FAT MARY

"Also irgendwie Diven sind wir schon…"

Die Stralsunder Fat Mary veröffentlichen jetzt im Januar 2004 mit ihrem Debüt "Congratulation" ein erstaunlich gutes Album, das zwar nur 26 Minuten lang ist, aber keine langweilige Note drauf hat. Und natürlich kann ein Album einer jungen Rockband Anfang 2004 nur wie 1976 klingen, die Einflüsse der "guten alten Zeit" der Rockmusik bestimmen zum Großteil die fetten Songs. Wie kommen die nur dazu, so was zu spielen? Bert kannte ich durch seine solistische (elektronische) Musik. Ich wollte mich mal einklinken und besuchte die Band in ihrem Proberaum.

ragazzi: "Wie fing es mit Fat Mary an?"
Bert: "Kennst du noch Megasonic Supernova?"
ragazzi: "…da spielten Steffen und du…"
Bert: "Genau. Wir haben zwei CDs gemacht."
Steffen: "Da war ich aber schon nicht mehr dabei."
Bert: "…Andreas kam dann als Sänger dazu, 1998. Da haben wir ihn ganz fies von einer anderen Band abgeworben."
ragazzi: "Welcher Band?"
Andreas: "Barking Queen. Wir spielten Punk, Metal, Rock. Das typische Ding, wenn Jugendliche anfangen, Musik zu machen."
Bert: "Jörn, unser ehemaliger Bassist meinte: Andreas, kannst bei uns singen. Wir hatten keinen Sänger. Bis dahin war alles nur instrumental gewesen."
ragazzi: "Aber das war 1998 noch Megasonic Supernova. Und wie ist aus Megasonic Supernova Fat Mary geworden?"
Bert: "Na ja, dann kam der große Crash. Wir verstanden uns, auch musikalisch, nicht mehr. Das war ein harter Cut."
Andreas: "Das war im Großen und Ganzen auch ein persönliches Ding. Ich war der jüngste in der Band und die anderen waren ein ganzes Stück älter, hatten andere Vorstellungen, wie man an Musik herangeht. Das prallte mehr und mehr aufeinander. Wir hatten 2 Platten gemacht und am 7. Januar 2001 habe ich gesagt, ich steige aus."
Steffen: "…das weißt du noch?"
Andreas: "Na ja, das war eine Woche vor unserem Auftritt vor 5.000 Leuten. Wir haben in Greifswald bei Rock gegen Rechts gespielt. Danach habe ich mit dem Schlagzeuger und einem Bassisten weitergemacht als Sumatra, haben in der Gegend hier auch etliche Konzerte gegeben. Das war sehr metallisch."
Bert: "…aber nicht schlecht…"
Andreas: "Natürlich war es nicht schlecht. Aber ich fing an, die Orgel zu vermissen, das Warme in der Musik. Ich hatte dann Bert mal mit nach Bergen geschleppt, wo wir probten um zu gucken, ob ich da die Orgel irgendwie reinkriege. Hat natürlich nicht funktioniert. Ich habe mich dann öfter mit Bert getroffen, er fungierte für mich die erste Zeit bei Sumatra so als Kritiker. Ich fragte ihn, wie er die Songs finden würde, schon bei Megasonic hatte ich mich mit ihm am besten verstanden. Wir fingen bei Freunden auf dem Dorf an zu Jammen mit ganz viel Dope. Ohne Stress, einfach nur mucken, da fing ich wieder an, Gitarre zu spielen."
ragazzi: "…wieder angefangen, Gitarre zu spielen?"
Andreas: "Ich war bei Megasonic und Sumatra nur Sänger."
Steffen: "Ich verstehe bis heute nicht, warum du bei Megasonic keine Gitarre gespielt hast."
Andreas: "Da stand Janko mit der Gitarre. Aber mit Bert begann mein Gitarrespiel zu "leben"."
Bert: "Er ist einfach begabt, da brauchen wir gar nicht drüber zu reden."
