisch und höchst komplex. Beide Bands haben in diesem Jahr je ein kurzes Werk produziert. Das allein brachte meine Neugierde auf: wann gibt es mehr Material? Colin Marston antwortete auf meine Fragen.


ragazzi: "Zuerst lass´ uns bitte wissen, wie Du zur Musik gestoßen bist. Wie und wann fing alles an? Welche Bands/Musik hast Du bevorzugt? Wie hat sich das über die Jahre geändert? Was ist Deine musikalische Inspiration damals und heute?"
Colin: "Ich fing an, "gute" Musik zu hören, als ich in der 5. oder 6. Klasse war. Ich hörte auf, den Quatsch aus dem Radio zu hören, zur gleichen Zeit begann ich, Gitarre zu spielen. Bands wie Primus, King Crimson, Talking Heads, Metallica und REM waren für mich in dieser Zeit sehr wichtig. Vor allem King Crimson eröffneten den Zugang zu jeder Menge Musik. Als ich in der Mittelschule war, kaufte ich alles, was sie bis dahin veröffentlicht hatten und hörte über drei Jahre hinweg ständig alle ihre Alben. Ihre Karriere spannt sich so weit von dissonanten bösen Riffs über mathematischen Rhythmus, freie Improvisationen, kunstfertigen Songs bis zu wunderbarer (und ungemütlicher) Stille. So völlig vertraut geworden mit diesen ganzen verschiedenen Elementen öffnete sich mein Interesse zu unglaublich vieler unterschiedlicher Musik. Auf dem Gmynasium entdeckte ich Musik, die mein Leben veränderte wie Tool, Neurosis, Tortoise, Björk, Porcupine Tree, Squarepusher, Univers Zero und Bela Bartok. Im ersten Jahr auf dem College ging ich tief in Metal hinein: Cynic, Atheist, Martyr, Spastic Ink, Isis, Dillinger, Anacrusis, Voivod, Gorguts, Morbid Angel, Death, the Champs, Weakling, Ruins, Melt Banana, Shellac, Swans, mehr Neurosis. Neben dem und einer Menge mehr hörte ich viel Klassik aus dem 20. Jahrhundert: Berio, Penderecki, Ligeti, Schönberg, Webern, Berg, Varese, Part, Schnittke, Crumb und noch mehr Bartok. In diesen Tagen entdeckte ich auch eine Menge Noise/Ambient Musik wie von Yellow 6, Earth, Sunn, My Bloody Valentine, Fripp, Noisegate. Ich denke, das ich polarisiert bin: auf der einen Seite mag ich Zeug, das wirklich wahnsinnig ist, schnell, kompliziert, außergewöhnlich und auf der anderen Seite Musik, die extrem langsam ist, minimalistisch und eintönig. Aber das soll nicht heißen, dass ich keine Musik mag, die irgendwo dazwischen liegt."
ragazzi: "Bist Du studierter Musiker? Welche Instrumente spielst Du? Ist Musik Dein täglich Brot?"
Colin: "Ich bekam Gitarrenunterricht über anderthalb Jahre, als ich mit 11 Jahren zu spielen anfing, aber ich hörte wieder auf, als mein Lehrer aus der Stadt abhaute und ich diesen anderen Typen bekam, der dachte, Musik nach Bach wäre tot. Ich konnte mit seiner intoleranten Haltung nicht klarkommen, so ging ich nicht mehr zur Musikschule. Aber ich hatte genügend eigene Motivation das Instrument zu lernen und spielte ohne Ende. Mit 14 begann ich Schlagzeug zu spielen und mit 15 Warr-Gitarre. Ich hatte zwei Wochen Warr Gitarren-Unterricht über 2 Sommer, alles andere brachte ich mir selbst bei. Ich studierte Musiktheorie auf dem Gymnasium und die ersten beiden Jahre auf der Universität. Zur Zeit studiere ich Aufnahme und Soundingenieur. Ich wünschte, Musik könnte mein Job sein, doch ich arbeite in einem Büro als Nachrichtenübermittler. Das ist tierisch langweilig, aber es erlaubt mir, eine Menge Promotion für meine Bands zu tun. Die meiste Zeit des Tages durchforste ich das Internet nach Musik, versuche Konzerte an Land zu ziehen und mache kostenfreie Kopien von Flyern. Wenn ich unterwegs bin, die Nachrichten abzuliefern, halte ich an der Post und verschicke CDs und Schallplatten, klebe überall Flyer an und treffe andere Boten, die mir helfen und alles wird bezahlt! Das ist großartig."
ragazzi: "Wie hieß Deine erste Band und welche Musik habt ihr gespielt?"
