Gothminister

"Happiness in darkness"

Norwegen hat mehr zu bieten als die Szene-Stars Apoptygma Berzerk und Zeromancer. Gothminister heißt ein neues Projekt, hinter dem Björn Alex Brem steckt. Er sieht nicht nur aus wie die Inkarnation des Gothic schlechthin, auch seine Aussagen orientieren sich an den bekannten düsteren Charakteristika der Szene. Mit ragazzi plauderte "The Minister" über seine Kindheit, seine Stimme und das "Glück in der Dunkelheit".





ragazzi: "Bei uns in Deutschland ist Gothminister noch relativ unbekannt. Wie begann alles?"
Alex: "Ich habe mich schon immer für Horrorfilme interessiert. Das fing mit 8 Jahren an. Außerdem habe ich Horror-Cartoons gezeichnet. Ich glaube, das Dunkle und Unbekannte ist unsere größte Quelle für Kreativität und Inspiration.
In den späten neunziger Jahren habe ich die norwegische Gothic Szene entdeckt, die damals noch sehr klein war. Ich habe in der Szene einen Führer vermisst und deshalb Gothminister gegründet.
Es war schon sehr komisch: Eines Abends ging ich aus. Ich war ganz allein und es war bitterkalt. Der Wind blies durch mein Shirt und ich wurde sehr krank. Ich nahm 120 Tage lang ununterbrochen Antibiotika, allerdings in einer falschen Dosis. Es hätte richtig schlimm kommen können. Als ich fast völlig am Boden war, schrieb ich die ersten Songs für Gothminister - und das hat mich wieder gesund und glücklich gemacht."
ragazzi: "Ist der Bandname demzufolge das Ergebnis der damaligen Situation in der norwegischen Gothic Szene?"
Alex: "Ja, irgendwie schon. Ich war kritisch gegenüber der Szene und sie kritisierte mich. Aber heute werde ich respektiert. Jemand musste den Finger in die Wunde legen, weil die Szene sich im Kreis drehte. Kein neuer Künstler wurde akzeptiert. Man wollte keine Veränderung, man hielt nur an den alten Gothrock Bands fest. Ich wollte dagegen mit Crossover-Styles arbeiten..."
ragazzi: "Alex, du machst schon seit 1988 Musik. Welche Art von Musik war es damals und wer hat dich beeinflusst?"
Alex: "Am Anfang mochte ich alle Arten von Metal, später Industrial Metal. Auch Breakdance war spannend wegen der ziemlich coolen elektronischen Tunes. Wenn man dies alles mixt, dazu die Cartoons der Superhelden nimmt, dann erhält man Gothminister. Gothminister ist irgendwie wie die Superhelden: Beide kennen keine Grenzen."
ragazzi: "Ist Gothminister eine "One-man-show"?"
Alex: "Im Moment stehen wir zu viert auf der Bühne. Aber die Songs mache ich alle selbst. Gothminister ist meine Idee und mein Konzept."
ragazzi: "Abgesehen von Horrorfilmen, was inspiriert dich?"
Alex: "Mich faszinieren düstere Bilder. Andere Einflüsse sind Gräber, Kirchen, gotische Architektur oder einfach durch die Dunkelheit laufen. Und Filme natürlich."
ragazzi: "Welcher Film gefiel dir in letzter Zeit?"
Alex: "Ich mochte "Hannibal". Und ich sehe immer wieder gern die Klassiker, wie z.B. "Frankenstein"."
ragazzi: "Deine Botschaft ist "Happiness in darkness". Die Dunkelheit findet sich in deiner Musik, im Aussehen und in deinen Auftritten. Wo ist das Glück?"
Alex: "Es steckt in den Texten. Im Gegensatz zur Musik sind sie fast alle positiv. Sie handeln von Hoffnung und Liebe und nicht von Selbstmord. Das Glück ist das Ergebnis der Dunkelheit. Die Dunkelheit inspiriert uns, sie macht uns glücklich.
Ich bin ein sehr positiver Mensch. Mit Gothminister möchte ich den Leute Selbstvertrauen geben. Ich möchte, dass jeder an sich selbst glaubt."
ragazzi: "In einem anderen Interview hast du gesagt, dass du nur dir selbst vertraust. Warum?"
Alex: "Du kannst natürlich auch anderen Menschen vertrauen. Was ich meine, ist, dass du letztlich immer nur an dich selbst glauben kannst und selbst Entscheidungen treffen musst."
ragazzi: "Warum heißt die Platte "Gothic Electronic Anthems"?"
Alex: "Das ganze Konzept ist eine Mischung aus Gothic und Electro. Und es heißt Hymnen, weil es eine Sammlung der besten 11 Songs ist. Ich hatte insgesamt 100 geschrieben..."
ragazzi: "Drücken die beiden Stile Gothic und Electro etwas Spezifisches aus?"
Alex: "Ja, Gothic steht mehr für die alten Zeiten, Electro dagegen für die moderneren."
ragazzi: "Du hast eine sehr markante Stimme. Musst du sie besonders trainieren?"
Alex: "Am anstrengendsten ist das Flüstern. Das tut der Stimme nicht gut. Ich singe jetzt seit 14 Jahren, so dass meine Stimme ziemlich gut trainiert ist. Je mehr du schreist, desto besser wird deine Stimme."
ragazzi: "Inwieweit ist dir das Artwork wichtig?"
Alex: "Am wichtigsten ist gute Musik. Ein entsprechendes Image ist ein Plus. Wenn du ein interessantes Image hast, bemerken dich die Leute. Du bist nicht nur eine von tausend Bands. In Norwegen gibt es 199 Bands und Gothminister. Es ist hier bisher die einzige Band mit diesem speziellen Image gewesen. Aber das ändert sich, da Gothic gerade boomt."
ragazzi: "Gibt es Pläne hinsichtlich Liveshows? Wann werdet ihr in Deutschland sein?"
Alex: "Da ich ein Perfektionist bin, muss alles entsprechend geplant sein. Für die Festivals im Sommer, wie das Wave Gotik Treffen, ist es daher ein bisschen spät. Wir konzentrieren uns in diesem Jahr auf Skandinavien und nächstes Jahr auf Deutschland. Aber ein paar Shows würde ich schon gern im Herbst spielen."
ragazzi: "Warum sollte man sich Gothminister live auf der Bühne anschauen?"
Alex: "Es gibt eine Gothic-Horror-Show mit Theater, Pyrotechnik und Videos. Und wir werden das Publikum miteinbeziehen, so dass es unsere Show aktiv beeinflussen kann."

Stefan




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