Andreas: "Aber irgendwann hatte ich die Nase voll vom Kiffen und Jammen. Ich wollte wieder auf die Bühne. Auch mit einem richtigen Schlagzeuger, den hatten wir noch nicht. Das war alles nix. In Bergen kannte ich noch einen, ich wusste, der ist "tüffig", mit dem kann man was machen und er war auch ganz angetan. Mit dem haben wir die ersten Gigs gemacht, die ersten Songs geschrieben, das Landesrockfestival gewonnen."
ragazzi: "…was Voraussetzung war für die Platte…"
Andreas: "Genau. Das hat einen Teil der Aufnahmen finanziert. Aber auch das dividierte sich wieder auseinander. Andreas Kieser, dieser Drummer, wollte mehr in die jazzige Richtung. Ich war zu prollig für ihn. Aber ich mag Rock. Energie. Dann haben wir uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt. Das hätte so keine Zukunft gehabt. Eine Zeit lang haben wir mit verschiedenen Schlagzeugern probiert und irgendwann habe ich Bert mal gebeten, Steffen zu fragen. …und dann hatten wir das erste Mal in der Band einen richtigen Schlagzeuger."
ragazzi: "Was hast du in der Zwischenzeit gemacht, Steffen? Hast du irgendwo gespielt?"
Steffen: "Nein, überhaupt nicht. Ich habe für die Band mein Schlagzeug entstaubt. Ich hatte überhaupt keine Zeit, war nach Berlin gegangen, habe Ausbildung und Meister für Veranstaltungs- und Tontechnik gemacht. Hatte aber irgendwann die Schnauze voll und bin nach Stralsund zurückgegangen. Als freier "Tonmensch" arbeite ich aber auch weiterhin noch in Berlin. Fat Mary habe ich dann in Greifswald zweimal im Klex gesehen…"
Bert: "…da hat er dann Blut geleckt, er sagte, das war geil, klingt professionell…"
Steffen: "Bert hat mich gefragt, und ich sagte, das wäre der absolute Grund, um wieder anzufangen, Schlagzeug zu spielen. Ich hatte dieses Rack noch und das war so teuer, ist ein geiles Ding, es war einfach zu schade, es stehen zu lassen. Ich habe gefragt, ob ich mit in den Proberaum passen würde und meinte, wir können ja mal Jammen…"
Bert: "…du hast Konturen eingebracht. Wir haben gedacht, alter Schwede! Der Mythos! Er war seit Megasonic ein Mythos."
ragazzi: "Andreas, du hast die Songs komponiert?"
Andreas: "Wir."
ragazzi: "Auch die auf der Platte?"
Andreas: "Das sind die ersten Songs, die wir gemacht haben."
Bert: "Du musst das so sehen, Andreas ist meistens derjenige, der den größten Anteil an Musik und Texten hat. Wir beide, Steffen und ich, geben im Prinzip das dazu, was wir können."
Steffen: "…wir bauen das zusammen aus. Die Songs verändern sich im Laufe der Zeit. Das entwickelt sich beim Jammen, da finden sich die Strukturen, die wir dann aufgreifen. Es passiert auch, dass die eine oder andere Änderung sich durch ein Solo oder durch Verspielen ergibt. Dann heißt es, Stopp, warte mal, das ist es doch."
ragazzi: "Habt ihr konkrete Vorstellungen, wie das klingen soll? Stilistisch?"
Steffen: "Wir wurden schon mit den DOORS verglichen. Mit denen habe ich nicht viel am Hut, die sind gut, hatten einige Hits, aber ich habe nicht eine einzige Platte von denen. Die können mich nicht inspiriert haben. Keiner von uns setzt sich hin und denkt darüber nach, wie die Musik klingen soll."
Bert: "Wir zwingen uns nicht, einen bestimmten Stil zu spielen, das passiert einfach. Das ist ein Trip."
Steffen: "Es fließt natürlich schon ein, was wir so privat hören."
ragazzi: "…und was ist das so?"
Bert: "Ich habe gerade Primus entdeckt."
Andreas: "Ich bin froh, dass mit Steffen jemand in die Band gekommen ist, der mehr das hört, was ich zu Hause im Plattenschrank habe. Ich bin großer Danzig-Fan, Deep Purple, Masters Of Reality, Kyuss, auch Bluesrock, Rick Derringer, Johnny Winter, ZZ-Top. Echten Blues finde ich auch total stark."