Colin: "Nun...ich schätze, meine erste Band war Wrong Way Out. Ich spielte Gitarre und wir hatten einen Bassisten (George Korein von Infidel? / Castro!) und einen Schlagzeuger (Bill Morrison). Wir fingen in der 7. Klasse an und waren die totalen Anfänger. Wir waren schlampig wie Hölle, aber versuchten, interessante Musik zu machen. 4 Jahre spielten wir zusammen. Die nächste Band war The Bulgarian Rhythm Kings. Ich spielte Schlagzeug, George war wieder am Bass und mein Freund Ben Paterson (ein erstaunlich guter Jazz-Pianist) spielte Rhodes und Syntheziser. Wir spielte instrumentale Songs, bisschen proggy, bisschen funky. Es war reiner Spaß. Wir machten einige amüsante Covers: 2 Bartok Pianostücke (Bulgarian Rhythm 1 und 2), ein DJ Shadow Stück, "Firepoker" von Trans Am, "Bubblehouse" von Medeski Martain und Wood, "Freedom" von Rage Against The Machine, "Jump" von Van Halen und "Money For Nothing" von den Dire Straits."
ragazzi: "Wann ging es mit Infidel? / Castro! los? Was wolltet zuerst machen? Und wie hat sich die Musik im Laufe der Zeit verändert?"
Colin: "Infidel? / Castro! (ohne die Punktuation) begann wir als Live-Improvisations-Ding, unsere anderen Bandmembers konnten es als Show nicht bringen. Dann merkten wir, dass es Spaß machen würde, ein Album aufzunehmen, wofür wir einige experimentelle, abstrakte und elektronische Sachen spielen wollten. Das erste Album, "Infidelicacy", wurde von Sommer 1999 bis Sommer 2000 aufgenommen. Es ist viel weniger bedrohlich und konzeptionell als "Case Studies". "Case Studies In Bioentropy" sehe ich als unser wirkliches erstes, richtiges Album. Es gibt zwar einige gute Ideen auf "Infidelicacy", aber es hat längst nicht die Dynamik und Kraft von "Case Studies". "Case Studies" fing an, als George mich eines Morgens anrief, als ich das erstes Jahr auf der Universität war. Er war sehr aufgeregt und fing an zu erzählen, wie wir dieses lächerliche Album machen sollten, das die dynamische Kraft und Heftigkeit von Neurosis mit dem spritzenden Elektronikwahnsinn von Squarepusher verbinden sollte, mit all den Wortfetzen in den Songs, die in Zwischensequenzen laufen sollten, aus Filmen geschnitten. Wir planten den großen Teil des Albums am Telefon und es nahm konkrete Formen an. Wir nahmen es zwischen Frühling/Sommer 2001 auf. Es war eine sehr aufregende Zeit für mich. Ich arbeitete nicht sehr viel in dem Sommer, also nutzten George und ich fast die ganze Zeit, um am Album zu arbeiten. Wir planten und diskutierten ständig, forschten (sprich: sahen fern) um Gesprächssequenzen zu finden, die wir samplen konnten und nahmen Schlagzeug, Gitarre, Bass und so weiter auf... Ich erinnere mich sehr gern an diese Experimente. So viele frische Ideen strömten aus und ich entdeckte viele ganz neue Geräuschmöglichkeiten. Nachdem wir "Case Studies" aufgenommen hatten, bemerkten wir, dass wir ein sehr heftiges Album aufgenommen hatten, das sich nicht leicht promoten ließ und das live quasi unspielbar war. Trotzdem meinten wir, dass wir eine Live-Präsentation vorstellen müssten. Wir arbeiteten hart im Probekeller und schufen viel härtere, veränderte Liveversionen der Songs des Albums. Unsere erste Show hatte das ultimative Lineup wie bei Dysrhythmia, Technician und Throughstreams. Danach gaben wir einige Shows rund um Philadelphia und in New York City, Maryland, DC, Virginia und North Carolina. Seitdem ich in New York lebe, ist es viel schwerer, Infidel? / Castro! zusammenzubringen, weil wir in verschiedenen Städten leben."
