HIGH WHEEL



...haben sich aufgerafft und beschlossen, daß das neue Jahrtausend ja wohl kaum ohne eine neue High Wheel CD beginnen kann ...
ragazzi: "Euer letztes Album habt ihr 1996 veröffentlicht. Warum hat es bis zu "back from the void" so lang gedauert?"
Erich: "Da kommt ein ganzes Sammelsurium von Gründen zusammen ... einerseits haben wir "there" zu einem Zeitpunkt aufgenommen an dem es bei allen vieren mit dem Studium dem Ende zuging. Und nachdem so ein riesen Projekt einiges an Zeit und Energie erforderte (insgesamt waren wir so um die 320 Stunden im Studio, die Vorbereitungen nicht mitgerechnet) mußte sich jeder erst mal auf sein "außerhighwheelisches" Leben stürzen. Andererseits waren unsere Finanzen auch relativ erschöpft, so daß wir den Gedanken an ein neues Album weit weg schieben mußten. Aber dann haben wir uns aufgerafft und beschlossen daß das neue Jahrtausend ja wohl kaum ohne eine neue High Wheel CD beginnen kann ..."
Wolfgang: "Die CD war dann bereits Anfang 2001 fertig. Aber die Suche nach einem größeren Label/Vertrieb hat ein Jahr gedauert und ist ergebnislos verlaufen, so dass wir beschlossen, das Album Anfang 2002 wieder bei IPSO FACTO herauszubringen"
ragazzi: "Kompositionen, Stil und Arrangements sind denen von "There" sehr ähnlich. Sind die Songs im gleichen Zeitraum komponiert worden? Stilistische Veränderungen sind nicht zu hören - wie seht ihr das?"
Wolfgang: "Die Songs sind alle nach "There" entstanden. Für mich sind sie auch recht anders ausgefallen als die auf "There". Auf "There" hatten wir wahnsinnig viel Material, das auf eine CD passen musste. Deshalb sind einige Sachen ziemlich komprimiert und viele Ideen wurden nicht bis zum Ende verfolgt, sondern nur angedeutet. Das ist auf dem neuen Album anders. Alle Teile haben den Raum, den sie brauchen. Es gibt ein paar schöne ausgedehnte Passagen, die es so auf "There" niemals gegeben hätte. Natürlich ist der Unterschied zwischen diesen beiden Platten nicht so groß wie der zu den Vorgängern, die doch ziemlich anders klingen. In dieser Zeit hatten wir noch keine Ahnung wohin die Band sich entwickeln würde. Bei "There" hat sich dann schon deutlich eine Richtung herausgebildet, die nun auf "Back From The Void" weiterverfolgt und verfeinert wurde."
ragazzi: "Wie entstehen die Songs? In Session? Am Piano zu Hause? Vor allem - wie verbindet ihr die musikalischen Ideen, das daraus ein so langes Stück wie "Blind Archer" wird? Warum überhaupt ein so langes Stück - weil es progressive Tradition ist? Einer schleppt eine Idee/Komposition (oder ein Fragment) an und die anderen steigen ein - funktioniert es so - oder gibt es auch Ablehnungen und Diskussionen um Songs/Ideen? Habt ihr Vorbilder? Gibt es einen Song/Stil, den ihr schon immer spielen wolltet, aber nie dazu gekommen seid? Wie sieht es mit Wünschen/Vorstellungen um die Band aus - gibt es konkrete Dinge, die ihr gern mal tun würdet?"
