L´ame Immortelle

Sissi nach dem Tod treffen




Das ragazzi-Interview mit Sonja und Thomas von L'ame Immortelle





Tagtäglich gehen Beziehungen in die Brüche. Ist es für die Betroffenen oft schmerzlich, so nehmen Außenstehende daran kaum Anteil. Anders bei der beendete Beziehung von Thomas Rainer von L'ame Immortelle. Auf dem neuen Album "Als die Liebe starb" reflektiert Thomas dieses sehr persönliche Thema. Und mit Sicherheit werden die emotionalen Wellen hoch schlagen, wenn die Scheibe der österreichischen Electro-Wave-Formation im Februar in die Läden kommt. Schließlich sind LAI berühmt für ihre traurig-melancholischen Songs.

ragazzi: "Eure neue Platte ist fertig, veröffentlicht wird sie aber erst im Februar. Warum?"
Thomas: "Wir wollten das Album unbedingt im Februar veröffentlichen. Das hängt mit dem Gesamtkonzept der Platte zusammen."
ragazzi: "Was hat es denn mit dem Monat Februar auf sich?"
Thomas: "Es ist eine sehr persönliche Geschichte. Am 21. Februar 2001 endete die langjährige Beziehung mit meiner Lebenspartnerin. Die Trennung habe ich dann textlich und musikalisch verarbeitet. Herausgekommen ist "Als die Liebe starb"."
ragazzi: "Die Platte ist also ein Konzeptalbum. War dies von Beginn an geplant?"
Thomas: "Ich bin ein Mensch, der negative Erlebnisse mit Hilfe von Liedern verarbeitet. Da die Trennungsgeschichte ein großer Brocken war, reichte nicht ein Lied, sondern es musste ein ganzes Album sein."
ragazzi: "Sonja, du singst die Texte, die Thomas schreibt. Identifizierst du dich mit ihnen?"
Sonja: "Es ist so, dass ich mich mit Thomas' Texten automatisch sehr gut identifizieren kann. Bevor ich einen Text singe, lese ich ihn durch und denk mir meine eigene Geschichte dazu aus."
ragazzi: "Thomas, woher bekommst du die Inspirationen für deine Texte?"
Thomas: "Ich finde meine Inspirationen im täglichen Leben. Es gibt da grundsätzlich keine Einschränkungen. So findest du auf unseren Alben auch gesellschaftskritische Themen, wie zum Beispiel den Song "In the Heart of Europe". Ich schreibe Texte über alle Themen, die mich irgendwie berühren, und zwar negativ berühren. Ich muss keinen Song über etwas Positives schreiben. Für mich ist Musik in erster Linie das Verarbeiten von negativen Gefühlen."
ragazzi: "Bist du also ein negativer Mensch?"
Thomas: "Auf keinen Fall. Ich bin sogar ein sehr lebensbejahender Mensch, der die Freuden des Lebens kennt und zu schätzen weiß. Ich bin ein echter Genussmensch. Das reicht vom Essen über Wein bis hin zur Musik. Aber ich denke, jeder Mensch hat auch seine dunkle Seite und zu meiner stehe ich."
ragazzi: "Was inspiriert euch musikalisch?"
Thomas: "Jede Musik, die wir hören, beeinflusst uns - egal ob wir sie mögen oder nicht. Entweder erkennst du, wie man es machen kann oder aber wie man es nicht machen sollte."
ragazzi: "Was läuft zur Zeit in euren CD-Playern?"
Thomas: "Bei mir läuft momentan die neue Paradise Lost, die Remixscheibe von Linkin Park und natürlich die neue Scheibe von uns."
Sonja: "Ich höre sehr oft die Neue von Peter Gabriel. Die ist grandios, die kann man ungehört kaufen. Nach wie vor gern "No more shall we part" von Nick Cave, und die Tindersticks."
ragazzi: "Wir haben jetzt über Texte und Musik gesprochen. Ein wichtiger Bestandteil eurer Arbeit ist aber immer auch das Artwork. Woher kommen da die Inspirationen?"
Sonja: "Das Artwork entsteht immer nach den Texten. Ich lese sie und habe meist sofort ein Bild dazu im Kopf und sehe auch, wie man es live umsetzen kann."
ragazzi: "Alle eure Alben sind ein Augenschmaus. Die neue Platte aber toppt alles bisher Dagewesene..."
Thomas: "Wir versuchen immer, uns selbst zu übertreffen, uns neu zu erfinden. Das ist scheinbar wieder gelungen und muss auch beim nächsten Mal klappen. Wir sind sicher, dass es geht, denn in der Verpackungsbranche gibt es noch so viele Möglichkeiten."
ragazzi: "Das Artwork zu "Als die Liebe starb" ist sehr aufwendig und daher sicher nicht ganz preiswert. Wird sich dies auf den CD Preis auswirken?"