Steffen: "Ich habe extrem viel von den alten Deep Purple. Da bin ich der absolute Oberfan. Da habe ich mich, klar, schon inspirieren lassen."
Andreas: "Also für mich geht Steffen so in die Richtung professioneller Jazzschlagzeuger. Das sehe ich im Vergleich zum Schlagzeuger von Type-O-Negative, dem von Danzig."
Bert: "Einflüsse ja, aber wir sind eigenständig."
Andreas: "Die Musik soll nicht zu komplex sein. Schön einfach, hier und da ein bisschen was schönes rein, aber nicht überbordend."
Steffen: "Der eigene Stil entwickelt sich so oder so. Das ist eine Frage der Entwicklung. Ich lege keinen Wert darauf, ein Musiker zu werden wie Mike Portnoy zum Beispiel. Der ist großartig. Hat ein sagenhaftes Talent! Aber interessiert mich musikalisch überhaupt nicht. Da kann ich nichts mit anfangen. Oder Dave Weckl, Terry Bozzio, das sind beeindruckende Leute, ganz klar, aber die haben keinerlei musikalischen Einfluss auf mich. Ich finde das total geil, wenn ein besoffener John Bonham holzt wie ein Wahnsinniger. Und der spielt Viertel, der macht das so geil. Ian Paice frickelt auch ganz schön viel, aber wenn es drauf ankommt, rockt er. Wenig spielen, heftig rocken und passen muss es. Das ist der Punkt. Du musst das finden, was in die Musik passt. 95 oder 98% des Publikums interessieren technische Licks sowieso nicht, die hören nur, dass es passt oder nicht passt."
Bert: "Ja gut. Das war genug zum Schlagzeug. Nun zu meinen musikalischen Einflüssen: moderne Komponisten von heute, die die Klassikschiene fahren, wie Arvo Pärt, Philip Glas, Steve Reich, Minimalisten eben. Die Doors haben eine Schlüsselstellung bei mir. Mit dem Deep Purple-Orgelmann kann ich mich mittlerweile auch anfreunden, das verstehe ich langsam. Doors, die höre ich am liebsten live, die Studiosachen sind mir zu brav, live hört man, ob die Band gut drauf war, gut geschlafen hatte."
Andreas: "Iron Butterfly. Nicht In-A-Gadda-Davida, sondern die kurzen Dinger, die sind hammergeil."
ragazzi: "Ooops, die sind doch Schrott."
Andreas: "Mach jetzt mal aus. Jetzt gibt es erstmal Schläge. Was die aus 4-5-Minuten Songs gemacht haben, ist hammergeil, mit der Wahnsinnsstimme und dem Bass. Einfach geil! Aber Led Zeppelin haben Iron Butterfly weggedrückt."
Steffen: "Das war doch wunderbar…"
Bert: "Iron Butterfly waren noch mehr so in den 60ern verhaftet, das ist so das Ding, auf das Andreas und ich total abgehen."
Andreas: "Absoluter Höhepunkt."
Bert: "Andreas sagte zu mir, wie du spielst, dass finde ich schön, das macht mich an. Das war für mich die Initialzündung. Bis dahin kam ich mir immer wie schmückendes Beiwerk vor, aber Fat Mary hat´s gebracht."
ragazzi: "Mit Fat Mary entfaltet ihr das, was bei Megasonic Supernova nicht möglich war?"
Bert: "Ja!"
Steffen: "Megasonic war nur Arbeit, keine Musik. Da ging es immer nur um Ergebnisse. Nicht darum, Musik zu machen. Es hieß immer nur, es müssen Songs fertig werden, irgendwie. Da wurde nicht drauf geachtet, dass das Ding eine Seele kriegt, sondern nur: das muss fertig. Viel diskutierten, immer nur arbeiten."
ragazzi: "Dann trefft ihr euch in Fat Mary also viel idealer, reifer. Es geht mehr um Musik."
Bert: "Es geht auch richtig in die Persönlichkeit. Wir hatten heftige, dramatische Dispute."