Wolfgang: "Die Tausend-Fragen-Frage. Ich fange mal vorne an. Die Songs entstehen zum allergrößten Teil bei mir zu Hause. Ich schreibe die meisten Sachen auf dem Keyboard und mache komplette Arrangements, die ich dann der Band vorspiele. Außerdem bekommt jeder ein paar Noten in die Hand gedrückt, ohne wär’s nämlich bei den meisten Stücken ganz schön stressig. Im Laufe der Zeit verändern sich die Stücke bei den Proben. Da kommen Bassläufe dazu, Drumfills verschwinden (oder anders herum), manchmal wächst eine Strophe auf die doppelte Länge usw. Aber das Grundgerüst des Songs steht. Lange Stücke entstehen immer aus Einzelteilen, die teilweise schon da sind, teilweise speziell für diesen Part des Songs geschrieben werden. Die Musik ist in diesem Fall jedoch immer dazu da, die Texte zu tragen. Einfach nur lange Lieder machen und Teile aneinander hängen, finde ich ziemlich schwachsinnig. Instrumentale Longsongs haben es deshalb bei mir schwer. Wer von uns erreicht schon die kompositorische Reife der Leute die wirklich gute Instrumentalwerke z.B. in der Klassik geschrieben haben, und selbst da gibt es einige Durchhänger? Apropos Longsong-Tradition. Die ersten Longsongs gibt es ja schon auf unserem Debüt-Album. Damals war der Ausdruck "Progressive Rock" noch keinem von uns untergekommen; die Erkenntnis, dass es das alles schon mal gegeben hat, kam erst hinterher als uns die Leute darauf angesprochen haben. Natürlich gibt es auch Songs, die wieder verschwinden. Manchmal tauchen Teile davon später wieder auf, aber meistens ist ein solches gemeinschaftliches "Abwählen" endgültig. Eigentlich habe ich kompositorisch keine Vorbilder. Ich versuche das zu schreiben, was mir einfällt, ohne besondere Anleihen bei meinem "Vorbild" zu nehmen. Natürlich sind wir alle beeinflusst von der Musik, die wir hören. Deshalb kann schon mal ein Teil nach Genesis, Pink Floyd oder King Crimson klingen. Das ist in jedem Fall dann unterbewusst geschehen, und ich versuche es zu vermeiden. Ein Grund, warum wir relativ eigenständig klingen. Das verhindert leider auch, uns in eine Schublade zu stecken, was wohl die größeren Labels ein wenig abschreckt. Natürlich gibt es Dinge, die ich einmal ausprobieren will und noch nicht dazu gekommen bin. Im Rahmen von High Wheel gehen wir aber ohnehin keine Kompromisse ein, weshalb sich hier alles in dieser Musikrichtung für mich verwirklichen lässt, was ich mir wünsche, abgesehen davon, dass eine CD mit Orchesterteilen schon mal wirklich gut wäre. Aber das haben ja schon fast alle. Ich weiß nicht, ob wir dem noch eine hinzufügen müssen."
ragazzi: "Hat die CD eine Story? Worum geht es in den Lyrics? Und warum singt ihr englisch - ein Erfolgsgarant? Teils erinnern mich die vocallines entfernt an Gentle Giant - ein Vorbild?"
Wolfgang: "Blind Archer ist ja quasi das "Kernstück" der CD. Es ist eine ziemlich undurchsichtige Geschichte über Weltuntergang, Sphärenreisen, den Wächter der Schöpfung, ein unerwartetes Ende und mehr. Die anderen Songs sind alle in sich abgeschlossen. Es geht hauptsächlich um die "Leere" die um uns entsteht, ihre Folgen und mögliche Auswege. Deshalb ist das ganze relativ düster geworden (im Vergleich z.B. mit Remember The Colours), es gibt aber auch einige fröhliche Sachen wie "Sleepless", die jedoch auch nicht ganz ohne Wermutstropfen auskommen. Englisch gefällt mir einfach besser. Ich höre seit ich zehn bin englischsprachige Rockmusik. Das gehört für mich so zusammen wie Deutsch und evangelische Kirchenmusik oder Italienisch und Oper (natürlich gibt es auch Wagner, aber wer versteht da schon ein Wort...). Außerdem erreichen wir mit englischen Texten viel mehr Leute. Für mich sind die Texte wichtig, sonst bräuchte ich sie ja nicht zu schreiben. Und die Reaktionen aus aller Welt zeigen, dass manche Leute mit den Texten wirklich etwas anfangen können. Wäre doch schade, wenn sie alle nur "Sauerkraut" oder "Ich bin ein Berliner" verstehen würden. Ich habe ein paar Gentle Giant-Alben, höre sie aber kaum. Das ist mir ein bisschen zu kopflastig, wobei ich die Gesänge super finde. Sicher sind sie ein Einfluss. Insgesamt kommt die Ähnlichkeit aber eher daher, dass wir auch einige polyphone Teile haben und auch singen, wenn gerade mal schräge Takte oder Harmonien angesagt sind. Die meisten Bands beschränken sich zumindest bei den Chören auf halbwegs "gerade" Teile, deshalb klingen wir schnell wie Gentle Giant, weil wir das nicht machen und sie auch nicht."
ragazzi: "Wie seht ihr eure drei früheren Alben heute? Was würdet ihr anders machen?"