ragazzi: "Wie fallen euch nur diese wunderbaren und schrägen Ideen für die verrückte und bezaubernde Musik ein? Was meint die Presse dazu, was eure Freunde/Eltern? Seit ihr erfolgreich mit der Musik?"
Colin: "Hmm... nun, die Ideen / das Konzept für Infidel? / Castro! kommen vor allem von George. Er ist das Equivalent zu Krang von den Teenage Mutant Ninja Turtels - das Gehirn (wörtlich, haha) - und ich bin wie Shredder (der Muskel, vor allem, weil ich die meisten richtigen Instrumente spiele). Obwohl wir uns seit kurzem die konzeptionellen und physischen Pflichten teilen. Das Konzept kommt von der Welt - einfach vom Leben, denken und hören. Die Presse und unsere Musikfreunde scheinen nachvollziehen zu können, was wir machen. Wir haben einige sehr positive Reviews bekommen, und einige absolut lustige - wie das vom Progressive Magazine, die uns die höchste Benotung gaben, um dann zu schreiben, dass wir alles sehr perfekt tun, aber das am meisten verabscheuungswürdigste Ding machen würden, das der Reviewer sich vorstellen könnte. Das ist ein wirklich sehr gutes Review! Mein Vater hörte einige unserer Live-Radio-Konzerte und schrieb mir in einer eMail, dass es sehr "interessant" war, hahaha...
Haben wir Erfolg? Wenn Du meinst, dass wir das bestmögliche machen, die am meisten herausfordernde, durchdachte Musik, so gut wir es können, dann ja. Haben wir eine Menge Fans und eine große Plattenfirma, die uns nachläuft? Das ist nicht do toll! Es ist ein harter Kampf, es so weit zu bringen. Aber ich habe nichts anderes erwartet. Wir könnten mehr tun, uns besser promoten, aber das braucht eine Menge Zeit und wir haben einige große logistische Barrieren - wir leben in verschiedenen Städten und haben keine Autos.
Für Behold... The Arctopus schreibe ich die meiste Musik. Die meisten Sachen fallen mir ein, wenn ich durch New York City laufe. In der letzten Zeit schreibe ich richtige Notationen, das erlaubt mir, meine Ideen konkret zu betrachten und so kann ich komplexere, vielschichtigere Sachen komponieren (fettere Riffs)."
ragazzi: "Gibt es in NYC mehrere solche "verrückten" Musiker?"
Colin: "Manchmal ist es einfach überwältigend, festzustellen, wir erstaunlich einige der Musiker sind, die ich kenne. Eine hohe Prozentzahl meiner favorisierten Musik kommt aus dem Gebiet, in dem ich lebe und wurde von Musikern gespielt, die ich kenne. Meine eigene Musik ist stark inspiriert von der Musik meiner Freunde. In den neuen Infidel? / Castro! Aufnahmen kann man, so denke ich, Elemente von Thoughstreams, In Heaven And You, Time Of Orchids, Technician und Zs heraushören. Und in Behold... The Arctopus Einflüsse von Dysrhythmia, Thoughstreams, Friendly Bears, Stinking Lizaveta und PAK. Wenn jemand, der diese Bandnamen liest, noch nichts davon gehört hat: sie sind ein MUSS! Ich fühle mich so priveligiert, diese Leute zu kennen, vor allem George von Infidel und Mike und Charlie von Arctopus, welch erstaunliche Erfahrung, mit ihnen Musik zu machen."
ragazzi: "Ist Behold... The Arctopus dein einziges Nebenprojekt? Oder gibt es mehr davon? Wird es in naher Zukunft mehr dieser feinen Musik geben?"
