FINAL SELECTION

"Antihero" heißt das Debütalbum
von Ricardo Schult und Mario Tews.
Zusammen bilden sie

Final Selection

und beantworteten ragazzi
per E-Mail ein paar Fragen.





ragazzi: "Bitte beschreibt doch kurz mit eigenen Worten eure Projekt und euch selbst."
Final Selection: "Final Selection wurde 1993 gegründet. Damals haben wir so ziemlich bei Null angefangen und uns Schritt für Schritt entwickelt. Final Selection - das steht für elektronische Popmusik, bei deren Entstehung wir uns sehr von unseren Gefühlen und Stimmungen leiten lassen, was unsere Songs am Ende meist warm, sehnsüchtig und recht eingängig klingen lässt. Ein gewisser Hang zur Romantik lässt sich also nicht leugnen."
ragazzi: "Ihr habt mit "Black Flames" ein polnisches Label. Das finde ich ungewöhnlich. Wie kam es dazu?"
Final Selection: "Ein geeignetes Label zu finden, ist wahrscheinlich für keine Band wirklich einfach. Wir waren auf der Suche nach Partnern, die ähnlich denken wie wir, die sehr engagiert zu Werke gehen und uns trotzdem genug freie Hand lassen, damit wir weiterhin wir selbst sein können. Mit Black Flames haben wir ein solches Label gefunden. Natürlich haben wir auch andere, hauptsächlich deutsche Plattenfirmen kontaktiert, doch schien uns das nach einer Weile aussichtslos. Nur selten bekamen wir Reaktionen, und wenn dann oftmals mit Vorgaben, in welche Richtung wir uns zu entwickeln hätten. Gleichzeitig wurden die Veröffentlichungen von deutschen Labels immer zahlreicher und nach unserem Empfinden auch qualitativ durchschnittlicher. Da kam uns das Angebot von Black Flames gerade recht, zumal wir nach einer Weile feststellten, dass sie genau das Label verkörpern, welches wir suchten. Ein Glücksfall..."
ragazzi: "Welche musikalischen Vorbilder habt ihr?"
Final Selection: "Ganz wichtig sind da so kreative Menschen, wie Vince Clarke (Erasure) oder Bill Leeb (Delerium) zu nennen, welche uns mit ihren Sounds schon sehr lange faszinieren. Dann wären da noch Haujobb, The Cure, Swans oder Nine Inch Nails - eben alles Bands oder Musiker, die es schaffen, mit ihren Alben eine Stimmung oder Spannung aufzubauen und einen bis zum letzten Ton fesseln zu können."
ragazzi: "Ihr arbeitet viel mit Filmsamples. Welche Rolle spielen diese in eurer Musik? Und wonach wählt ihr die aus?"
Final Selection: "Wir benutzen Samples sehr gerne, um die Stimmung eines Songs durch den Klang des Samples oder dessen Aussage noch zu untermauern. Sie sind dadurch eine Bereicherung des Sounds, die eine zusätzliche Tiefe und auf eine recht schnelle Art Bilder beim Zuhörer erzeugen können und sollen. Wenn wir einen Song schreiben, gibt es dann einen Moment, in dem wir genau wissen: hier gehört dieses oder jenes Sample hin. Es kann aber auch genau umgekehrt der Fall sein, dass ein Sample als Inspirations-Quelle für einen Song dienen kann. Vordergründig sind aber bei Final Selection die Klänge aus dem Synthesizer."
ragazzi: "Der Pressetext sagt, dass ihr in euren Songs viel zu erzählen habt... Dann erzählt doch mal. Worum geht es?"
Final Selection: "Auf "antihero" hat uns mehr oder weniger unbewusst das Thema zweier völlig unterschiedlicher Kategorien "Mensch" beschäftigt, so dass man nicht unbedingt sagen kann, dass "antihero" als Konzeptalbum geplant war. Wir haben versucht, den Begriff des Antihelden von zwei Seiten zu beleuchten. Zum einen wäre da ein Typ Mensch, der sich auf den ersten Blick grundlegend von den Helden in Filmen unterscheidet, der Familie hat und einen normalen Job, und der kaum in Situationen kommt, in denen er Mut beweisen oder die Welt retten kann. Eben der Durchschnittsmensch wie wir alle, der aber gleichzeitig das wahre Leben darstellt, denn Heldentum wird zumeist ja künstlich erzeugt, sei es von Filmemachern oder der Presse. Aber auch dieser Mensch schafft für sich Großartiges, und hat Geschichten zu erzählen.
Auf der anderen Seite kann ANTIHERO natürlich auch für einen Menschen stehen, der wie das Negativ eines Helden ist, der alle positiven Werte eines Helden ins Schlechte verkehrt hat. Jemand mit krankhaften Neigungen und Phantasien vielleicht, oder der mit Lügen, Korruption oder Menschenverachtung zu Ruhm kommen möchte. Wir haben wir die beiden erwähnten Charaktere mit teilweise dramatischen Situationen konfrontiert, so dass jeder Song einen Traum oder ein Erlebnis eines unserer "Antihelden" erzählt. So gibt es auf dem Album z.B. jemanden der so stark an seine Wiedergeburt glaubt, dass er sein bisher gelebtes Leben mit all seinen Schattenseiten wegwerfen möchte. Oder man findet einen anderen (anti) Helden, der auf Grund einer nicht erwiderten Liebe gerne an Gottesstelle einige Korrekturen vornehmen möchte. Nur um einmal zwei Geschichten herauszunehmen...
Wie gesagt, die Thematik des "Antihelden" hat uns über die gesamte Entstehungszeit des Albums unbewusst beschäftigt, und am Ende stellten wir fest, dass tatsächlich ein Großteil unserer Songs in dieses Gerüst passen würde. Das Album enthält aber auch Songs, die nicht diesen Hintergrund haben, oder die durchaus auch ohne einen solchen bestehen können. So gesehen ist es mehr ein roter Faden, der sich durch das Album zieht."

LARS




Zurück