Wolfgang: ""There" ist für mich immer noch ein absolut zufriedenstellendes Album. Die beiden ersten haben Schwächen, die aber in der damaligen Zeit nicht zu vermeiden waren. Unsere spielerischen, technischen und finanziellen Mittel waren eben genau so weit und nicht weiter. Es gibt dennoch vieles, was mir darauf gut gefällt, z.B. die ganze Herumimprovisiererei auf "Remember The Colours". Ausserdem waren die Alben wichtig, denn wir haben viel daraus gelernt, es hat Spaß gemacht sie aufzunehmen und es gibt viele Leute, denen sie gut gefallen. Was will man mehr?"
Erich: "Für mich ist jede neue Scheibe die beste, da sie den aktuellen Stand der Band darstellt. Einem "Erfolgsschema" treu zu bleiben funktioniert zwar bei vielen Bands aber das ist für mich langfristig kein Weg. Und wenn ich die Reaktionen aus aller Welt so anschaue hat es sich soweit als richtig erwiesen. Wenn man die 4. nach der 1. hört wird man zwar etwas überrascht sein; aber alle 4 der Reihe nach stellen auch für mich immer wieder eine interessante Reise dar und zeigen eine große, kontinuierliche Entwicklung. Und auch bei der neuen bleibt für jeden einzelnen und für die ganze Band noch genügend Entwicklungsspielraum."
ragazzi: "Seid ihr erfolgreich als High Wheel? Habt ihr viele CDs verkauft? Gibt es weltweit Reaktionen/Interesse? LPs? Kann man die CDs noch kaufen?"
Erich: "Das kann man so oder so sehen ... von den Verkaufszahlen her kann man das ganze insofern als positiv bezeichnen da wir auch nach 3 CDs noch immer etwa auf Null gekommen sind. Bei der neuen wird es sich noch zeigen, aber da bin ich eigentlich recht optimistisch - muß ich ja, nachdem ich als neuer Manager bei meinen Kollegen so dick angegeben habe ... ;-) Entscheidend ist für uns aber viel mehr, daß wir immer wieder Post erhalten von Menschen die von unsrer Musik tief berührt werden. Da macht eine solche Mail die jahrelange Arbeit und das belächelt werden wieder wett. Und solche Fans leben verstreut über den ganzen Erdball, quasi hat fast jedes Land so seine paar High Wheel Spezialisten. Als Beispiele: Kanada, USA, Brasilien, Chile, Südafrika, Norwegen, Japan, Neuseeland, ... mein Ziel für die Zukunft ist diese Kontakte auszubauen ... wobei diese Leute von sich aus schon alles mögliche initiieren um uns zu helfen. LPs haben wir nicht fabriziert, da zum Zeitpunkt der ersten Scheibe die CD Technik schon recht aktuell war (wir sind nicht so alt wie wir aussehen ... hoffe ich). Erwerben kann man die 3. und 4. ... bei den ersten beiden müßte erst wieder ein massiver Hagelschauer auf mein Auto niedergehen um das zu finanzieren. Aber ich schau schon immer fleißig den Wetterbericht ..."
ragazzi: "Warum veröffentlicht ihr eure Alben selbst? Wollt ihr keine Plattenfirma oder wollen sie euch nicht?"
Erich: "Wie schon vorher gesagt waren wir gerade mit der neuen Platte lange auf Labelsuche und sind dabei auf absolutes Desinteresse gestoßen, zumindest bei den etwas größeren Firmen. Das geht soweit daß man nicht mal eine Meldung bekommt obwohl man vorher schriftlich nachgefragt hat ob man eine CD schicken soll ("Ja logisch ... High Wheel, toll. Ich meld mich sobald ich die CD habe ...").Die ganz großen Labels sind da professioneller, waren zwar alles Absagen aber wenigstens relativ persönliche und schnelle. Bei Virgin hat sich der zuständige Herr sogar telefonisch gemeldet. Aber Schwamm drüber, bei der nächsten Platte werden die Karten neu gemischt."
ragazzi: "Habt ihr schlechte Erfahrungen gesammelt oder wollt ihr unabhängig bleiben?"