Andreas: "Wir sind mit der Band gewachsen. Es gibt auch jetzt noch Situationen, wo wir uns fetzen, aber es hat ein ganz anderes Niveau. Wir wissen, was wir uns gegenseitig wert sind."
ragazzi: "Lyrics. Wer schreibt die Lyrics? Worum geht es? Wie kommst du dazu?"
Andreas: "Persönliche Erlebnisse. Ob es nun in der Form direkt mich betrifft oder ob ich das aufgefangen habe, ist egal. Aber es sind alles irgendwie Situationen aus dem Leben. Ich kann mir nichts ausdenken. Ein Song ist für mich eine Möglichkeit, ein Problem mit innerer Spannung auszudrücken."
Bert: "Wenn er einen Song schreibt, merke ich genau, dass er gerade was verarbeitet…"
ragazzi: "…und die Texte schreibst du auch selbst englisch?"
Andreas: "Ja. Also die Ideen kommen schon auf Englisch. Als wir anfingen, wollte ich fröhlichere Musik machen. Die ersten beiden Songs, die wir gemacht haben, waren "Wild Boy" und "Little Queenie" - sehr positive Texte, ziemlich locker. Aber das Interessantere ist das, was etwas Trauriges oder Schlimmes beschreibt, weil ich mich da am besten reinfühlen kann. Das war schon immer so, auch bei Megasonic Supernova. Ich habe mir letztens unsere 2. Megasonic angehört und habe gedacht, oh, da muss ich ja richtig scheiße drauf gewesen sein. Ganz weit unten, sehr intensiv. Die Texte sind aus dem Leben, meistens sind das Situationen, die ich in den Songs verarbeiten kann. Ich hoffe, dass es Leute gibt, die das nachvollziehen können. Und hoffe natürlich auch, dass ich es immer noch so hinkriege, dass die Leute vielleicht noch was anderes rausziehen können. Ich bin heute überrascht, was ich damals vor einem Jahr für Texte geschrieben habe und merke, dass man die auch ganz anders verstehen kann. Aber ich habe sie so geschrieben, weil ich in dem Moment so drauf war. Ich lerne mit meinen Texten."
Bert: "Das ist ein sehr dynamischer Prozess. Da können wir uns überhaupt nicht einmischen."
ragazzi: "Deine lauten "Hehehe"-Sachen, wie bist du darauf gekommen? Einfach so, aus der Stimmung heraus?"
Andreas: "Ja, ich steh auf so was. Ich steh auf einfache Laute wie Yeah oder Hey. Das puscht. Das sind Sachen, die klingen einfach."
ragazzi: "Konzerte. Fat Mary gibt es jetzt seit…?"
Bert: "…seit November 2001. Bei Megasonic wurde nur abgearbeitet. Mit Fat Mary wollen wir eine offenere Sache. Wir wollen konfrontiert werden mit Sachen, die wir uns gegenseitig zuwerfen. Alles ein bisschen lockerer, auf der Bühne soll es sein wie im Proberaum. Im Proberaum sind wir extrem charmant und das wollen wir auch auf der Bühne bringen. Die Leute sollen merken, weshalb wir das überhaupt machen, dass es uns Spaß macht. Die ersten Konzerte haben wir mit Improvisationen begonnen…"
Andreas: "…das war total lustig, die beiden anderen haben angefangen und ich konnte warten, bis ich soweit war."
Bert: "Wir haben uns Zeit gegeben und gesehen, wie alles so wirkt. Wir brauchen nicht viel dafür tun, wir wollen sein, wer wir sind und geben uns so auch auf der Bühne. Das ist der große Trip. Der Sieg beim Landesrockfestival in Rostock war zwar eine Überraschung, aber eigentlich so sehr auch wieder nicht. Vor allem für Andreas, der hat damit von Anfang an gerechnet."
Andreas: "Ich habe nicht damit gerechnet, es war das große Ziel."
Bert: "Du hast vorher hier im Proberaum gesagt, wir spielen in Rostock - und dann können wir eine CD machen. Und eine CD kann man nur machen, wenn man gewinnt. Aber das war für dich gar nicht wichtig. Das mit der CD war für dich klar, schon vorher."
ragazzi: "In Rostock habt ihr auch mit der Improvisation angefangen?"