Colin: "Zuerst: ich betrachte Behold... The Arctopus nicht als Nebenprojekt. Ich meine, es ist genauso wichtig und hat ebensoviele Prioritäten wie Infidel? / Castro!. Infidel und Arctopus sind meine beiden großen, gleichwertigen Projekte zur Zeit, und seit Arctopus in letzter Zeit immer mehr Livepriorität hat, hat sich der Focus bei Infidel mehr auf Studioarbeit eingepegelt. Ich habe noch ein paar andere Projekte zu laufen. Meine übrige freie Zeit geht für ein Death Metal Solo Projekt namens Vegan Death drauf, in der ich regulär Gitarre und Warr Gitarre spiele, singe und den Drumcomputer programmiere. Das kombiniert meine Liebe zu Death Metal, veganischem Essen und Schlagzeug programmieren. Es ist reiner Spaß, wobei ich mehr "klassischen" Death Metal schreibe. Die Lyrics sind Rezepte für veganisches Essen.
In der Vergangenheit arbeitete ich mit Kevin Hufnagel (Gitarrist von Dysrhythmia) an einem Ambient/Noise Projekt. Wir haben einen komponierten Song aufgenommen und zwei Jahre miteinander improvisiert. Wir konnten die Sache nicht fortführen, weil ich nach New York umzog, aber wir haben Pläne, im August dieses Jahres wieder zusammen zu arbeiten.
In den letzten paar Jahren war ich einer der hauptsächlichen Mitarbeiter in George Korein´s kurz-Aufmerksamkeit-heischender Küchenversenker-Band "Memoirs Of A Trilobite". Es ist George´s Soloprojekt, gleichfalls eine Art Supergroup, in der Musiker von Thoughstreams, In Heaven And You, Dysrhythmia, Broadside Electric, Stinking Lizaveta und Bulgarian Rhythm Kings als Gäste auftreten. Ich habe die meisten Live-Instrumente aufgenommen, hin und wieder Gitarre, Schlagzeug und Warr Gitarre gespielt und Backing Vocals gesungen (womit ein Traum wahr wurde). Ich habe auch einen Song, "Indescribable and Persistent" geschrieben. Das Projekt ist voll dämlich, hyper wortreich-harte Lyrics und eine Mischung aus Punk, Hip Hop, House-Techno, Metal, Industrial und Oper! Halt die Augen offen, Trilobite ist dabei, den Elektrokrach-Markt in Kürze zu erobern. Zusätzlich arbeitete ich als Aufnahmeingenieur für das letzte In Heaven And You Album und noch an den bisher unveröffentlichten Thoughstreams - Aufnahmen."
ragazzi: "Beide Bands sind sehr unterschiedlich. Welche bevorzugst Du? Wie sieht die Zukunft beider Bands aus?"
Colin: "Ich liebe es, in beiden Bands zu arbeiten und habe keinen bestimmten Favouriten. Da beide Projekte so unterschiedlich sind, ist es wirklich erstaunlich das es möglich ist, und eine gute Erziehung, in beiden zu arbeiten - es hält mich in der Balance. Weil ich Infidel? / Castro! mache, ist es gewährleistet, dass Behold... The Arctopus eine vorwärts gerichtete, veränderbare Band ist und kein weiterer Cynic-Cole wird. Und weil ich in Behold... The Arctopus mehr melodische, durchdachte, strukturierte, stimmige Kompositionen schreibe, geht Infidel nicht so tief in formlosen Krachimprovisationen unter. Die Zukunft von Infidel? / Castro! ist unser kommendes Album "Bioentropic Damage Fractal". Es könnte eine DoppelCD geben, wenn uns alles gefällt (doppelt so lang wie "Case Studies") und mehr polarisiert. Die festen, intensive Teile sind komprimierter - kürzer, härter, verrückter, aggressiver und herausfordernder. Die Space Ambient Parts werden länger, langsamer, ausgedehnter und epischer sein. Es wird das Thema von Bioentropy fortsetzen, aber mehr im abstrakten Sinn. Es wird keine virtuellen Samples geben, dafür mehr organisch gespieltes von akustischen Instrumenten, die wir im letzten Sommer gesampelt haben: Viola, Violine, Standbass, weibliche Stimmen, Bass-Klarinette, Trompete, Lärm, Saxophon, Flöte und Krumhorn. Das wird ein Knaller.