Erich: "Na ja, eines der Hauptprinzipien bei High Wheel ist eben die Kompromißlosigkeit. Wenn da einer anfängt "könntet ihr nicht so ein bißchen mehr wie XY ... ?" ist für mich eigentlich alles gesagt. Prinzipiell sind wir aber durchaus offen für Kritik, so haben wir die Titelfolge bei der "Void" nochmal überdacht und dann geändert da uns von kompetenter Seite dazu geraten wurde (hallo Herr Jakob!). Und tatsächlich hats auch allen dann besser gefallen. Prinzipiell ist es halt gerade der Sinn einer Band mit eigenen Songs daß diese nicht an allen Ecken und Kanten geschliffen werden, sonst kann ich ja gleich was anderes spielen."
ragazzi: "Warum überhaupt Progressive Rock - es interessiert nur einen relativ kleinen Personenkreis und wird vom Großteil der Medien belächelt bis abgetan!? Meint ihr, dass Progressive Rock eine Zukunft hat? Seid ihr die absoluten Prog Freaks? Wie sieht euer persönlicher Musikgeschmack aus?"
Wolfgang: "Wir haben vor 14 Jahren begonnen, diese Musik zu machen. Wir haben nie darüber nachgedacht, was sich daraus entwickeln würde, sondern einfach immer weiter gemacht. Irgendwann sind wir dann in diese progressive Schublade gerutscht. High Wheel war immer die Band, mit der wir unsere persönliche Musik verbunden haben. Wir spielen alle in anderen Bands, aber High Wheel ist etwas besonderes. Es geht hier nicht um Geld, sondern darum, das zu spielen, was aus uns herausmuss. Und solange es Leute gibt, denen unsere Musik gefällt, werden wir weitermachen. Außerdem glaube ich, dass es mit dieser Musikrichtung aufwärts geht. Bands wie Transatlantic oder Dream Theater zeigen, dass es auch eine Zukunft für diese Musik gibt. Für mich besteht der Wert einer Musik jedoch nicht darin, wie viel man davon verkauft, sondern, was die Musik den Leuten bedeutet, die sie hören – und da steht Progressive Rock sicherlich relativ weit vorne inder Reihe.
Wir sind überhaupt keine Prog-Freaks. Ich denke, ich höre noch am meisten diese Musik von allen. Ich habe das meiste von Yes, Genesis und so weiter. Mir gefallen aber auch neuere Sachen sehr gut, wie z.B. die Flower Kings, Anekdoten oder Spock’s Beard. King Crimson sind für mich die unvergänglichste Band von allen. Trotzdem höre ich auch viel "Pop" wie Portishead oder Cypress Hill und übleres, auch viel Klassik. Ich habe fast mehr Klassik-CDs als Rock/Pop und ich höre sie auch an."
Erich: "Mir ist es eigentlich relativ wurscht ob eine Musik progressiv (was auch immer das heute noch sein soll) ist oder nicht. Ich gehe einfach nach meinem subjektiven Eindruck und unterteile meistens in "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht". Mit Kunst und Literatur mach ich es seit einiger Zeit genauso und es hat sich für mich bewährt. Wenn ich erst eine 10seitige Erklärung zu einem Stück oder Bild lesen und darüber hinaus 2 Semester Kunstgeschichte studieren muß um zu verstehen warum mir das Bild gefallen sollte läuft da was schief. Entweder löst Musik/Kunst/etc. bei mir Gefühle aus oder es hat sich. Und das kann sowohl Bach als auch Bon Jovi sein wie auch nicht... Ohne Rangfolge sieht das dann so aus: AC/DC, Deep Purple, Rory Gallagher, Mark Knopfler, Dio, Yes, Genesis, Noa, Creed, Beethoven, Schostakowitsch, Bach, Bon Jovi, Tom Petty, Bob Dylan, Mozart, Iron Maiden, Slayer, Rachmaninoff, Pantera, ... MTV und Viva hab ich eigentlich aufgegeben. Obwohl diese Shakira und so..."
ragazzi: "Werdet ihr oft engagiert? Habt ihr im Ausland/ausserhalb von Europa gespielt?"
