KNORKATOR

"Natürlich braucht die Welt Knorkator nicht"

Die ultimativen Männer sind zurück. Mit "Ich hasse Musik" legen Alf Ator, Buzz Dee und Stumpen von Knorkator ihr viertes Album vor, klingen erwachsener und sind dennoch sie selbst geblieben. "Wir sind eine Familie", sagt Sänger Stumpen im Interview mit ragazzi.







ragazzi: "Hatten Knorkator ein kreatives Loch, oder warum hat es drei Jahre gedauert, bis wieder eine Platte erschienen ist?"
Stumpen: "Alf, der Urheber des knorkatorischen Imperiums, hat diese kreative Pause gebraucht. Er war nicht faul. Er hatte aber auch keine guten Ideen. Und wir wollten nicht wieder von vorne beginnen, mit ficken und scheißen und so. Aus wirtschaftlichen Gründen hätten wir gleich nach dem Grand Prix eine Platte machen müssen. Das wollten wir aber nicht. Eine Platte nur um des Geldes willens zu machen, ist nicht unsere Intention. Und so sind eben drei Jahre vergangen..."
ragazzi: "Macht Alf denn alles allein? Helft ihr ihm gar nicht?"
Stumpen: "Zu 95 Prozent stammt alles von Alf. Auf der neuen Platte habe aber auch ich das eine oder andere beigesteuert. Die Komposition zu "Ich hasse Musik" stammt von mir."
ragazzi: "Dann könnte Alf doch fast ohne dich und Buzz Dee auskommen. Wie dankbar seid ihr ihm, dass er euch mitmachen lässt?"
Stumpen: "Ich bin ihm sehr dankbar dafür. In meinem ganzen, ganz schön alten Leben, hat mir noch nie jemand die Möglichkeit geboten, an so einer anspruchsvollen Text- und Musikkultur teilzuhaben. Aber Alf kann ohne mich und Buzz Dee gar nicht auskommen. Wir drei sind Knorkator. Wir kennen uns so lange, dass eine Familie entstanden ist. Und in dieser Familie wird Musik gemacht!"
ragazzi: "Warum hasst ihr denn nun Musik?"
Stumpen: "Wir hassen die Musik natürlich überhaupt nicht. Der Titel hört sich nur so schön infernalisch an. Es ist lediglich eine Phrase. Aber die wirkt und erschreckt. Außerdem sollte die Platte "Ich liebe Musik" heißen. Doch da hatte die Plattenfirma was dagegen. Die meinten, das wäre extrem imageschädigend. Also haben wir aus lieben hassen gemacht."
ragazzi: "Was bezwecken Knorkator eigentlich mit ihrer Musik?"
Stumpen: "Wir nehmen die Musik schon sehr ernst und geben uns große Mühe beim komponieren, arrangieren, singen und Gitarre spielen. Dass das Ergebnis dann aber anders klingt, zeichnet uns doch wohl aus. Denn das was bei Knorkator stattfindet, ist sicher manchmal absurd und abstrus. Aber es sind auch witzige Themen. Das ist das Spezielle an uns. Wir nehmen die Musik ernst, uns selber aber nicht und widerum aber doch."
ragazzi: "Wie entstehen eure Songs?"
Stumpen: "Alf hat schon alle Texte und Melodien vorgefertigt. Und er sagt uns ganz diktatorisch, wer was wie zu singen und zu spielen hat. Da wir uns Jahrzehnte kennen, weiß ich ganz genau, was er von mir will und Alf weiß, was ich von ihm erwarte. Er schreibt mir die Texte auf den Leib."
ragazzi: "Guildo Horn singt auf eurer Single. Und was hatte Thomas D. mit euch zu tun?"
Stumpen: "Wir sind ja mit vielen Künstlern befreundet. Besonders auf Festivals läuft man sich zwangsläufig über den Weg und lernt sich kennen. Und diese beiden Künstler waren von unseren Konzerten schwer begeistert. Als es nun darum ging, jemanden für die Bearbeitung von Knorkator-Songs zu gewinnen, haben wir diese natürlich als erstes angesprochen. Guildo hat nur gefragt: "Darf ich mir einen Titel aussuchen?" und sich den "Schmutzfink" genommen. Dabei ist eine richtig fetzige A-Capella-Nummer entstanden. Und Thomas D. hat den "Ultimativen Mann" für die Single geremixt."
ragazzi: "Karrikieren Knorkator mit ihren Songs andere Bands und Musikstile?"
Stumpen: "Nicht in der Form, das wir sie dissen. Es gibt für uns keine Musikrichtung, die wir Scheiße finden. Wenn wir die Coverversionen als Beispiel nehmen, dann setzen wir uns ernsthaft damit auseinander. Das werden im Prinzip neue Songs. Nehmen wir doch "Try Again" von Aaliyah. Das haben wir nicht gecovert, weil wir einen R'n'B-Song veralbern wollten. Die Basslinie des Songs ist super cool. Alf hat den Song komplett seziert und in alle Einzelelemente zerlegt. Und dann hat er alles neu bestückt. Jedem Instrument wurde ein anderes Instrument zugeordnet. Und wie man sieht, es funktioniert."
ragazzi: "Trotzdem werdet ihr oft mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Chaotentruppe zu sein, die keine Ahnung von Musik hat..."
Stumpen: "Aber nicht vom Publikum, sondern von Journalisten. Die hören nur das Wort "ficken" und sagen wir sind Scheiße. Das ist aber legitim. Natürlich braucht die Welt Knorkator nicht. Aber es macht uns Spaß. Ich denke, die Welt krankt auch daran, dass man immer eine Aussage treffen muss. Dabei soll Musik in erster Linie unterhalten und Spaß machen."
ragazzi: "Was fliegt bei eurer bevorstehenden Tour ins Publikum? Schokopudding? Geschredderte Kartoffeln?"
Stumpen: "Das möchte ich noch nicht verraten. Nur soviel: Wir werden in jeder Stadt ein finales Konzert geben. Wir werden alle Türen verschließen lassen. Dann lassen wir Luft in den Saal pumpen und am Ende des Konzerts werden wir zusammen mit dem Publikum platzen."
ragazzi: "Vielen Dank für das Interview."

LARS




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