Die Zukunft von Behold... The Arctopus beinhaltet eine Menge Konzerte. Wir haben 3 neue Songs nach der 2-Track CD und Charlie und ich haben mehr davon auf Papier. Wir planen, mit den Aufnahmen der neuen Songs im Herbst zu beginnen. Wir werden eine Wochenend-Tour im September geben mit unseren Freunden von Snack Truck und wenn es möglich ist, werden wir eine richtige Winter-Tour mit Infidel? / Castro! haben, wenn die Götter der Veranstaltung mir gut gesonnen sind."
ragazzi: "Was verstehst Du unter dem Wort Musik? Was braucht wahre und lebendige Musik für Dich?"
Colin: "Auf diese Frage beantwortete ein Mädchen aus meiner Klasse im letzten Jahr: ´wenn es keinen Beat hat, ist es keine Musik´. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie kurzsichtig dies ist. Zuerst, was ich ernsthaft denke, was Musik sei oder nicht, ist subjektiv. Ich hasse es, wenn Leute meinen, etwas sei Musik oder nicht, genauso wie die klar geschnittenen wissenschaftlichen Aussagen darüber. Es tut mir leid, aber das ist es nicht. Musik ist so nebulös. Manchmal denke ich, dass die typische Definition des "organisierten Sounds" ok ist. Und dann gibt es doch wieder Ausnahmen. Vor ein paar Wochen machte ich im Haus eines Freundes eine Erfahrung. Es war spät und ich wollte schlafen gehen. Ich kam aus dem Badezimmer, ging durchs Wohnzimmer in sein Zimmer, das daneben lag. Die Tür war offen und ich hörte diese erstaunlich wunderbare Musik, die aus dem Zimmer kam. Es war ein Intervall-Summen mit einem dicken luftigen Ambient-Sound darum. Ich ging ins Schlafzimmer und wollte meinen Freund fragen, was er da hört, aber dann merkte ich, dass die Anlage ausgeschaltet war. Ich schaute mich um, um zu sehen, woher die Musik kam und bemerkte, dass es sein Ventilator war, der gegen einen Plastikbehälter schlug. Ich schwöre, dass es einer der friedvollsten und wunderbarsten Klänge war, die ich je gehört hatte. Doch es war komplett NICHT organisiert, nicht komponiert, nur ein Unfall. Solche Dinge machen mir klar, dass Musik keine Definition hat."
ragazzi: "Das neue Infidel? / Castro! Werk besteht aus nur einem Song. Arbeitet ihr an neuer Musik, an einem Full-Length-Album? Wann wird es veröffentlicht? Wie wird es klingen? Welche Musiker werden involviert sein?"
Colin: "Gerade haben wir eine weitere Veröffentlichung herausgebracht: zwei "Selbstmord Balladen" auf einem 4-Track-Sampler namens "Contre Tous" von Dead Mind Records. Diese Songs sind ein neuer Ansatz für uns, sie sind mehr songorientiert, mit Gesang und einem Thema, das mit Bioentropy nichts zu tun hat. Der erste Song ist "MSIGWTTH" (Multiple Self-Inflicted Gunshot Wounds to the Head), unser aufgeblasener, schädlicher Popsong. Der zweite ist eine ultra-düstere Power-Ballade namens "Exposing One´s Belly to Preditors". Es basiert auf einer wahren Geschichte (die, glaube ich, in Deutschland passiert ist), wo ein Mann per Internet einem anderen antwortete, dass er ihn töten und essen könne. Echt grausig, aber faszinierend. Wir machten einen Liebe-auf-den-ersten-Blick Song aus der Perspektive des Mannes, der gegessen wurde. Wie bereits gesagt, haben wir ein Album, das fast fertig ist. Wir haben zwei Jahre daran gearbeitet. Die Hauptmusiker sind wieder George und ich, aber wir haben einige Gäste dabei, Ben Greenfield (Violine), Clayton Ingerson (Viola - von Dysrhythmia), Alex Vallejo (Standbass - von In Heaven And You und A Year To Forget), Forbes Graham (Trompete - von Thoughstreams und Amalgamation), Chrissy Loftus (Gesang - von Trace Fury) und Jim Speer (Blasinstrumente - von Broadside Electric und Unsound)."
ragazzi: "Die Behold... The Arctopus CD hat nur 2 Tracks. Arbeitet die Band an neuer Musik? Wie wird es klingen?"