Thomas: "Nein. Es werden auch nur die ersten 15.000 mit diesem aufwendigen Artwork erscheinen. Es ist einfach nicht tragbar, die gesamte Auflage so zu gestalten."
ragazzi: ""Als die Liebe starb" ist euer fünftes Album. Da stellt sich die Frage nach Kontinuität und Veränderung, nach Erwartungshaltungen. Dürfen Fans diesbezüglich enttäuscht werden?"
Thomas: "Mit dem neuen Album bedienen wir ganz und gar nicht die Erwartungen. Vielleicht insofern als dass wir Grundwerte liefern. Was aber die Mittel betrifft, die diese Grundwerte transportieren, lassen wir uns nicht in Korsagen zwängen. Unsere Grundwerte sind: aufrichtige Texte, ein männlicher und weiblicher Gesangspart, melancholische Musik."
Sonja: "Unsere Alben waren bisher ja in sich auch immer sehr abwechslungsreich. Da war für jeden etwas dabei, seien es Balladen oder härtere Stücke. Wir machen einfach Musik, die wir gern spielen und hören wollen. Es ist der ehrlichere Weg."
ragazzi: "Was sind aus eurer Sicht die auffälligsten Veränderungen auf der neuen Scheibe?"
Thomas: "Es sind echte Gitarren und echte Drums darauf. Der Gesang ist noch facettenreicherer geworden. Und die Produktion und somit der Gesamtsound haben sich verbessert. Produzent John Rivers, der u.a. schon für Dead Can Dance gearbeitet hat, war da der perfekte Partner für uns."
ragazzi: "Instrumentale Stücke, wie auf früheren Scheiben, findet man auf der neuen Platte nicht. Gibt es einen Grund dafür?"
Thomas: "Wir hatten einfach zu viele Messages."
Sonja: "Die Instrumentals auf den vorangegangenen Alben dienten meist als Bridges, um die verschiedenen Parts zu verbinden."
ragazzi: "Eure letzte Veröffentlichung kam auf Platz 48 in den Charts. Wie wichtig ist euch eine Hitparadenplatzierung?"
Thomas: "Es ist nicht wichtig fürs Ego, aber für die Zukunft. So ein Chartplatz ebnet dir einfach wichtige Wege und öffnet dir viele Türen. Wenn wir das mit einem Album schaffen, das keine künstlerischen Kompromisse beinhaltet, ist das doch toll."
ragazzi: "Im Internet findet man einige interessante Aussagen von euch. Sonja, du würdest sehr gern einmal Sissi treffen. Warum?"
Sonja: "Ich finde, sie ist einfach eine faszinierende Frau. Sie war leider zur falschen Zeit am falschen Ort und ist daran zerbrochen. Ich mag die Gedichte, die sie geschrieben hat."
ragazzi: "Und du glaubst an ein Leben nach dem Tod. Wie stellst du dir das vor?"
Sonja: "Alles andere würde ich einfach ziemlich schrecklich finden. Ich denke, dass es eine Liebe gibt, die über den Tod hinaus reicht. Oder dass sich Leute vielleicht dann erst finden. Oder aber dass man geliebte Menschen wiedertrifft und mit ihnen wieder vereint sein kann."
ragazzi: "Themenwechsel: Was macht für euch ein gutes Konzert aus?"
Thomas: "Das emotionale Feedback der Leute."
Sonja: "Ich gehe da von mir aus. Wenn ich die Songs wie in Trance durchlebe und gar nicht mehr spüre, dass ich auf der Bühne stehe, war das Konzert gut. Und dann kommt auch automatisch das entsprechende Feedback vom Publikum."
ragazzi: "Bisher wart ihr live ja eher im deutschsprachigen Raum unterwegs. Wie sehen eure Tourpläne für nächstes Jahr aus?"
Thomas: "Wir wollen nach Amerika. Columbus war ein Scheiß, wir sind die wahren Eroberer. Nein, im Ernst: Demnächst werden unsere Platten drüben veröffentlicht und dann geht's auch auf Tour. Es gibt aber auch aus vielen anderen Ecken der Welt Anfragen - beispielsweise aus Osteuropa -, so dass wir uns über Konzertnot im nächsten Jahr nicht beklagen müssen."
ragazzi: "Womit werdet ihr die Fans auf der Tour ab Februar überraschen?"
Thomas: "Neben den neuen Titeln werden die alten Songs in neuem Gewand erstrahlen. Live wird uns zudem ein Gitarrist unterstützen. Und natürlich werden wir auch visuell wieder Einiges bieten: vom Licht bis hin zu theatralischen Elementen. Insgesamt wird es diesmal etwas minimalistischer und intimer zugehen als auf der letzten Tour."

Stefan




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