Andreas: "Nein, da hatten wir nur eine halbe Stunde."
ragazzi: "…das war nicht mehr der Anfang, da wart ihr schon fester im Sattel?"
Bert: "Ja, aber doch noch relativ jungfräulich."
Andreas: "Wir waren schon darauf bedacht, es zu schaffen. Ich habe mir vorher die Soli ganz genau angeguckt. Die Aufregung bei einer solchen Sache ist doch schon sehr groß. Es ging um was, CD oder nicht CD."
Bert: "Es ist ja so, dass die Musik sehr viel hergibt. Egal, wie schlecht oder aufgeregt wir sind, die Musik hat eine große Vibration, die die Leute anmacht. Wir sind einfach ehrlich. Wir spielen nicht irgendwas vor, machen keinen Macker. Die Leute mögen uns oder finden uns Scheiße."
Steffen: "Leute, die uns nicht kennen, fahren drauf ab. Die haben wir gekriegt. Das ist ein gutes Gefühl. Es war noch keiner da, der meinte: Ja, war nicht schlecht. Es bringt uns nichts, wenn einer sagt, dass es nett war. Da können wir nichts mit anfangen. Entweder sagen sie, dass es geil war oder aber, es sei nicht ihr Ding. Meistens kommt dann: aber habt ihr nicht schlecht gemacht. Damit kann ich leben. Dann sind wir eben nicht seine Band. Zumeist kommt unsere Arbeit, die wir darein stecken, aber bei den Leuten an. Wenn die abfahren auf einen Song, dann ist dann schon sehr geil. Das ist der Hammer überhaupt."
Bert: "Also irgendwie Diven sind wir schon…"
Steffen: "Wer Musik macht, braucht Bestätigung, deswegen spielt man auch live."
ragazzi: "Wie sieht es aus mit Auftrittsmöglichkeiten?"
Steffen: "Du musst aufpassen, dass du nicht auf deinen Spritkosten sitzen bleibst. Du musst vielleicht nicht draufzahlen, aber du musst dir vielleicht selbst was zu essen kaufen. Viel gibt es sowieso nicht."
Andreas: "Wir haben im Klex in Greifswald gespielt, die Leute sind gut drauf dort. Im Mau in Rostock waren wir mit Bonghead. Überhaupt sind die Rostocker Clubs ok. Bis auf die Stubnitz, das ist kein Rockladen."
ragazzi: "Die CD. Wieso ist die CD so kurz?"
Andreas: "Reine Geldsache. Wir waren in einem sehr teuren Studio, das hat sich aber gelohnt. Lieber ein paar weniger Songs, dafür aber hammerfetten Sound. Zum Mischen braucht man viel Zeit, die muss man dem Produzenten einfach geben. Live hast du einen Sound, der den Leuten gefällt oder nicht. Aber zu Hause musst du einen guten Sound haben, so dass du die CD immer wieder anhören willst. Wir haben Rückmeldungen von Leuten bekommen, die die CD per Internet bestellten, die meinten, live seien wir geil gewesen. Als sie die CD gehört haben, waren sie total begeistert. Wir haben den Vorteil, dass wir ein bisschen vom Landesrockfestival bekommen haben."
Steffen: "Aber im Endeffekt haben wir 50% selbst gezahlt."
Andreas: "Ja, das darf man nicht vergessen. Aber der Sound ist halt so gut, dass man die Songs immer wieder gern anhören mag."
ragazzi: "Die CD kann man über Eure Website…"
Andreas: "...fat-mary.de für 8 Euro inklusive Porto und Verpackung beziehen."
ragazzi: "Ihr habt mehr Songs als die 6 Stücke auf der CD…?"
Andreas: "Wir haben ein Set von anderthalb Stunden. Ausbaufähig. Für die CD haben wir die Songs genommen, die uns am wichtigsten waren. Das sind zum größten Teil alte Songs, die wir am weitesten entwickelt haben."
ragazzi: "Ihr habt einige witzige Arrangements. Differenziertes Schlagzeugspiel, ausgefallene Gitarrensachen, witzige Keyboardharmonien - wie kommt ihr darauf?"