Colin: "Einen neuen Song, "Exospacial Psionic Aura", haben Mike und ich zusammen geschrieben, bevor wie Charlie trafen, er hat seine Schlagzeug-Ideen später eingefügt. Die Struktur des anderen neuen Songs, den wir schon live gespielt haben, "Sensory Amusia", habe ich geschrieben, aber Charlie schrieb seinen Schlagzeugpart und Mike einiges für die Gitarre. Ich schrieb den kompletten neuen Song "Estrogen/Pathogen Exchange Program", Charlie übernahm den Schlagzeugteil. Dann haben wir noch zwei neue Songs, die wir spielen lernen müssen. Der eine heißt "alPAINian PAINcave", den ich komplett komponiert habe und der andere heißt "Transient Exuberance", das ist Charlie´s Song. Mike arbeitet an zwei Fortsetzungen zu "You Will Be Reincarnated as an Imperial Atack Spaceturtlee".
"Exospacial..." ist den Songs der 2-Track-CD am ähnlichsten, die neuen Songs sind vollständig komponiert, mit mehr thematisch-basierten Kompositionen und weniger direkten Wiederholungen. Der allgemeine Sound der neuen Sachen ist weniger rifflastig und melodischer, aber wenn ich melodisch sage, meine ich nicht tonal oder diatonisch! Ich meine mehr linear, mehr kontrapunktisch, vor allem aber dissonanter (vor allem meine Songs!). "Estrogen/Pathogen..." habe ich völlig in der seriellen (12-Ton) Kompositionstechnik geschrieben."
ragazzi: "Gibt es eine Chance, Euch live spielen zu sehen?"
Colin: "Für Behold... The Arctopus: Live in den USA: ja, viel!
Live in Europa: Ich würde es mehr als alles lieben, in Europa zu touren, aber das erfordert eine Menge harter Arbeit, bevor es Realität werden kann. Das möglich zu machen, heißt uns wie verrückt zu promoten, und, was wir am liebsten mögen, mit einer Plattenfirma abzuhängen, die genug Geld hat, uns übers Meer zu schicken. Wenn wir nur dafür leben und die Band zu unserer Hauptsache machen, denke ich, könnte es klappen.
Bezüglich Infidel? / Castro!: es ist hart, live zu spielen, weil wir so weit auseinander wohnen. Hoffentlich können wir im Winter mit Arctopus auf Tour gehen, dann können beide Bands in einem Zug spielen."
ragazzi: "Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?"
Colin: "Ich habe ziemlich klar realisiert, dass Musik jetzt die am meisten wichtige Sache für mich ist. Also dreht sich alles, was ich tue, mein ganzes Leben, darum. Das bedeutet wahrscheinlich, dass ich eines Tages New York und die Universität verlassen werde, um irgendwo zu leben, mit einer Band zu proben und in einem Van zu leben. New York hat nicht genug Raum für ein Fahrzeug oder einen Ort, an dem Du Krach machen kannst. Das nimmt Dir echt die Lust. Gerade jetzt läuft es so gut mit Arctopus, dass ich meine ganze Energie da rein stecken muss.
Was Infidel betrifft, würden wir es begrüßen, wenn wir ein größeres Label finden würden, das das Album rausbringt. Wenn es draußen ist, werden wir wohl eine Pause machen, wir haben dann drei Veröffentlichungen nur in diesem Jahr. Ich weiß nicht genau, wohin mich die Zukunft führen wird, aber ich bin wirklich gespannt darauf. Was kann ich noch sagen!?
Danke für das Interview und die anhaltende Unterstützung.

VM




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