Erich: "Leider halten sich unsere Liveauftritte im sehr überschaubaren Rahmen auf. Außerhalb Europas gar nicht, innerhalb vereinzelt ... das ist aber jetzt in Arbeit. Angebote waren schon einige da, aber die Konditionen so lächerlich,dass sich das Einpacken der Instrumente schon nicht gelohnt hätte. Und nicht weil wir so überzogene Vorstellungen hätten sondern die meisten (Hobby-) Veranstalter schlichtweg keine Ahnung haben. Und bei Ansagen wie "ihr macht das doch eh nur aus Spaß, da könnt ihr doch mal für umsonst nach Hamburg fahren" hat sich die Antwort "wir spielen gern umsonst, holt uns halt ab" bewährt. Da geht den meisten ein ganzes Lichtermeer auf ..."
ragazzi: "Gibt es neben High Wheel andere Bands/Projekte (oder weltberühmte Orchester...) etc., in denen ihr arbeitet?"
Wolfgang: "Ich spiele von Zeit zu Zeit irgendwelche Sachen im Studio ein für verschiedene Leute, die aber alle nicht sonderlich bekannt sind. Ansonsten spiele ich zusammen mit Erich bei den Trouble Boys, einer Münchner Coverband, die einmal wöchentlich in einer Kneipe in Schwabing und gelegentlich auch auf Festivals oder Parties spielt und einen gewissen Kultstatus hier hat. Ein bisschen Klassik hier und da ist auch drin."
Erich: "Bei mir kommt noch einiges an (echter!) Volksmusik dazu und viel Klassik (Konzerte, Gottesdienste, ...). Seit Dezember bin ich jetzt auch Aushilfe bei den Münchner Symphonikern, das stellt für mich derzeit einen (klassischen) Höhepunkt dar."
ragazzi: "High Wheel wird gewiss nicht euer einziger Job sein!? Wovon lebt ihr? Paßt die Band in eure privaten/Job-Pläne?"
Wolfgang: "Ich arbeite bei einer Musikschule, wo ich klassische Gitarre unterrichte (E-Gitarrenunterricht geht mir nämlich meistens auf die Nerven), habe so noch ein paar Schüler, Trouble Boys ist auch eine Band, die regelmäßig Gagen erhält(da spielen wir ja schließlich keinen Prog). Insgesamt bleibt da viel Freizeit, so dass High Wheel nicht zu kurz kommt."
Erich: "Unser Keyboarder forscht für Siemens und unser Schlagzeuger hat auch Schüler und spielt noch in einer anderen Band. Dazu kommen auch immer wieder Gelegenheitsstudiojobs. Ich unterrichte auch an der gleichen Musikschule wie Wolfgang. Und so nebenher betreiben Wolfgang und ich neuerdings ein Akustik Duo."
ragazzi: "Wie kommt ihr miteinander klar? Ihr habt gewiss unterschiedliche Interessen, nicht zuletzt musikalisch..."
Erich: "Wir sind an sich die dicksten Freunde. Mit Wolfgang spiele ich jetzt seit fast siebzehn Jahren, wir sind in der Schule meistens nebeneinander gesessen, haben zusammen Zivildienst gemacht und studiert ... das ist in etwa wie ein altes Ehepaar. Uli lief uns im Schulchor übern Weg, unsere Kennenlernschokoladenorgie würde ein extra Interview füllen. Nachdem wir dann zu dritt mit High Wheel angefangen haben (1989) und bald das mit Händen und Füßen Keyboardspielen satt hatten wurde kurzerhand Lobi rekrutiert ... natürlich aus dem Schulchor (1991). Seit der Zeit hängen wir eigentlich privat fast immer zusammen, zumindest solange Wolfgang nicht irgendeine brutale Bergtour vorhat oder unser Lobi seiner Kino/moderne Klassik-Leidenschaft frönt. Da scheiden sich dann die Geister etwas ... aber abends in der Stammkneipe sind wir meist wieder alle 4 vereint. Als Band hat sich das auch bewährt: wenn wir mal musikalisch einen "Durchhänger" haben verlagert sich das ganze eher ins private. Und wenn da mal der Haussegen schief hängt oder wir uns beruflich weniger sehen dann schweißen uns die Proben wieder zusammen."
ragazzi: "Wie fing es mit High Wheel überhaupt an? Wie lange spielt ihr zusammen, was hat sich verändert im Laufe der Zeit? Was ist noch wie am Anfang? Was könnte heute besser sein? Seid ihr noch so spontan wie zu Beginn? Noch so neugierig auf eigene Musik?"