Andreas: "Wir fragen uns manchmal selbst, wie wir darauf gekommen sind. Wenn wir uns die alten Songs anhören, fragen wir uns, he, wie haben wir das nur hingekriegt!?"
Steffen: "Das kommt von ganz allein. Wenn wir zusammenspielen, passiert das. Ein Solo fordert da was heraus oder eine komische Basslinie, der Charakter eines Songs entwickelt sich nach und nach. Irgendwann platzt der Knoten und dann ist der Song da. Dann kannst du ein paar Sachen ausprobieren und merkst, was noch fehlt."
Andreas: "Das dauert manchmal ein paar Konzerte. "Congratulation" ist so ein Beispiel. Das dauerte lange, ehe der Song vollständig war. Er ist fast der gleiche, wie zu Anfang, aber die kleinen Dinge machen was aus: veränderte Bassdrum, andere Akzentuierungen."
Bert: "Für mich ist das auch so eine Verquickung von dem, was du selber bist, wie du dich entwickelst als Mensch und dem, was du spielst. Du hörst es, wenn einer ein unsicherer oder vorsichtiger Mensch ist, der spielt schwammiger, nicht so konkret. Der kann sich nicht so zeigen. Aber wenn du selbstbewusster bist, spielst du viel konkreter. Kannst dich mehr rüberbringen. Du kannst deinen Anspruch besser umsetzen, bist, was du bist."
ragazzi: "Andreas, im Werkstatt-Konzert hast du was von "dieser Band-Konstellation" gesagt. Heißt das, dass du dir auch eine ganz andere Konstellation vorstellen kannst?"
Andreas: "Ich kann mir keine bessere Konstellation vorstellen. Ich war bisher noch nie glücklicher. Ich liebe die Jungs und habe mir noch nie so gern meine eigene Musik angehört. Ich brauche Steffen und Bert nicht zu sagen, was sie machen sollen. Sie machen das schon, das weiß ich. Auch wenn ich oft rummeckere, irgendwann merke ich, dass es gut läuft."
Steffen: "Das geht uns allen so."
ragazzi: "Spielt ihr die Songs live wie die Studioversionen oder passiert da was, improvisiert ihr, verändert ihr die Stücke?"
Andreas: "Kommt drauf an. Was Gitarrensoli betrifft, bin ich ziemlich faul."
Steffen: "Ich bin sehr froh darüber, weil das sonst schwierig wird. Das braucht ungeheuer viel Kraft."
Andreas: "Um es auf den Punkt zu bringen: ein Teil der Soli ist im Proberaum schon da. Das wird beim Konzert variiert, wie wir halt so drauf sind. Wie Bert vorhin bereits sagte, freier sein, nicht alles so genau spielen."
ragazzi: "Wie viele CDs habt ihr schon verkauft?"
Andreas: "Puh, bei den Konzerten ein paar, über Internet…"
ragazzi: "Den Großteil habt ihr aber noch?"
Bert: "Ja, die CD ist ja gerade erst jetzt im Januar 2004 erschienen."
ragazzi: "Was habt ihr für die Zukunft für Vorstellungen? Macht ihr Pläne?"
Steffen: "Weiter zu machen, genauso wie jetzt, aber davon leben zu können. Keine Sachen nebenbei machen zu müssen, nur Musik. Unser großes Ziel."
Andreas: "Ein Deal mit einer Plattenfirma zu bekommen. Das ist aber nicht das ganz große Ziel. Das ultimative Ziel ist, ganz viele Leute zu erreichen, Konzerte zu geben, Leute kennen zu lernen, Leute zu entkrampfen, den Leuten zeigen, dass man auch anders Musik machen kann. Anders als der Popquatsch im Fernsehen, wo alle eine Sauce machen müssen. Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht."
ragazzi: "Die CD ist nur über eure Webseite zu beziehen, kein Mailorder-Versand oder CD-Märkte?"
Bert: "Nein, das würden wir nicht auf die Reihe bekommen. Dafür sind wir einfach noch zu klein, noch nicht entdeckt worden."
ragazzi: "Ich danke für das Interview."

VM




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