Erich: "Angefangen haben Wolfgang und ich mit einer eigenen Band mit 13 Lenzen, so normaler Rock/Hardrock. Da wir damals noch keiner ein Instrument spielten wurde in der ersten Probe erst mal alles verteilt ... erst viel später hab ich erfahren daß die anderen sich schon wegen des Basses abgesprochen hatten, das wollt nämlich keiner spielen. Und ich wollt aber unbedingt auch eine Band haben ... :) Später wars dann mehr Speedthrashkompliziert Metal, bis Wolfgang und ich die Nase voll hatten. Dann gings 'ne Zeit durcheinander bis wie gesagt Uli kam und High Wheel aus der Taufe gehoben wurde. Dann kam der Herr Lobinger, mit ihm die erste CD und so weiter ... Musikalisch hat sich viel und nichts verändert. Das soll jeder selbst entscheiden (und die CDs kaufen!!!) ... bessern könnte sich der Verkauf und damit verbunden die Zeit die wir in die Band stecken können, weil vieles oft unter Zeitdruck getan werden muß. Spontan wirds bleiben solange Wolfgang immer noch neue Ideen hat. Und somit sind wir alle schon auf die 5. CD gespannt."
Wolfgang: "Es gibt Phasen, da denke ich mir fällt nichts mehr ein. Nach "There" war so eine Phase. Was sollte da noch kommen? Aber dann kommen wieder so, hmm, "Schübe", wo ich ziemlich viel schreibe. Keine Ahnung, was als nächstes kommt. Natürlich bin ich darauf neugierig."
ragazzi: "Ihr beobachtet sicherlich die Entwicklung der Rock-/Popmusik. Was sagt ihr dazu?"
Wolfgang: "Alles wiederholt sich endlos. Die Bands unterscheiden sich eigentlich nur noch durch ihr Image oder ihr Video, nicht mehr durch die Musik. Rock/Popmusik ist eine Ware geworden mit einem Markt, wo ganz schön hart gekämpft wird. Zum Glück müssen wir da nicht mitmischen. Für mich zeichnet sich zur Zeit eine Entwicklung ab, die in Richtung Coverbands geht. Die Leute hören sich am liebsten Sachen an, die sie kennen, da muss man nicht nachdenken und kann gleich mitsingen. Am besten dann auch gleich nur die absoluten Highlights der gesamten Rock-/Popgeschichte, da kann man nichts falsch machen. Diese Entwicklung sieht man ja auch an dem Verkauf von Samplern oder den selbstgebrannten Special-Mixes. Warum noch die langweiligen unbekannten Songs irgendwelcher Bands nach guten Sachen durchforsten, wenn man alle schon von allen Seiten für gut befundenen Sachen am Stück komprimiert haben kann. Das ist fast wie Klassik, da werden ja auch nur "Covers" gespielt. Ob allerdings die Rockmusik auf Dauer solche Ansprüche erfüllen kann, wird sich zeigen. Zum Glück gibt es ja auch in allen Stilrichtungen Bands und vor allem auch Hörer, die etwas anderes wollen. Vielleicht werden es ja doch mehr davon. Ansonsten müssen wir eben damit leben, dass irgendein Typ aus einem Container, der nur dank moderner Computertechnologie etwas gesangsähnliches zustande bringt zehnmal so viele Leute anzieht, wie Leute, die wirklich was drauf haben (wie Simon Phillips, Steve Vai uvm.)."
ragazzi: "Wie sehen die Zukunftspläne der Band aus?"
Wolfgang: "Wir werden dieses Jahr einige Male spielen und versuchen möglichst viele unsere Platten zu verkaufen. Wenn der Verkauf einigermaßen gut läuft, könnten wir uns nächstes oder übernächstes Jahr wieder ein neues Album leisten. Das wäre dann das fünfte, und es wird bestimmt nicht 5 oder V heißen, sondern einen Namen haben, den keiner von uns vorhersehen kann. Aber wir haben noch lange nicht vor aufzuhören. Es geht ja gerade erst richtig los!"

VM





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